Er lenkt ab, überall, wo er auftaucht. Und er sorgt – wie wir sehen – sofort für heillos aufgeregte Debatten – der Asterisk (*), den Jürgen Kasek so liebevoll „Sternchen“ nennt. Aber mit Liebe hat das Sternchen nichts zu tun. Auch nicht mit Respekt. Auch wenn das jene, die ihn verwenden, so felsenfest glauben. Ganz nach dem Motto: Wenn ich nur konsequent gendere, wird die Welt ein besserer Ort. Und alle werden endlich berücksichtigt. Werden sie aber nicht.

Das hat mit einem Denkfehler zu tun, der zum Sprachfehler wird. Ein Denkfehler, der sich auch in solchen Behauptungen niederschlägt: „Die Sache mit dem generischen Maskulinum ist also eine ziemlich überholte, aber leider immer noch nicht aus dem Sprachgebrauch der Mehrheit verbannte Angelegenheit.“

So gefunden auf mentiorium.de, einer Seite, die Studis bei ihrer Bachelorarbeit hilft. Es ist also nicht ganz von der Hand zu weisen, dass es eine Menge Menschen gibt, die das Gefühl haben, dass ihnen das Gendern aufgezwungen werden soll.

Denn wenn es an Hochschulen derart vehement als umzusetzen behauptet wird und die Schreibweisen in Bachelorarbeiten bestimmt, dann wird es auch zum Sprachgebrauch von immer mehr Akademikern, die natürlich in unserer Gesellschaft meist wichtige Positionen besetzen und damit den Ton angeben.

Was ziemlich brisant wird, wenn sie sich auch mit so einer Haltung anmaßen zu sagen, wie gesprochen und geschrieben werden soll.

Das ganze Patriarchat in der Sprache?

Denn was passiert tatsächlich bei der Verwendung des Asterisk? Debattiert wird immer sehr allgemein. Da wird von Berufsbezeichnungen geredet, wird eine 12.000-jährige Geschichte des Patriarchats beschworen, wird suggeriert, dass weiblich oder trans oder queer gelesene Personen sich bei Verwendung des generischen Maskulinums ausgegrenzt fühlen, getriggert oder gar diskriminiert.

Aber so funktioniert Sprache nicht. Und die Argumente stehen kopf, denn eingeführt wurden Asterisk und all die anderen Versuche zu gendern, um scheinbar nicht erwähnte Gruppen sichtbar zu machen. Eigentlich ein gutes Anliegen: Wenn Frauen durch Sprache nicht sichtbar sind, muss man sie sichtbar machen (meiner Meinung nach am besten übrigens dadurch, dass man sie erwähnt).

Wenn sich diverse Menschen unsichtbar gemacht fühlen, muss man sie erwähnen.

Aber das sollte eigentlich dadurch passieren, dass man sie tatsächlich sichtbar macht.

Genau das aber machen Asterisk und Co. nicht. Das glaubte möglicherweise der erste Aktivist, der den zuvor allein zur Sichtbarmachuung von trans-Menschen verwendeten Asterisk jetzt in die Mitte verschob und das – bürokratisch sicher sehr nützliche – Gendersternchen in die Welt brachte. Klingt erst einmal logisch: Wenn man statt Arbeiter und Arbeiterinnen einfach Arbeiter*innen schreibt, sind alle gemeint.

Oder?

Das Unbehagen der Mehrheit

Die Umfragen zeigen, dass zwei Drittel der Deutschen dem nicht folgen wollen. Eine Zahl übrigens, die zunimmt. Auch wenn eine Mehrheit ein Verbot des Genderns wiederum ablehnt.

Die Haltung ist also ungefähr: „Das ist nicht meins. Ich würde so nicht schreiben und nicht sprechen wollen. Aber sollen es die ruhig machen, die meinen, dass es für sie richtig ist.“

Was eben auch heißt: Die meisten Bundesbürger und auch die Bundesbürgerinnen gehen mit der Sache viel gelassener um, als es die erhitzten Debatten – meist nur unter Akademikern – suggerieren.

Aber was sagen die Profis, die, die sich beruflich jeden Tag mit Sprache beschäftigen und damit auch mit deren Wirkung?

Wikipedia hat dazu eine ganze Menge Stimmen, Pro und Kontra, gesammelt.

Wer wirklich seine Leserinnen und Leser erreichen und niemanden ausschließen will, der – gendert nicht. So seltsam das klingen mag.

Vielleicht wird in der Zukunft jemand eine wirklich kluge, einfache und leichte Form finden, wie die (scheinbare) männliche Dominanz in der Sprache aufgebrochen werden kann. Die bis jetzt praktizierten Formen des Genderns wirken allesamt wie ein Eingriff in den Sprachfluss, der das Erzählen ausbremst und ein fremdes Moment in den Satz bringt, das dort nicht hingehört.

Umständlich und verbissen

Ingrid Noll wird in dem Wikipedia-Beitrag mit dem Satz zitiert: „Einerseits stehe ich voll hinter einer gerechten und fairen Gleichbehandlung der Geschlechter. Andererseits nervt mich die Umständlichkeit und zuweilen auch Verbissenheit des Genderns.“

Und Navid Kermani mit dem Satz: „Keine Sprache der Welt nennt jedes Mal alle Geschlechter, wenn von einer gemischten Personengruppe die Rede ist, das wäre für die Alltagssprache zu umständlich und für die Poesie zu sperrig.“

Oder Sibylle Lewitscharoff: „Ich verwende keine gendergerechte Sprache, weil der ganze Quatsch entsetzlich aussieht und bürokratische Ungeheuer gebiert, die den Lesefluss stören.“

Denn genau so funktionieren Asterisk & Co. Und so sollen sie ja auch funktionieren: Sie sollen dort, wo eher allgemein von Menschengruppen gesprochen wird, den Blick auf das Geschlecht der erwähnten Menschen richten. Natürlich ist das ein nur zu verständliches Anliegen. Man könnte an der Stelle auch eine Pride Flag einsetzen und in allen Farben schillern lassen – die würde genau denselben Effekt ergeben: „Schaut her! Wir sind auch noch da.“

Aus Sicht all der über Jahrhunderte im öffentlichen Sprechen Ausgegrenzten ein nur zu verständliches Anliegen. Sie wollen gesehen und auch benannt werden.

Was sich beim Lesen abspielt

Und trotzdem stimmt, was Noll, Lewitscharoiff und Kermani sage: Es (zer-)stört den Text, lenkt an dieser Stelle den Blick auf die versammelten geschlechtlichen Befindlichkeiten, auch wenn sonst im Text überhaupt nicht davon die Rede ist und tatsächlich viele Leute, eine Menge Menschen oder eine große Berufsgruppe gemeint sind. Die man dann für gewöhnlich auch in dieser Allgemeinheit vor sich sieht.

Denn wir lesen in Bildern. In unserem Kopf werden aus allen Sätzen und Worten, die wir hören oder lesen, Bilder, richtige Filme im Kopf. Wir können gar nicht anders: Wir denken in Bildern, in ganzen Assoziationsfeldern. Und die begabten Autorinnen und Autoren vermögen es, richtig starke Bildgeschichten in unseren Köpfen aufzurufen.

Und das passiert nicht nur in der belletristischen Literatur. Das passiert in allen anderen gelesenen Texten. Oder passiert eben nicht, wenn dieser von Lewitscharoff erwähnte Lesefluss unterbrochen wird.

Was übrigens nicht nur durch Gender-Zeichen passiert, sondern auch durch VERSALIEN (eine beliebte Unart von Marketingexperten, PR-Spezialisten und Parteien), Markenzeichen oder was der Aufmerksamkeitshascher mehr sind. Sie alle funktionierten nach dem Prinzip: SCHAUT HER! NEHMT UNS WAHR!

Wir denken in Bildern

Die Aufmerksamkeit wird also vom Text abgelenkt, der Lesefluss unterbricht – und sei es nur für den Moment des Stutzens. Statt eine Menge von Arbeitern (Sie haben sofort ein Bild, stimmt’s?), versucht das Gehirn jetzt eine Menge Arbeiter und Arbeiterinnen zu assoziieren. Den nächsten Schritt geht es übrigens fast nie: Dann auch noch in der Menge von Arbeiter und Arbeiterinnen Menschen zu verbildlichen, die sich als divers empfinden.

Was also tun? Ganz darauf verzichten?

Einige Autorinnen und Autoren plädieren für das sparsame und bewusste Verwenden von Gender-Zeichen, wo es wirklich angebracht ist. Da, wo es nämlich wirklich die Wertschätzung für die Diversität der Menschen deutlich machen soll.

Auch jene Literaten, die eher zur Verwendung der Genderschreibweise tendieren, verzichten in ihren literarischen Texten trotzdem darauf, weil sie wissen, wie es den Erzählfluss unterbricht und sogar dazu führen kann, dass die Leser und Leserinnen aus der Geschichte springen, abgelenkt werden. Oder einfach ärgerlich werden.

Denn das Faszinierendste am Lesen ist nun einmal, wenn die Geschichte fließt. Wenn man nicht immer wieder durch eine politische Botschaft unterbrochen wird – so gut gemeint sie auch ist.

Und wie bekommt man dann die Diversität hinein?

Jedenfalls nicht so. Denn die Genderschreibweise ist auch ein Ausweichen. Man tut einfach so, als wäre man ganz korrekt und meine eben alle Menschen, wenn man im Text gendert. Aber in Wirklichkeit lenkt man ab. Man tut nur so, als sei man aufgeschlossen. In Wirklichkeit aber entsteht dadurch eine schematische Sprache – spröde, leblos, letztlich eigentlich bürokratisch.

Da kann man dann auch hinter die Substantive einfach (m/w/d) schreiben. Das kommt auf dasselbe heraus. Und bedeutet übersetzt letztlich nichts anderes als: „Wir wollen doch niemanden diskriminieren.“

Wie zeigt man Diversität?

Aber hört dadurch die Diskriminierung auf?

Natürlich nicht.

Genauso wenig wie die Marginalisierungen, die Missverständnisse und Irritationen.

Die besten Autorinnen und Autoren wissen das. Und suchen und finden starke Geschichten, um über alle diese Irritationen des Menschseins und die tatsächlichen Diskriminierungen in unserer Gesellschaft zu schreiben. Aber sie benennen es direkt, finden eine konkrete Sprache für das, was ihnen auf dem Herzen brennt und sie wütend, traurig oder lebensfroh macht.

Und genau dieselbe Aufgabe haben auch Journalistinnen und Journalisten: Lebendig und anschaulich zu schreiben, konkret zu werden, Missstände beim Namen zu nennen. Da hilft das diffundierende Gendern nicht wirklich. Es lässt sehr konkrete Menschen (und auch Menschengruppen) hinter einem allgemeinen Marker verschwinden, der letztlich nichts anderes besagt als: „Vergesst bitte die geschlechtliche Vielfalt nicht.“

Nein, die vergessen wir nicht.

Aber die sollte man, wenn man journalistisch schreibt, konkret benennen. Und zwar überall dort, wo sie wichtig ist, gezeigt und gesehen werden muss. Dann werden auch journalistische Texte konkret, lebendig und anschaulich. Und das Bild unserer Gesellschaft wird genauer und verschwindet nicht hinter einem Sternchen.

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Es gibt 4 Kommentare

Ja, es ist genau das, was mir gleichfalls furchtbar auf den Geist geht – die von Herrn Julke beschriebene Verbissenheit und die ständige Betonung von Geschlechtsmerkmalen (auch wenn diese so gar nichts mit dem Inhalt zu tun haben) Ein guter Freund (promovierter Historiker) hat z.B. darum kämpfen müssen, dass ein Verlag bei der Aufnahme eines seiner Artikel in einer bestimmten Publikation nicht den Begriff “Nationalsozialist*Innen” verwendet. Das Geschlecht hatte in dem Zusammenhang wirklich überhaupt nichts mit dem Inhalt zu tun. Es stellt sich auch die Frage, ob es sog. diverse oder non-binäre Menschen verletzt, wenn man bei der Erwähnung der Verbrechen von Nazis einen – vielleicht – womöglich – evtl. – vorhandenen Anteil von transidentitären Personen unter den Tätern unterschlägt, wenn man sie “nur” Nationalsozialisten nennt.

Für viele linke Menschen ist das sog. “Gendern” zum Dogma geraten und der (verständliche) Wunsch nach Inklusion exkludiert die große (und zunehmende!) Mehrheit der Menschen, die nicht gendern wollen und sich ausgeschlossen fühlen. Dies bedauerlicherweise noch gepaart mit mit einer gewissen Arroganz und Attitüde der scheinbar moralischen Überlegenheit. Motto: “Na ja, die, die es nicht machen (75 %!) sind eben noch nicht so weit, um die Unabdingbarkeit dieser Sprachgestaltung zu begreifen” Gerade ehemalige DDR-Bürger müssten doch sehr feine Antennen dafür haben, wenn ihnen das “Glück” zwangsweise aufgezwungen wird. Ich selbst bin das Opfer einer streng religiösen Erziehung gewesen, die gleichfalls meine Sprache und Sonstiges streng zu reglementieren versuchte. Der Zwang zum Antifaschismus, zum Sozialismus (Bsp. DDR) oder zum Glauben (wie ich und andere es erlebt haben) bewirkt sicherlich nicht, dass man offen für die womöglich guten Intentionen bleibt, die hinter diesen Philosophien stecken.

Wer gendert ist nicht automatisch ein besserer Mensch und wer es ablehnt, auch nicht automatisch ein schlechter Mensch (gar sexistisch, transfeindlich usw. ). Nochmals: Wer auf das Gendern besteht exkludiert ziemlich viele Menschen!

Von Sexismuskandalen bleibt auch die Linke nicht verschont (wie es ausführlich berichtet wurde – Bsp. Hessen), obwohl die Genderei dort vorgeschrieben wird. Womöglich wurde zuviel Energie in die Sprachgestaltung gesteckt, als in Aufdeckung der dort vorhandenen sexistischen Strukturen.
Interessanterweise halten sich grüne Spitzenpolitiker deutlich zurück, wenn sie in der Öffentlichkeit auftreten. Und dies aus gutem Grund, weil sie eben genau wissen, dass …, nun ja. Und auf dem Parteitag wird dann hingegen schön gegendert, damit die Fundis und die Parteilinke glücklich sind.

Privat darf jeder sprechen und schreiben wie er will, doch wenn z.B. die Öffentlich-Rechtlichen Medienanstalten “Gendersprache” benutzen, hat dies etwas Aufoktroyiertes, da die breite Mehrheit! (und dies zunehmend”) dies ablehnt. Die ÖR werden von uns allen bezahlt (zwangsweise) und sollen vom Grundverständnis her möglichst die ganze Gesellschaft abbilden und vertreten. Nicht mit einer Sprachgestaltung einer Minderheit, die meint bestimmte Ziele auf eine dogmatische Art und Weise verfolgen zu müssen. Wer bewusst z.B. linke Zeitungen oder andere Medien liest und konsumiert, muss eben das mittragen, wenn deren Redaktionen Gendern für notwendig halten. Jedem Menschen bleibt es überlassen, ob er für diese Medien bezahlt oder nicht. Bei ARD und ZDF geht das eben nicht.

Tragischerweise sind auch viele Umweltschutzgruppen ziemlich fanatisch, wenn’s um die Gendersprache geht. Damit werden oft auch Menschen exkludiert, die eigentlich durchaus mit den Zielen von Fridays for future liebäugeln, aber mit dem ganzen woken Drumherum nichts anfangen können. Klar, was hat dies auch mit Umweltschutz zu tun? Man muss/sollte einen ganzen Wust von Dingen mittragen, die so gar nicht in dem Zusammenhang wichtig sind, nur damit man für die eigentlich gemeinsame Sache mitkämpfen darf.

Was das Internet angeht, so bin ich selbst zum Glück auf bestimmte Addons für meinen Browser gestoßen, die es mir ermöglichen, jedwede Art von Artikel wieder lesen zu können, ohne Gendersprache ertragen zu müssen. Mit “Binnen-I-be gone”, “Remove German Gender Language” und “No Gender” ist fast alles wieder “repariert”, was so an seltsamen Ausdrücken seit einiger Zeit zwangsweise zu lesen ist. Hab alle drei installiert und aktiviert und bin nicht ständig (zumindest im Netz) genervt.

Vielleicht sollte ich dies hier am Schluss betonen:
Ich bin für die volle Gleichberechtigung von Mann und Frau. Ich bin für die volle Akzeptanz sexueller Minderheiten.
Das Ziel ist das gleiche, doch den Weg dorthin lasse ich mir persönlich nicht vorschreiben.
Mancher wird’s sicherlich nicht glauben – aber egal, es explizit nochmals erwähnt.

Bevor ich’s vergesse – @Philipp Torsten
Wollen Sie ernstgenommen werden? Ich würde Ihnen einen Grundkurs in Rhetorik und Argumentation empfehlen. Sonst braucht es evtl. sehr, sehr lange, – womöglich bis Ihnen selbst ein langer Brabbelbart gewachsen ist – bis sie gelernt haben, wie man richtig diskutiert. 😉

Die Forderung “Wir brauchen radikalere Methoden.” des Users “Philipp Torsten” erinnert mich frappant, wenn ich überlege, was in dem Zusammenhang wirklich radikal wäre, an eine Anekdote meiner Russischlehrerin “Tamara”, Jg. 1923, die, es ist Jahrzehnte her, sehr amüsiert und glucksend lachend von einer in den frühen 1960ern ernstgemeinten, öffentlich geäußerten Forderung berichtete: “Der Unterschied von Mann und Frau muß beseitigt werden!” Unfreiwillige Komik soll man ernstnehmen, sozusagen, damals wie heute.

Und ansonsten: es ist ein unverschämter Trugschluß des Users “Philipp Torsten”, daß hier und gerade bei diesem Thema sich “alte Männer, die die Welt nicht mehr verstehen” äußern. Ganz im Gegenteil: hier äußern sich Leute, die alle Arten von Geschlechterbenachteiligung kennen und erlebt haben und nach Kräften dagegen angegangen sind, inbegriffen Gesinnungsbenachteiligung. Und umgekehrt ist nicht alles, was nach Benachteiligung aussieht, auch welche.

So sehr kann das Bedürfnis nach Sichtbarkeit, Gerechtigkeit, sensitive Sprache oder was auch immer die Motivation für die Verrenkungen ist kollidieren mit Abneigung einer ganz bestimmten Menschengruppe gegenüber. Sich den baldigen Tod dieser Gruppe zu wünschen ist nicht weit weg von üblen Auswüchsen unserer Querdenkerränder, die wir eigentlich im Großen und Ganzen verurteilen.

Und ja, ich wundere mich auch sehr darüber, dass Frauen eher untereinander oder im Stillen meckern, statt sich mal öffentlich zu äußern. Elke Heidenreich hat das mal gemacht, die ist aber nun auf für diese Klientel quasi “wertlos”, da über 30. Lisa Eckhardt braucht man auch nicht hören, die geht ja schließlich gar nicht. Also auch egal, was die sagt.

Es gibt wirklich genug Frauen, die gegen gendern sind. Auch lesbische, zum Beispiel. Im Kollegium, letztens beim Klassentreffen, im Sportverein. Natürlich nicht alle, aber zu sagen gegen das Gendern wären ja nur eklige alte weiße Männer ist genau so kindisch und weit weg von der Arbeit, wie das für das Gendern nur hysterische frigide Weiber wären. Die drei jungen Frauen im Labor des Klärwerks Rosental gestern legten auf Nachfrage jedenfalls wert darauf tatsächlich als “Biologe” und “Chemiker” bezeichnet zu werden. Das “in”, geschweige denn die Form mit Sternchen lehnten sie unter Schmunzeln ab.

In den letzten Tagen hab ich hier in der LIZ vier Beiträge von Männern (alt, weiß) zur Debatte “Gendern – ja oder nein?” gelesen. Ich hab mir auch die die Leserkommentare unter diesen Beiträgen durchgelesen. Auch sie wurden überwiegend von Männern (alt, weiß) geschrieben.
Mehr muss man zu dem Thema “Alte Männer, die die Welt nicht mehr verstehen” nicht wissen. Außer: Gendern reicht nicht um Geschlechtergleichheit herzustellen. Wir brauchen radikalere Methoden. Zum Glück hilft der demographische Wandel. Auf dass die alten weißen Brabbelbärte bald ausgestorben sein mögen.

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