Ein neues Zentrum an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) soll die Entwicklung innovativer Arzneitherapien und Diagnoseverfahren vorantreiben. Das „Forschungszentrum für Arzneimitteltherapie – Halle“ wird gemeinsam von der Naturwissenschaftlichen Fakultät I und der Medizinischen Fakultät der MLU betrieben.

Ziel ist, Entwicklungen und Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung schneller in den klinischen Alltag zu überführen. Am Mittwoch, 19. April, stellen die Forschenden ihre Arbeit der Öffentlichkeit vor. Als Gastredner wird Dr. Hans-Georg Feldmeier, Geschäftsführer der mibe GmbH und Vorsitzender des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), erwartet.

„In der Grundlagenforschung werden viele neue Ideen für die Behandlung oder Diagnose von Krankheiten entwickelt. Das passiert in der Regel zunächst in Versuchen mit Zellkulturen. Allerdings werden nicht alle vielversprechenden Ansätze konsequent weiterverfolgt, da es häufig an der Verbindung zwischen Grundlagenforschung und medizinischer Praxis mangelt. Genau an dieser Stelle wollen wir ansetzen“, sagt die Direktorin des Zentrums Prof. Dr. Sonja Keßler vom Institut für Pharmazie der MLU.

Das Forschungszentrum widmet sich einer Vielzahl von Themen, die darauf abzielen, die medizinische Versorgung zu verbessern: von der Entwicklung neuer Behandlungsansätze und Wirkstoffe über personalisierte Therapien, verbesserte Darreichungsformen bestehender Medikamente bis hin zu neuen Diagnoseverfahren und Arzneimittelsicherheit.

„Im klinischen Alltag sind wir auf translationale Forschung und Kooperationen angewiesen. So sind zum Beispiel die medikamentösen oder biologischen Therapiemöglichkeiten der Innenohrschwerhörigkeit sehr beschränkt und unzureichend erforscht, obwohl diese circa 360 Millionen Menschen weltweit betrifft.

An der MLU gibt es in der Medizin und der Pharmazie ein großes Know-how, das mit unserem Zentrum noch besser gebündelt und genutzt werden soll“, sagt Co-Direktor Prof. Dr. Stefan Plontke, Professor für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie.

Geplant ist auch, künftig noch enger bei der wissenschaftlichen Qualifikation von Promovierenden zusammenzuarbeiten und neue Angebote für die Ausbildung und den interdisziplinären Austausch zu etablieren.

Mit seinen Arbeiten sucht das Zentrum auch den Kontakt zu außeruniversitären Forschungsinstituten und insbesondere zur pharmazeutischen Industrie. „Uns geht es darum, neue Ideen möglichst praxisnah zu erproben, wenn möglich bis zu ersten klinischen Studien. Die weitere Entwicklung möglicher Medikamente wäre dann aber Aufgabe der pharmazeutischen Industrie“, so Keßler.

Der Bedarf an solchen transferrelaventen Projekten, wie auch ihr Potenzial, ist groß: Erst vor wenigen Wochen ist das Projekt „ZielWirk“ mit einer Förderung über sechs Millionen Euro durch das Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gestartet, bei dem es um die Entwicklung der nächsten Generation von RNA-Medikamenten geht. An dem Projekt ist der MLU-Pharmazeut Prof. Dr. Karsten Mäder als Experte für Wirkstoffträgersysteme beteiligt.

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