Freiwillige Ersthelfer sollen künftig per App an einen Einsatzort gelotst werden und dort bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes mit lebensrettender Hilfe beginnen können – dieses innovative Projekt soll in Leipzig im nächsten Jahr starten. Die neue App ist eine der von der Verwaltungsspitze beschlossenen neuen Softwarelösungen für die medizinische Notfallrettung und den Krankentransport.

„Mit der neuen App können registrierte Ersthelfer in unmittelbarer Nähe des Betroffenen geortet werden und innerhalb der kritischen ersten fünf bis acht Minuten vor Ort sein, wodurch die Überlebenschance des Patienten signifikant erhöht wird“, erläutert Leipzigs Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal. „Belegt ist, dass mit Smartphone-basierten Ersthelfersystemen nicht nur das therapiefreie Intervall verkürzt werden kann, sondern die Patienten häufiger überleben.“

Die Teilnahme erfolgt über eine Registrierung. Nach einer Schulungsmaßnahme zu den Grundlagen der Wiederbelebung und Funktionsweise der App werden die Ersthelfer freigeschaltet. Geht dann ein Notruf in der Integrierten Regionalleitstelle mit dem Einsatzstichwort „Herz-Kreislauf-Stillstand/Reanimation“ ein, werden die Ersthelfer in dem vorab definierten Radius parallel zur professionellen Rettungskette informiert und können sich zum nahegelegenen Einsatzort begeben.

Axel Schuh, Leiter der Branddirektion: „Wir benötigen nach ersten Kalkulationen etwa 1.200 Ersthelfer um eine adäquate Helferdichte im Leipziger Stadtgebiet zu erzielen. Zunächst sollen Personen mit medizinischer Ausbildung wie Ärzte, Gesundheits-und Krankenpfleger, rettungsdienstliche Mitarbeiter und Feuerwehrmitarbeiter involviert werden. Diese möchten wir in Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen und klinischen Versorgungseinrichtungen im Stadtgebiet akquirieren. Da Leipzig ein Standort mit erheblichen Pendlerströmen ist, möchten wir die Ersthelfer gebietsübergreifend einsetzen.“

Neben der neuen App gibt es zwei weitere Digitalisierungsprojekte: Mit dem „Echtzeit-Versorgungskapazitäten-Nachweis“ können Patientenströme nach freien Behandlungskapazitäten verteilt werden. Letztlich ermöglicht dies reduzierte Wartezeiten und das Einhalten der Hilfsfrist. Die „Dispositionssoftware im Krankentransport“ vermeidet Leerfahrten und trägt damit zu schnelleren Transporten bei.

Das schnellstmögliche Erreichen des Patienten entscheidet oft über Leben und Tod. Aufgrund des hohen Verkehrs und der stetig steigenden Einsätze in Leipzig sind die Rettungskräfte teilweise nicht innerhalb der gesetzlichen Hilfsfrist von 12 Minuten vor Ort. Doch mit jeder therapiefreien Minute nach Eintritt des Herz-Kreislauf-Stillstandes sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um zehn Prozent. Zudem können Hirnschädigungen oder der Tod nach längstens fünf bis acht Minuten auftreten.

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