Am Freitag-Abend demonstrierten über 50 Menschen gegen das NPD-Zentrum in der Odermannstraße 8. Anlass war ein Vortrag der Revisionistin Ursula Haverbeck-Wetzel an einem symbolträchtigen Datum. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Neonazis und ihren Gegnern. Ergebnis des langen Nachmittages am Zaun - ein beschädigtes Auto und eine Verletzte.

Leipzigs Polizei erwischte es am frühen Abend dabei offenbar eiskalt. Zwar war eine Handvoll Beamter vor dem Szene-Treff präsent. Doch die über 50 Neonazi-Gegner, die vom Lindenauer Markt in die Odermannstraße stürmten, wussten sie nicht aufzuhalten. Während sich die meisten Demonstranten friedlich verhielten, warfen ein paar Schwarzgekleidete Steine, Böller und Baustellenabsperrungen über den meterhohen Zaun, der das NPD-Zentrum von der Außenwelt abschirmt.

Hierin versammelten sich schätzungsweise 20 – 30 Kameraden, um am Jahrestag des Hitler-Geburtstags den Worten Haverbeck-Wetzels zu lauschen. Die 84-Jährige gilt als “Grande Dame” der deutschen Revisionistenszene,wo sie nicht zuletzt wegen ihrer wiederholten Holocaust-Leugnungen hohes Ansehen genießt. Die meisten NPD-Gäste, unter ihnen Stadtrat Klaus Ufer und Partei-Landesvize Helmut Herrmann, waren heute jenseits der 30. Von den Anhängern des Leipziger JN-Stützpunkts trotz des hohen Besuchs keine Spur.
Das dürfte weniger der Refererentin, sondern vielmehr dem Umstand geschuldet sein, dass sich der Leipziger Kreisverband und seine Nachwuchstruppe schleichend auseinander zu dividieren scheinen. Während der Nachwuchs, der das militante “Freien Netz” unterstützt, vermutlich zum Gegenangriff geblasen hätte, beließen es die älteren Parteigänger bei Steinwürfen aus dem Schutz des abgeriegelten Grundstücks heraus.

Als Bereitschaftspolizisten eintrafen, die kurzfristig vom Lok-Spiel nach Lindenau beordert wurden, zogen sich die NPD-Gegner auf den Lindenauer Markt zurück und starten eine Spontandemonstration. Kurz hinter der Kreuzung Lützner Straße/Odermannstraße wurden sie dabei aufgehalten. Die Polizisten kesselten den Aufzug ein und nahmen von allen Teilnehmern die Personalien auf. Der Verkehr musste umgeleitet werden. Unterdessen rollte ein Abschleppwagen an. Ein Auto auf dem NPD-Grundstück war durch Steinwürfe beschädigt worden. Nach Polizeiangaben wurde eine Kameradin verletzt und die Beamten nahmen einen Neonazi-Gegner in Gewahrsam, welcher sich bei der Identitätsfeststellung widersetzt hatte.

Erst gegen 20.30 Uhr war die Maßnahme beendet. Zwei Clowns nahmen das Chaos unterdessen mit Humor. Sie bauten vor der Odermannstraße einen Wegweiser auf: “Große Nazimärchenstunde – da lang.”

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar