Nach einer Sprengstoffexplosion in einer Geflüchteten-Unterkunft in Brandis bei Leipzig ermitteln die Behörden. In den Schulen von Sachsen-Anhalt verbietet das Bildungsministerium künftig die Gendersprache. Und: Nach einer weiteren Flugzeugpanne muss die Bundesaußenministerin ihre Pazifikreise absagen. Die LZ fasst zusammen, was am Dienstag, dem 15. August 2023, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Brandis: Zeugenaufruf nach möglichem Anschlagsversuch

In einer Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Menschen im Ortsteil Beucha der Kleinstadt Brandis ereignete sich bereits am vergangenen Donnerstag eine Explosion. Wie das Landeskriminalamt (LKA) heute mitteilt, habe ein Wachmann am späten Abend ein Knallgeräusch wahrgenommen und bei der Nachschau ein „pyrotechnisches Erzeugnis“ in einem der Zimmer festgestellt. Es liege der Verdacht nahe, dass ein Böller gezielt durch eines der Fenster von außen in das Haus hineingeworfen worden war. Menschen wurden bei dem mutmaßlichen Anschlagsversuch demnach nicht verletzt, der Sachschaden sei geringfügig.

Wegen einer womöglich politischen Motivation kümmert sich das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ) um die Ermittlungen und sucht nach Zeugen, die sachdienliche Hinweise geben könnten. Weitere Details und Kontaktmöglichkeiten dazu sind in der Mitteilung des LKA zu finden.

Zahlen vom Juni belegen, dass die bundesweite Zahl der Anschläge auf Unterkünfte für Geflüchtete im ersten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich zugelegt hat. Meist sei der Hintergrund rechtsradikal, die Linke sieht einen Zusammenhang der Taten zur verschärften Asyldebatte in Deutschland.

Sachsen-Anhalt untersagt das Gendern im Schulbetrieb

Geschlechtergerechte Sprache, auch als Gendern bezeichnet, ist und bleibt ein gesellschaftliches Reizthema unserer bewegten Zeit. Nachdem schon Sachsen gegen manchen Widerstand seine Restriktionen gegen Asterisk („Gender-Stern“), Unterstrich und Doppelpunkt im Schulbetrieb ausgeweitet hatte, hat nun auch das Bildungsministerium im benachbarten Sachsen-Anhalt das Gendern in bestimmten Kontexten untersagt. Demzufolge sollen Konstruktionen mit Doppelpunkt (z. B. „Schüler:innen“), Asterisk (z. B. „Lehrer*innen“) und Unterstrich (z. B. „Bürger_innen“) im Unterricht und offiziellen Schreiben keine Verwendung finden und gelten als Formverstoß. Dies meldet der MDR unter Verweis auf die Mitteldeutsche Zeitung (€), die zuerst berichtet hatte.

Für Doppelnennungen („Schülerinnen und Schüler“) oder geschlechtsneutrale Bezeichnungen („Pflegepersonal, Lehrkraft“ etc.) gilt das Verbot nicht. Das Ministerium beruft sich auf einen Beschluss des Rats der deutschen Rechtschreibung vom Juli, wonach die benannten Sonderzeichen nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie gehören und über bereits vom amtlichen Regelwerk gedeckte Formen wie „Bürger/-innen“ hinausgingen.

Zudem seien bei den Sonderzeichen grammatikalische Folgeprobleme ungeklärt. Ob das Gendern in Arbeiten von Schülerinnen und Schülern tatsächlich zum größeren Punktabzug führt, müsse sich aber aus der Gesamtschau ergeben. Die Landtagsfraktion der Grünen in Sachsen-Anhalt kritisiert den Beschluss gegen das Gendern deutlich.

Kopfschütteln und Spott: Baerbock sagt Pazifiktour nach Pannenserie am Flugzeug ab

Annalena Baerbock ist um Contenance bemüht: „Mehr als ärgerlich“ sei der Umstand, dass sie ihren einwöchigen Besuch in Australien, Neuseeland und der Inselrepublik Fidschi nun absagen müsse, wird die 42-jährige Bundesaußenministerin in der tagesschau zitiert.

Wegen neuerlicher Pannen ihres Regierungsfliegers A340 soll die Grünen-Politikerin jetzt entgegen ihrer Pläne aus Abu Dhabi per Linienflug nach Berlin zurückkehren, die Pazifikreise ist endgültig vom Tisch. Schon am Montag hatte ein Defekt an den Landeklappen des Airbus einen längeren Zwischenstopp in Abu Dhabi am Persischen Golf erzwungen, kurz nach einem zweiten Start um 23 Uhr (MEZ) musste die Maschine aus dem gleichen Grund erneut umkehren.

Der Versuch, auf einen Linienflug nach Australien auszuweichen, war für Baerbock offenbar nicht zu realisieren, jetzt wird die Reise endgültig abgebrochen. Ursprünglich geplant waren unter anderem die Teilnahme der Ministerin an Zeremonien zur Rückgabe von Kulturgütern aus Deutschland an die indigene Bevölkerung, Besuche bei der Marine Australiens und Gespräche zu Sicherheitsfragen.

Das Desaster des Regierungsfliegers, der dem Vernehmen nach nun ausgemustert werden soll, wird in der Presse allgemein kritisch kommentiert: Die Panne, längst nicht die erste mit Flugzeugen der deutschen Regierung, sei symbolhaft und gehe weit über ein technisches Problem hinaus, so der Tenor.

Worüber die LZ heute berichtet hat:

Leipziger Forschungsergebnis: Neue Netzwerke im Gehirn entdeckt

Bergrecht und Umweltschutz: Sachsens Wirtschaftsministerium spielt lieber die Rohstoffkarte

Gemeinsam Klasse sein: Anti-Mobbing-Programm startet in sächsischen Schulen

Aktuelle Studie für Leipzig und Region: Wie sehen eigentlich die Einwohner auf den Tourismus?

Mira #freunde #zahnspange #kleineschwester: Miras neue Abenteuer – wie im echten Leben

Was sonst noch wichtig war:

Nach den Ausschreitungen um das DFB-Pokalspiel zwischen Lok Leipzig und Eintracht Frankfurt ermittelt die Leipziger Polizei und sucht nach Zeugen.

Ermittelt wird auch weiterhin nach den schweren Verletzungen eines 32-Jährigen bei einer gewaltsamen Auseinandersetzung auf dem Lindenauer Markt am Wochenende. Laut LVZ befindet sich der Betroffene inzwischen außer Lebensgefahr, ein Mann (34) sitzt wegen Verdachts auf versuchten Totschlag in Untersuchungshaft.

Für den Freistaat Sachsen und Mitteldeutschland gilt aktuell eine Unwetterwarnung.

Kalenderblatt:

Am 15. August 2021 gelingt den radikalislamischen Taliban in Afghanistan nach fast 20 Jahren die endgültige Rückeroberung der Macht im Land, indem sie die Hauptstadt Kabul ohne nennenswerten Widerstand des Militärs einnehmen und den Präsidentenpalast besetzen. Staatsoberhaupt Aschraf Ghani hatte sich kurz zuvor in die Vereinigten Arabischen Emirate abgesetzt.

Es bricht Chaos aus, der von der Schnelligkeit des Geschehens überraschte Westen zieht seine Streitkräfte überstürzt ab, viele Afghaninnen und Afghanen versuchen in letzter Minute verzweifelt, aus dem Land zu fliehen.

Zwei Jahre danach hat sich die Sicherheitslage vor Ort zwar oberflächlich stabilisiert. Doch die Schreckensherrschaft der islamistischen Taliban, die sich nur zum Schein moderat gaben, offenbart sich in der brutal durchgesetzten Einschränkung besonders von Frauen- und Mädchenrechten.

Auch Journalisten, Vertreter der Zivilgesellschaft sowie ehemalige Mitarbeiter und Zuträger der gestürzten Regierung schweben in der Gefahr, verfolgt, verhaftet und getötet zu werden. Zahlreiche frühere Ortskräfte, die für die Bundeswehr tätig waren, müssen sich nach wie vor verstecken und erhalten trotz Gefährdung keine Zusage, in Deutschland aufgenommen zu werden, kritisieren NGOs. Dazu kommen die am Boden liegende Wirtschaft und der allgegenwärtige Hunger.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Es gibt 8 Kommentare

Liebe Mitkommentatoren, lieber Herr Böhme,

vielen Dank für die Diskussionsbereitschaft. Ja, es stimmt, von der Bedeutung des Wortes her, habe ich dies falsch interpretiert. Danke für den Hinweis. Dazu sind Diskussionen eben auch da, um auf Fehler hingewiesen zu werden und seine Rhetorik und Argumente stets zu verbessern – oder auch zu korrigieren.

Grundsätzlich geht/ging es mir darum, deutlich zu machen, dass es eben nicht nur Widerstand gegen dieses Gebot gibt, sich an den Regeln der Rechtschreibung zu orientieren, sondern dass die große Mehrheit eben immer noch gegen die Verwendung von Gendersprache ist. Das „immer noch“ könnte ich mir sogar sparen, denn die Tendenz geht sogar dahin, dass diese Mehrheit wächst, eine repräsentative Umfrage des WDR (Infratest-Dimap 2022) kam zu diesem Ergebnis.

Es ist statthaft bzw. sogar geboten, auf die Problematik hinzuweisen, dass der Widerstand gegen das Verbot der Gendersprache im Grunde genommen unlogisch ist. Es gibt sehr gute Gründe dafür, in der Schule nicht diese Sprache zu verwenden, weil sie unnötige grammatikalische Schwierigkeiten hervorruft. Es ist eine Minderheit, die aus gesellschaftspolitischen Erwägungen (unbewiesenen Theorien) heraus diese Sprache benutzt, doch dies hat in der Schule nichts zu suchen. Heutzutage muss man froh sein, wenn die Schüler es überhaupt schaffen, die deutsche Sprache einigermaßen zu beherrschen. Dann noch ein Stück Ideologie draufzupacken und das Ganze noch weiter zu komplizieren, widerspricht doch sehr deutlich dem Auftrag den Lehrkräfte eigentlich haben sollten.

In der Deutschschweiz sprechen z.B. alle Schwyzerdütsch, aber in der Schule wird bewusst Schriftdeutsch gesprochen, damit Grammatik und Rechtschreibung fehlerfrei gelernt werden. Das tut dem Schwyzerdütsch aber keinen Abbruch und im gesellschaftlichen Alltag ist diese Sprachform überhaupt nicht gefährdet. Weshalb? Weil es einen allgemeinen Konsens darüber gibt, wo welche Sprachform ihren Platz hat. Viele Lehrerinnen und Lehrer haben aber einen missionarischen Drang, der massiv in den ureigensten Lebensbereich – die Sprache – eingreifen will. Und das geht einfach nicht. Es ist schade, dass es dazu eines Verbotes bedarf, obwohl es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

Also mir war beim Lesen sofort klar, dass mit “manchen” ausschließlich “einige/ wenige/vereinzelt” gemeint sein können. Was anderes lässt das Synonymwörterbuch auch gar nicht zu. Wenn man eine andere Bedeutung rüber bringen will. erst recht wenn man selbst anderer Meinung ist, gibt es im DEUTSCHEN genug Adjektive oder Wortgruppen, die dann passen könnten. zum Beispiel “fast Alle” …..

Hallo Sebastian (jetzt ohne @, war eher ein Reflex von mir zur Betonung einer direkten Ansprache, kann hier aber auch gern entfallen), klar ist es allein Ihre Sache, was Sie auffallend finden. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass dann die Möglichkeit einer Fehlinterpretation von Absichten durchaus real ist 😉 Ansonsten nehme ich das Lob von Ihnen gerne mit, in der Hoffnung, dass sich dieses nicht allein auf das Fehlen von Sonderzeichen stützt. Und auch die Benutzung desselbigen (so kritisch ich sie sehe) ist natürlich kein Indiz für schlechte Inhalte. In dem Sinne, schönen (Rest)Nachmittag!

Hallo Herr Böhme,
kurze Frage vorab: welche Funktion hat das “@” vor unseren Usernamen hier im Kommentarbereich?

Was Sie persönlich wichtig finden oder nicht, bleibt natürlich Ihre Sache. Entgegen Ihrer Zwinker-Smiley-untermalten Darstellung wollte Sie vermutlich niemand zum Thema Gendern bekehren – und nein, ich sehe in Ihren Texten tatsächlich keine Sonderzeichen in den Wörtern. Deswegen lese ich sie auch gern. Anders als bei anderen Autoren hier, deren Artikel ich mir komplett spare, sobald ich schon in der Überschrift oder im Teaser die Sternchen sehe.

Was Sie mir bitte überlassen müssen ist, was ich auffällig finde. Darauf haben Sie als Autor von Texten wiederum nur mäßig Einfluss.
Und Fakt ist, objektiv und jenseits irgendeiner über-Interpretation: Es wird selten in einem Artikel gesondert erwähnt, wenn Maßnahmen etwas Widerstand erzeugen. Sie haben sich dennoch entschieden das in Ihrem Text zu verarbeiten, das wiederum fällt einigen Leuten auf. Um mehr gehts eigentlich nicht.

Hi@Sebastian,
wissen Sie, ich selbst gehöre zu jenen, die das Gendern kritisch sehen (haben Sie im Text, von den zur Schau gestellten Beispielen abgesehen, irgendwo Doppelpunkte, Asterisk oder Unterstrich gesehen?) und bin damit im Redaktionskollegium keineswegs allein. Der Michel legt mit seinem Kommentar entgegen den Tatsachen etwas anderes nahe, was so nicht ganz okay ist.

Ob ich etwas erwähnenswert finde, ist und bleibt bitte meine eigene Entscheidung 😉 Aber Ihr Spekulieren (“auffällig platziert”) ist, ganz ehrlich, komplett überinterpretiert. Beste Grüße!

Hallo Herr Böhme,
> Genaues Lesen hilft.
Ich glaube, diese Anforderung auf mich beziehen zu können. Und mir fällt auf, dass bei weitem nicht in jedem Artikel die oben zitierte Bemerkung steht, wo sie theoretisch stehen könnte. Eigentlich in fast gar keinem. Es wäre allerdings auch trivial oder banal das überall zu ergänzen, wo es ginge, denn natürlich gibt es gegen jede Aktion des Gesetzgebers oder der jeweiligen Verwaltung “irgendeinen” Widerstand, oder Diskussion, oder ähnliches. “Gegen manchen Widerstand” wird jede Stellplatzverordnung erlassen, jeder Fahrplan der LVB geändert, jedes Tempolimit und jede Baustelle angekündigt. Trotzdem steht es nicht überall.

Ich denke, genau das ist auch “der Michel” aufgefallen, dass die Bemerkung in diesem Artikel tatsächlich auffällig platziert ist. Mir ist die Formulierung auch aufgefallen, wollte aber eigentlich nichts dazu schreiben.

Ich kann “Der Michel” nur Recht geben, dass die (kleine) Betonung des Widerstandes, auf die die Restriktionen gegen das Sonderzeichen-Gendern gestoßen wären, wirklich eher die mediale Blase oder manche engagierten Leute betraf. Der Mehrteil der Leute sieht es als selbstverständlich an und begrüßt es, dass diese Experimente mindestens an den Schulen eingeschränkt werden, nachdem sie sich als Wildwuchs, je nach Lehrer:/_*präferenz, ausgebreitet haben.
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/mdrfragt-umfrage-ergebnis-deutliche-ablehnung-von-gendersprache-100.html
Man scrolle bis ungefähr zur Hälfte und beachte auch den Frauenanteil.

Sehr schön und begrüßenswert, dass ein weiteres Bundesland sich dem anschließt.

Hallo @Der Michel, die Formulierung “gegen MANCHEN Widerstand” ist hier bewusst gewählt, weil es eben nicht z.B. heißt “gegen massiven” oder “mehrheitlichen Widerstand” etc. Genaues Lesen hilft. Und stellen Sie sich vor, auch in unserer Redaktion sind längst nicht alle Fans z.B. des Asterisk und eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema ist sehr gewünscht. Es ist nicht immer nur schwarz und weiß, wie meist im Leben 😉 Freundliche Grüße!

Zitat:
“Nachdem schon Sachsen gegen manchen Widerstand seine Restriktionen gegen Asterisk („Gender-Stern“), Unterstrich und Doppelpunkt im Schulbetrieb ausgeweitet hatte, …”

Sorry, ich weiß, dies ist in diesem Medium nicht gerne gesehen wird, aber ich möchte doch mal ausdrücklich betonen, dass die breiten Mehrheit keinen Widerstand gegen diese Maßnahme leistet, sondern sie, im Gegenteil, sogar begrüßt. Die meisten wollen keine künstliche Gendersprache einer selbsternannten Gesellschaftselite, die schrecklich aussieht, blöd auszusprechen ist und zum seeligmachenden Symbol für Geschlechtergerechtigkeit hochstilisiert wurde. Manche Verirrungen in diesen Kulturkämpfen unserer Tage erinnern mich schon an religiöses Gebaren.

Wahrscheinlich muss ich wohl jetzt ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass auch Menschen, die absolut gar nichts mit der AfD am Hut haben, Gendersprache für absolut unnütz halten können und trotzdem nicht rechtsextrem und frauenfeindlich sind.

Schreiben Sie einen Kommentar