Der Mittelstand ist das Rückgrat der sächsischen Wirtschaft. Er erwirtschaftet mit gut 54 Prozent mehr als die Hälfte der im Freistaat Sachsen hergestellten Waren und Dienstleistungen, beschäftigt etwa 72 Prozent der hiesigen Arbeitskräfte und bildet rund 70 Prozent der Auszubildenden aus.

Der am 13. März veröffentlichte „Sächsische Mittelstandsbericht 2018 bis 2022“ hat die wirtschaftliche Entwicklung mittelständischer Unternehmen untersucht und erstmals auch die Situation marktorientierter Sozialunternehmen (»Social Entrepreneurs«) in den Blick genommen. Der Bericht wurde vom ifo-Institut Dresden in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Sozialforschung Halle (ZSH) im Auftrag des sächsischen Wirtschaftsministeriums (SMWA) erstellt.

„Nur mit einem starken Mittelstand gelingt die Transformation der Wirtschaft“, sagt der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig. „Unsere vielfältigen Förder- und Unterstützungsmaßnahmen haben Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit des sächsischen Mittelstandes zielgerichtet gesteigert. Der kontinuierliche Angleichungsprozess der Wirtschaft im Freistaat an die deutschlandweiten Größenstrukturen und die Wachstumsdynamik kleiner und mittlerer Unternehmen im Freistaat bestätigen unsere Mittelstandspolitik.“

Ausgewählte Kennzahlen und Ergebnisse:

  • 2021 waren in Sachsen 131.618 umsatzsteuerpflichtige Unternehmen registriert, von denen 99,8 Prozent dem Mittelstand zuzurechnen waren. Damit ist der Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) geringfügig höher als im bundesdeutschen Durchschnitt (99,5 Prozent). KMU sind Unternehmen mit maximal 249 Beschäftigten sowie einem jährlichen Umsatz bis 50 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme bis 43 Millionen Euro.
  • Die Größenstrukturen der sächsischen Wirtschaft gleichen sich dem bundesweiten Durchschnitt weiter an. So hat der Umsatzanteil der KMU am Gesamtumsatz von rund 67 Prozent im Jahr 2016 auf etwa 54 Prozent im Jahr 2021 abgenommen. Der deutschlandweite KMU-Anteil am Umsatz beträgt dagegen nur etwa 33 Prozent. Obwohl die Umsatzanteile von hiesigen Großunternehmen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben, verdeutlichen diese Zahlen die weiterhin hohe Bedeutung des Mittelstands.
  • Der Anteil der sächsischen Großbetriebe, die zehn Jahre zuvor noch zu den mittleren Betrieben gehörten, lag circa drei Prozentpunkte höher als in Westdeutschland. Das deutet auf eine etwas stärkere Wachstumsdynamik von KMU zu Großbetrieben in Sachsen hin.
  • Die Selbstständigenquote in Sachsen (2022: 8,5 Prozent) lag im Zeitverlauf nahezu konstant über der Quote in Deutschland insgesamt. Der Anteil der Selbstständigen geht kontinuierlich zurück, was u. a. auf die gestiegene sozialversicherungspflichtige Beschäftigung als Resultat der guten konjunkturellen Lage der vergangenen Jahre zurückzuführen ist. Genau wie in Ostdeutschland und Deutschland insgesamt sind etwa zwei Drittel aller Selbstständigen Männer.

Wirtschaftsminister Martin Dulig und Sozialministerin Petra Köpping haben den neuen Mittelstandsbericht am 13. März bei einem Besuch der Hejmo-Homes GmbH & Co. KG in Grimma (Landkreis Leipzig) vorgestellt. Marktorientierte Sozialunternehmen wie dieses stellen die Lösung gesellschaftlicher Probleme wie Umwelt- und Klimaschutz oder auch soziale Belange in den Vordergrund.

Die Hejmo-Homes GmbH entwickelt nachhaltige Modulhäuser und kompakte Mini-Häuser, die sogenannten „Tiny Houses“, und verbindet dabei Ökologie, Ökonomie und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu einem Drei-Säulen-Modell von Nachhaltigkeit. Einen Teil seiner Einnahmen spendet das Unternehmen an obdachlose Menschen in der Region.

Ausgewählte Kennzahlen und Ergebnisse zum Schwerpunkt „Marktorientierte Sozialunternehmen“:

  • In Sachsen sind 171 marktorientierte Sozialunternehmen ermittelt worden. Es handelt sich hierbei ausschließlich um Kleinstunternehmen (bis neun Beschäftigte, bis zwei Millionen Euro Jahresumsatz oder Bilanzsumme) oder Kleinunternehmen (bis 49 Beschäftigte, bis zehn Millionen Euro Jahresumsatz oder Bilanzsumme). Das durchschnittliche Alter der vergleichsweise jungen Unternehmen beläuft sich auf 7,2 Jahre. Sie befinden sich überwiegend in den Großstädten Leipzig und Dresden, sind aber auch in Chemnitz und Regionen mit Nähe zu Hochschulen aktiv.
  • Die »Social Entrepreneurs« entstanden überwiegend aus eigener Motivation, häufig angestoßen durch Ideen aus dem privaten Umkreis. Etwas mehr als ein Drittel sind im Bereich »Handel« oder der »Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen« tätig. Erwirtschaftete Gewinne werden hauptsächlich für die Bildung von Rücklagen und die Reinvestition der Gewinne in den sozialen oder ökologischen Zweck des Unternehmens eingesetzt.
  • Marktorientierte Sozialunternehmen ließen im Rahmen der Erhebung einen gesteigerten Unterstützungsbedarf in den Bereichen Information, Beratung und Weiterbildung erkennen, vor allem für allgemeine betriebswirtschaftliche Themen. Darüber hinaus wird die Bedeutung finanzieller Unterstützung betont, ebenso wie die Notwendigkeit der Vernetzung und des Austauschs mit anderen Unternehmen der Sozialen Ökonomie.

Wirtschaftsminister Martin Dulig weiter: „In Sachsen ist eine noch vergleichsweise junge Szene marktorientierter Sozialunternehmen entstanden, die unsere Anerkennung und Unterstützung verdient. Sie fasziniert durch ihre vordergründig auf Lösung gesellschaftlicher Probleme ausgerichtete Zielsetzung sowie eine integrative Führungskultur. Ihre Innovationsfähigkeit in sozialen und ökologischen Belangen hat Vorbildcharakter. Sie dürfte künftig noch stärker auf andere Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche ausstrahlen. Social Entrepreneurs stehen daher zu Recht im aktuellen Fokus der wirtschafts- und sozialpolitischen Agenda.“

Sozialministerin Petra Köpping zum Schwerpunktthema: „Ich freue mich sehr, dass der Mittelstandsbericht so ausführlich auf die aktuelle Situation und die Bedarfe von Social Entrepreneurs in Sachsen eingeht. Für Sozialunternehmen steht der Impact, also der Mehrwert, den sie für die Gesellschaft erreichen wollen, im Mittelpunkt. Mit sozial innovativen Konzepten sind sie dabei in ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen aktiv.

Nicht immer finden sie dabei jedoch die richtigen Unterstützungsangebote. Das hat auch das Sozialministerium erkannt und fördert zum Beispiel mit SINN eine Plattform, die auch diese Zielgruppe ansprechen soll: Menschen, die mit neuen Ideen Gesellschaft gestalten wollen. Der aktuelle Mittelstandsbericht ist nun ein weiterer wichtiger Schritt, um Sozialunternehmen in Sachsen sichtbarer zu machen und zu stärken. Da es um die Themen ,Soziales‘ und ,Wirtschaft‘ geht, ist es wichtig, dass die Staatsregierung auch hier ressortübergreifend zusammenarbeitet.“

Basierend auf seinen Ergebnissen gibt der Mittelstandsbericht zudem konkrete Handlungsempfehlungen, wie marktorientierte Sozialunternehmen in Sachsen stärker unterstützt und gefördert werden können, so etwa in den Bereichen der Wissensvermittlung und Öffentlichkeits- sowie Netzwerkarbeit oder durch eine gemeinsame Strategie.

Hintergrund

Gemäß einem Beschluss des Sächsischen Landtages (Drs.-Nr. 6/8567) ist am Ende einer jeden Legislaturperiode ein Bericht über die Situation und Entwicklung des sächsischen Mittelstands dem Landtag vorzulegen. Der „Mittelstandsbericht 2018 – 2022 des Freistaates Sachsen“ ist in der Publikationsdatenbank des Freistaates Sachsen ab sofort kostenlos abrufbar.

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