Wie lässt sich die Mundgesundheit von Patient:innen mit Nierenersatztherapie verbessern? Auf diese Frage haben Mediziner:innen des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) eine Antwort gefunden. Für ihren interdisziplinären Ansatz zur Verbesserung der zahnmedizinischen Betreuung von Patient:innen mit Nierenerkrankungen wurden sie mit dem „Otsuka Team Award Nephrology+ 2023“ ausgezeichnet.

Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird vom Unternehmen Otsuka Pharma vergeben. Sein Anliegen ist es, zukunftsweisende Projekte auf dem Gebiet der Nephrologie zu fördern.

An der Entwicklung des „Leipziger Konzepts“ zur interprofessionellen zahnmedizinische Betreuung von Betroffenen mit Nierenersatzverfahren waren Mediziner:innen aus den Bereichen Zahnerhaltung und Parodontologie, Nephrologie und Endokrinologie beteiligt.

Ausgangspunkt der Arbeitsgruppe war die Tatsache, dass Patient:innen mit Niereninsuffizienz häufiger Probleme mit Karies und Parodontitis haben. Das liegt zum einen daran, dass sie häufig unter extremer Mundtrockenheit leiden, erklärt Privatdozent Dr. med. dent. Gerhard Schmalz von der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des UKL.

„Dialyse-Patient:innen müssen auf ihren Flüssigkeitshaushalt achten. Der darf ein bestimmtes Maximum nicht überschreiten, weshalb es den Patient:innen oft an Speichel fehlt. Dieser Speichel aber schützt die Zähne, indem er sie reinigt und remineralisiert.“

Zum anderen kommt es bei Patient:innen mit Nierenversagen zu einer Verschiebung in der Wahrnehmung, sagt Oberarzt Gerhard Schmalz. „Aufgrund der Schwere ihrer Grunderkrankung sind sie sehr belastet und nehmen andere Erkrankungen, wie beispielsweise Karies, als weniger gravierend wahr.“

Die Belastung der Patient:innen anzuerkennen, ist einer der Schlüssel des „Leipziger Konzepts“. „Die Menschen öffnen sich, wenn sie sich gesehen fühlen,“ sagt Arbeitsgruppenleiter Schmalz, „sind leichter zugänglich für Angebote, wie das unsere.“

Im Kern sieht dieses vor, die Patient:innen während ihrer Dialyse im UKL zahnmedizinisch zu untersuchen und bei Bedarf auch zu behandeln. Dabei setzen Dr. Schmalz und Kolleg:innen unter anderem auf eine nicht-invasive Methode zur Kariesdiagnostik: Mithilfe einer speziellen Fototechnik stellen sie das Vorhandensein und das Ausmaß von Karies fest.

„Das hat den Vorteil, dass wir den Patient:innen erst dann in den Mund gehen müssen, wenn sie wirklich behandelt werden müssen. Das Zahnfleisch von Dialysepatienten ist sehr empfindlich und anfällig für Entzündungen, die den ohnehin geschwächten Allgemeinzustand der Betroffenen verschlechtern können. Allerdings ist die Technik aktuell noch eine Zukunftsperspektive.“

Dritter Baustein des „Leipziger Konzeptes“ ist die Sensibilisierung der Patient:innen für die Notwendigkeit von Mundhygiene. Hierbei entwickelt die Arbeitsgruppe um Dr. Schmalz gemeinsam mit ihnen Maßnahmen zur individuellen Karies- und Parodontitisprophylaxe. Im Klinikalltag ist sie damit bereits erfolgreich, dank des „Otsuka Team Award Nephrology+ 2023“ möglicherweise auch bald darüber hinaus.

Empfohlen auf LZ

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar