"Wir wollen ein Ende der Diskussion um wenige Meter und fordern den versprochenen Dialog um eine geeignete Fläche", endet ein aktueller Offener Brief der Wagenbewohner, die seit Anfang November 2012 oberhalb des Karl-Heine-Kanals neben dem Jahrtausendfeld wohnen. Die Stadtverwaltung hat dem Dialog ausgesetzt, weil die Wagen das Jahrtausendfeld berühren.

Leipzigs Vielfalt und Offenheit wird vielfach gerühmt. Streitig ist über die Jahre immer wieder, ob und wo Wagenplätze zu dieser Leipziger Freiheit dazugehören. Zwischen Karl-Heine-Straße und Aurelienstraße haben die Wagenbewohner Quartier genommen, auf einem Durchgang direkt neben dem Jahrtausendfeld.

Auf das Jahrtausendfeld will die Stadtverwaltung eigentlich einen Bildungscampus samt Grundschule und Gymnasium setzen, hieß es noch vor Jahresfrist. Anderen Angaben zufolge ist das Grundstück in Privathand. Da sind dann auch andere Bebauungsmöglichkeiten denkbar. Am nahen Aurelienbögen entsteht bereits seit einiger Zeit gehobener Wohnraum. Und auf der anderen, der Plagwitzer Seite der Karl-Heine-Straße wird die Leipzig International School LIS demnächst eine Kindertagesstätte errichten.

Folglich alles Indizien dafür, dass der Wagenplatz in dem Boombereich Plagwitz/Lindenau wohl nur eine Übergangslösung sein kann.

Als eine solche Übergangslösung wurde den Wagenbewohnern nach ihren Angaben der Standplatz von der Leipziger Stadtverwaltung zugewiesen: “für die Zeit der Verhandlungen um eine Fläche für einen Wagenplatz”. Das ist nun bald ein Vierteljahr her.Die Wagenbewohner sind nun erbost, denn “Diese versprochenen Verhandlungen fanden in den letzten Wochen aber nicht statt”, so heißt es in einem Offenen Brief an die Stadtverwaltung, der L-IZ vorliegt.

Anfangs hätte der zuständige Bürgermeister keinen Termin für die Gespräche finden können. “Nun ist die Position unserer Wägen das Problem”, führen die Wagenbewohner an. Im Klartext: Die Wagen dürfen nicht auf dem Grundstück Jahrtausendfeld stehen bleiben.

“Die nicht gekennzeichnete Grundstückgrenze zum Jahrtausendfeld wird jetzt nur noch von zwei Wägen um jeweils nicht mehr als 4 m überschritten”, schildern die Wagenbewohner das Ergebnis der mehrfachen Neuausrichtung der Wagen. “Diese Bemühungen sorgten leider auch nicht für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen”, kritisieren sie nun.Den Wagenbewohnern ist nach eigenen Worten nicht an einer Dauernutzung des Durchgangs über dem Kanal gelegen. “Wir fordern die Wiederaufnahme der in Aussicht gestellten Verhandlungen um eine Wagenplatz-Fläche mit Zukunft”, so die Wagenbewohner in ihrem Offenen Brief. Eine solche Fläche solle mindestens 3.000 Quadratmeter umfassen und mindestens für zehn Jahre verfügbar sein. Die Verhandlungen seien auch angesichts der Situation anderer Leipziger Wagenplätze nötig, heißt es weiter.

Was den Wagenbewohnern zusätzlich aufstößt: “Wir stehen dicht gedrängt auf einem etwa 10 m breiten Streifen am Rande des Jahrtausendfeldes, einer 30.000 qm großen Freifläche.” Auf dem Jahrtausendfeld werde eine Künstlergruppe anlässlich des Jahrestags der Völkerschlacht ein Feldlager auf dem Gelände inszenieren. “Die Künstler_Innen werden dieses Camp ihrerseits mit Bau- und Zirkuswägen durchführen, und stören sich nicht an der Position unserer Wägen”, so die Wagenbewohner.

“Wir wollen ein Ende der Diskussion um wenige Meter und fordern den versprochenen Dialog um eine geeignete Fläche”, endet der Offene Brief.

Kontakt: jetzewagenplaetze@gmx.de

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