In Thüringen wird seit Juni die Reparatur von Elektrogeräten mit bis zu 100 Euro unterstützt. Das Leipziger Reparaturcafé und Bildungsprojekt Café kaputt hält das für einen ersten guten Schritt und spricht sich für die Einführung eines Reparaturbonus in Sachsen aus.

In Thüringen wird seit dem 15. Juni 2021 die professionelle Reparatur von Elektrogeräten gefördert. Alle Thüringer/-innen können 50 % der Reparaturkosten für ein Elektrogerät erstattet bekommen. Der sogenannte Reparaturbonus beträgt maximal 100 Euro und kann einmal im Jahr bei der Verbraucherzentrale Thüringen beantragt werden. Das Modellprojekt wird vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz finanziert.

Als Reparaturinitiative, die sich für eine Kultur des Reparierens stark macht, begrüßt das Café kaputt den Reparaturbonus. „Nicht alle Geräte können selbst oder mithilfe unserer ehrenamtlichen Reparaturhelfer/-innen repariert werden. Da sind dann professionelle Reparaturwerkstätten gefragt.“ sagt Linda Zebe, Sprechstundenleiterin im Café kaputt.

Der Gang zum Profi-Reparateur scheitert jedoch häufig am Geld. Die Kosten für eine Reparatur sind schnell so hoch, dass sich Menschen eher für den Neukauf entscheiden. Elektrogeräte sind häufig sehr günstig. Sie werden in Ländern hergestellt, in denen der Lohn für Arbeiter/-innen sehr viel geringer ausfällt als in Deutschland. Der Reparaturbonus könnte dazu animieren, Geräte in die Werkstatt zu geben und damit die Umwelt zu entlasten.

Die Engagierten im Café kaputt halten den Thüringer Reparaturbonus für einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Um Reparatur wieder zum Normalfall werden zu lassen, sind jedoch weitgehendere Maßnahmen in der Gesetzgebung erforderlich. Gemeinsam mit dem Runden Tisch Reparatur fordert das Café kaputt seit Jahren ein „Recht auf Reparatur“. Jede/r Verbraucher/-in sollte sich jederzeit für eine Reparatur statt für ein Neugerät entscheiden können. Das ist nur möglich, wenn die produzierenden Unternehmen dazu verpflichtet werden, Ersatzteile, Baupläne und Diagnosetools zur Verfügung zu stellen.

Reparaturfreundlichkeit beginnt aber auch schon bei der Herstellung. „Häufig scheitert eine Reparatur bereits daran, dass die Geräte nur schwer geöffnet werden können oder Bauteile nicht ausgetauscht werden können.“ berichtet einer der ehrenamtlichen Reparaturhelfer/-innen im Café kaputt. Also schon in Design und Produktion muss Reparierbarkeit von den Unternehmen mitgedacht werden. Das könnte auch durch eine gesetzlich verankerte lange Gewährleistungspflicht erreicht werden.

Die Reparatur von Elektrogeräten verlängert deren Nutzungsdauer und spart damit Energie und Material für die Herstellung eines neuen Gerätes. Das schont die natürlichen Ressourcen der Erde. Im Café kaputt im Leipziger Stadtteil Lindenau können Bürger/-innen lernen, ihre kaputten Gegenstände selbst wieder ganz zu machen.

In unterschiedlichen Reparatursprechstunden in den Bereichen Technik, Heimwerken und Textil zeigen engagierte Expert/-innen wie es geht und unterstützen bei der Reparatur. Das Bildungsprojekt wird in 2021 gefördert durch das Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig, dem Stiftungsfonds Sonnige Aussichten – GLS Treuhand e.V. und durch Spenden und Fördermitgliedschaften vieler famoser Einzelpersonen.

Weitere Informationen zum Café kaputt finden Sie auf unserer Homepage www.cafekaputt.de .

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