Der Ausschuss für Schule und Bildung hat sich heute in einer öffentlichen Anhörung mit dem Thema geschlechtersensible Berufsberatung beschäftigt. Dazu erklärt Christin Melcher, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag:

„Noch immer wird die Berufswahl junger Menschen maßgeblich vom Geschlecht beeinflusst und nicht allein von Begabungen und Interessen. Hier kann und muss die Berufsorientierung ansetzen. Stereotype Rollenbilder müssen aufgebrochen und Vorbilder sichtbar gemacht werden. Wir Bündnisgrüne wollen alle Talente fördern, unabhängig vom Geschlecht. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels brauchen wir sowohl mehr Frauen etwa im MINT-Bereich als auch mehr Männer in Sozial- und Erziehungsberufen.“

Lucie Hammecke, gleichstellungspolitische Sprecherin der Bündnisgrünen-Fraktion ergänzt:

„Das Geschlecht bestimmt nicht über die Fähigkeiten eines Menschen. Wir wollen den gleichberechtigten Zugang zu vermeintlich geschlechtsuntypischen Feldern fördern. Das beginnt bereits bei der Berufsorientierung von Schüler/-innen und der Förderung von Vorbildern, indem wir die Leistung von Frauen stärker in die Öffentlichkeit bringen.

Auch nach der Schulzeit sehen wir Bündnisgrüne weitere Möglichkeiten, wie beispielsweise die Unterstützung beim Schritt in die Selbstständigkeit oder der Fokus auf die Bedarfe von Menschen, die es aufgrund von ihren Lebensumständen auf dem Arbeitsmarkt schwerer haben. Jeder Schritt zu mehr wirtschaftlicher Teilhabe von Frauen kommt am Ende allen Sächsinnen und Sachsen zugute.“

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag hatte als Sachverständige Prof. Dr. Hannelore Faulstich-Wieland benannt, die sich in mehreren Publikationen mit dem Thema Berufswahl und Geschlecht befasst hat. Sie machte in der Anhörung deutlich, dass junge Frauen, gemessen an schulischen Abschlüssen, zwar bildungserfolgreicher sind, die erreichten höheren Abschlüsse aber weniger nutzen. Während 54,9 Prozent der Abiturient/-innen junge Frauen sind, sind es bei den Studienanfänger/-innen noch 50,2 Prozent. In den Ingenieurswissenschaften ist nur ein Viertel der Studierenden weiblich.

Ähnlich geschlechtersegregiert ist die duale Berufsausbildung. Die politischen Vorgaben in Sachsen bezeichnete Prof. Dr. Faulstich-Wieland als unzureichend: „Sachsen gibt keinerlei Hinweise dazu, wie Geschlecht in der Berufsorientierung berücksichtigt werden soll.“ Sie bezeichnete Irritationen als eine Möglichkeit, Berufsorientierung geschlechtersensibel zu gestalten. So könnten historische Geschlechtswechsel von Berufen thematisiert oder die „Vergeschlechtlichung“ von Berufen als soziales Konstrukt enttarnt werden.

Weitere Informationen:

Mit dem „Girls’ Day“ wird seit 2001 die Berufsorientierung junger Mädchen gefördert durch spezielle Angebote von Unternehmen und Institutionen. 

Auch die Bündnisgrüne-Fraktion bietet in diesem Jahr wieder einen „Girls’ Day“ an. Weitere Informationen dazu finden sich hier

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