Im Naturschutzgebiet (NSG) Werbeliner See können Interessierte gemeinsam mit Spezialisten auf Artensuche gehen. Beim diesjährigen Tag der Artenvielfalt im NSG sind fünf Experten für Fledermäuse, Schnecken, Schrecken, Käfer, Falter und Pflanzen vor Ort. Sie leiten die Freiwilligen bei den Tier- und Pflanzenbestimmungen an. Ziel ist, das Entdeckte wissenschaftlich zu kartieren und neue Arten aufzuspüren.

Treffpunkt zum „Durchzählen“ ist jeweils die Rasthütte Eiszeitgeschiebe nordöstlich des Zwochauer Sees (Koordinaten: 51.472033 / 12.285851). Die erste Entdeckungsreise startet am Freitagabend (20.06.) um 20 Uhr. Bis 23.30 Uhr wird dabei nach Fledermäusen Ausschau gehalten. Am Sonntag (22.06.) geht’s von 9 bis 15 Uhr auf Expedition. Anmeldungen für beide Termine werden per E-Mail an info@nsgwerbelinersee.de oder telefonisch unter 0170-5751509 entgegengenommen.

Der Aktionstag findet zum zweiten Mal statt und ist eine sogenannte Citizen-Science-Veranstaltung. Dabei unterstützen Laien die Experten Leo Grosche, Raoul Lühmann, Stefan Drescher, Max Olbrich und Volker Dittmann tatkräftig bei ihrer Arbeit. Und das mit doppeltem Nutzen: Einerseits lernen die Teilnehmer, welche Ansprüche, Strategien und Marotten gewisse Spezies haben. Andererseits können die Experten damit die Einzigartigkeit des Lebensraumes greifbar machen.

Bisher wurden am Werbeliner See 961 verschiedene Tiere und Pflanzen nachgewiesen, darunter viele seltene und gefährdete Arten. „Doch das ist längst nicht alles, einige Artengruppen sind noch nicht vollständig erfasst“, erklärt Alexander Thomas vom NSG-Team. Gemeinsam mit Heike Franke und Franz Jäger macht er die Einzigartigkeit des Naturschutzgebietes erlebbar.

Der Aktionstag ist Bestandteil des Naturschutzprojektes „Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit in der Bergbaufolgelandschaft zur Förderung der biologischen Vielfalt“ am Werbeliner See. Es wird vom Bund bis 2026 mit 600.000 Euro gefördert und von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Nordsachsen umgesetzt.

Das ehemalige Tagebaugebiet mit dem heutigen Werbeliner See ist 1.506 Hektar groß, bereits seit 2006 als europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen und steht seit Mai 2019 unter Naturschutz. Etwa 800 Hektar davon misst das Totalreservat, in welchem sich die Natur ohne menschliche Eingriffe ungestört entwickeln kann. Alle natürlichen Veränderungsprozesse werden zugelassen. Dazu gehören Abtragungen durch Erosion oder auch die Ausbreitung nicht einheimischer Arten. Wissenschaftliche Untersuchungen begleiten den Entwicklungsverlauf hin zu einem intakten und anpassungsfähigen Ökosystem.

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