In der Thomaskirche Leipzig nahmen letzten Donnerstag die Familie, musikalische Wegbegleiter, die Gemeinde St. Thomas und der Thomanerchor Leipzig Abschied von Alt-Thomaskantor Georg Christoph Biller. Die Ansprache im Trauer-Gottesdienst hielt Pfarrer i.R. Christian Wolff. Der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig würdigte die besonderen Verdienste des Alt-Thomaskantors um die internationale Reputation der Musikstadt Leipzig.

„Georg Christoph Billers besonderer Verdienst ist die gesteigerte internationale Reputation des Thomanerchores und der Musikstadt Leipzig durch erfolgreiche unvergessene Konzertreisen in aller Welt und glanzvolle Musikproduktionen und die Ausgestaltung so vieler festlicher Anlässe. Wir verneigen uns vor dem Leben und Schaffen Georg Christoph Billers und sind zutiefst dankbar für eine vertrauensvolle und glückhafte Zusammenarbeit, für sein Beharren auf dem Besten, für die glanzvolle Entwicklung des Thomanerchores und seine unermüdliche tägliche künstlerische Arbeit.“ Burkhard Jung Oberbürgermeister der Stadt Leipzig während seiner Ansprache.

Die Plätze für den Trauergottesdienst waren aufgrund der aktuellen Corona-Regeln limitiert. Knapp 300 Teilnehmer, unter ihnen der Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft, Kultur und Tourismus Sebastian Gemkow, die Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur Dr. Skadi Jennicke, Tomoko Masur, die Witwe des ehemaligen Gewandhauskapellmeisters Kurt Masur und weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Viele Leipziger waren darüber hinaus der Einladung gefolgt, auf dem Thomaskirchhof über eine live Ton-Außenübertragung am Trauergottesdienst teilzunehmen. Die Beisetzung fand im engsten Familien- und Freundeskreis auf dem Leipziger Südfriedhof statt.

Unter der Leitung von Thomaskantor Andreas Reize musizierte der Thomanerchor Leipzig zusammen mit dem Gewandhausorchester. Des Weiteren sangen der GewandhausChor und Leitung von Gregor Meyer und das Leipziger Vocalensemble unter Sebastian Reim. Beide Chöre hatte Georg Christoph Biller selbst geleitet.

„Ich hatte die große Ehre Alt-Thomaskantor Georg Christoph Biller persönlich kennenzulernen und in den vergangenen Monaten in einem engen Austausch mit ihm gestanden zu haben. Seine Wertschätzung und der unbändige Drang zur Pflege der Bachschen Musik war außergewöhnlich und seine Arbeit mit dem Thomanerchor von großer Bedeutung für die Musikstadt Leipzig. Georg Christoph Biller hat nicht nur den Thomanerchor musikalisch reich beschenkt, von seinem musikalischen Wirken werden noch viele Generation profitieren und daraus Gewinn ziehen können.“ So Thomaskantor Andreas Reize im Anschluss an den Trauergottesdienst.

Georg Christoph Biller verstarb am 27.01.2022 nach langer schwerer Krankheit, im Alter von 66 Jahren.

Alt-Thomaskantor Georg Christoph Biller

Geboren am 20. September 1955 als Pfarrerssohn in Nebra, erhielt er seine erste musikalische Ausbildung von 1965 bis 1974 als Thomaner unter Erhard Mauersberger und Hans-Joachim Rotzsch. Als Chorpräfekt sammelte er hier erste Erfahrungen im Dirigieren. Nach dem Abitur 1974 an der Thomasschule zu Leipzig studierte er von 1976 bis 1981 Orchesterdirigieren bei Rolf Reuter und Kurt Masur sowie Gesang an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig.

Georg Christoph Biller wurde 1980 Chordirektor des Leipziger Gewandhauses und lehrte als Dozent für Chorleitung an der Kirchenmusikschule Halle. 1992 wurde er zum Thomaskantor berufen und leitete den Thomanerchor als sechzehnter Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach bis ins Jahr 2015.

Als Thomaskantor pflegte Georg Christoph Biller die große Chortradition der musica sacra von den gregorianischen Anfängen bis zur Moderne und widmete sich engagiert dem zeitgenössischen Chorschaffen. Dabei waren die regelmäßigen „Motetten“ in der Leipziger Thomaskirche für ihn der Mittelpunkt im Wirken des Chores in der Stadt.

Georg Christoph Biller ist es gelungen, die Thomaner nicht nur an der Spitze der künstlerischen Leistungsfähigkeit zu halten, sondern den Chor auch stetig weiterzuentwickeln. Dabei war er an der Entwicklung des Bildungscampus forum thomanum unter dem Leitgedanken „glauben, singen, lernen“ maßgeblich beteiligt. Einer der Höhepunkte seines Thomaskantorats waren die Feierlichkeiten zum 800-jährigen Jubiläum des Thomanerchores in 2012.

Alt-Thomaskantor Prof. Georg Christoph Biller war ein energischer, kraftvoller Künstler, der den Chor mit großer Persönlichkeit und Leidenschaft geleitet hat. In seiner Amtszeit als Thomaskantor hat er viele Thomanergenerationen geprägt und war wichtige Bezugsperson für zahlreiche Sänger und Musiker. Sein Tod ist ein großer Verlust für die Musikstadt Leipzig und die Bachfamilie in aller Welt.

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