32 Jahre nach der Wiedervereinigung beklagt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, dass ostdeutsche Meinungen nicht gleichberechtigt seien. Dazu sagt Rico Gebhardt, Vorsitzender der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag: „Guten Morgen, Herr Ministerpräsident! Haben Sie etwa 32 Jahre gebraucht, um festzustellen, dass ostdeutsche Sichtweisen eben nicht gleichberechtigt mit westdeutschen diskutiert werden?

Insbesondere die sächsische CDU ist doch seit Jahrzehnten der Meinung, dass die Ostdeutschen vor allem dankbar zu sein haben. Insbesondere die sächsische CDU wollte jahrzehntelang die unterschiedlichen Lebenserfahrungen der Ostdeutschen und insbesondere deren Lebensleistungen nicht anerkennen.

Ministerpräsident Biedenkopf beklagte etwa die angeblich viel zu hohe Erwerbsneigung der ostdeutschen Frauen. Zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan wie auch zum Irakkrieg gab es gerade im Osten viel mehr kritische Stimmen als im Westen, das stellten aber weder die sächsischen Ministerpräsidenten noch die sächsische CDU fest.

Die PDS und die Linke hat immer wieder Gleichberechtigung der Ostdeutschen eingefordert. Dafür wurden wir als Ewiggestrige beschimpft. Angesichts des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine beklagt der Ministerpräsident plötzlich die Unterschiede zwischen Ost und West. Die gibt es seit Jahrzehnten. Wer den Fokus auf ein einziges Ereignis legt, bedient Vorurteile statt dieselben zu überwinden.

Es ist höchste Zeit auch für Herrn Kretschmer, insbesondere die ostdeutsche Benachteiligung bei Löhnen, Renten und Vermögen sowie bei der Besetzung von Spitzenämtern zu thematisieren. Die seit mehr als drei Jahrzehnten führende Regierungspartei in Sachsen sollte zugeben, dass sie eben keine ostdeutschen Interessen vertreten hat – dafür gibt es viele Beispiele, etwa den Kampf um die Garagenkomplexe. Also sollte sich der Ministerpräsident auch nicht als Versteher der Ostdeutschen aufspielen.“

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