Korb ab, hieß es im Juni 2012 im Stadtteilpark Plagwitz. Die alte Streetballanlage musste im vergangenen Jahr aufgrund der heranrückenden Wohnbebauung in der Industriestraße geschlossen werden. Zu nah befand sich der Platz an den Fassaden der neu erbauten Stadthäuser. Aber schon damals war von städtischer Seite aus klar, dass ein neuer Standpunkt im Stadtteilpark gefunden werden soll.

Kristina Weyh, Bündnisgrüne Stadtbezirksrätin begrüßte die Pläne der Verlegung: “Schon die alte Anlage hat maßgeblich zur Attraktivität des Plagwitzer Stadtteilparks beigetragen und vor allem älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen Raum für Sport und einen Treffpunkt gegeben. Die jetzt geplante Verlegung der Anlage ersetzt den alten Standort vollwertig und die soziale Kontrolle durch die weiterhin vorhandene Einbindung in den bewohnten Teil des Stadtteilparks ist gegeben.”

Im vorletzten Bürgerinformationsabend (7. März) zum Thema besagtem Sachverhalt informierte das Planungsteam um Uwe Reinhold und Sabine Christiansen vom Amt für Stadtgrün und Gewässer sowie den Landschaftsarchitekten Rüdiger Clausen über die Beweggründe für die Entscheidung den Platz zwischen dem Stelzenhaus und der ehemaligen Verladestation (Wasserhäuschen des Wasserstadt e. V.) wieder aufzubauen.

Nach diesem Abend stand für die Planer allerdings schnell fest: So, wie die Konzeption zum damaligen Zeitpunkt aussah, musste aufgrund der massiven Einsprüche seitens der Anwohner am neuen Standort nachgebessert werden. Die Nähe zu den angrenzenden Häusern, wie auch die scheinbare Alternativlosigkeit des Planungsvorhabens stießen bei den Besuchern auf Widerstand.

Ein schalltechnisches Gutachten hat die Lage des neuen Platzes jedoch bestätigt und damit rechtlich legitimiert. Im Mischgebiet der Industriestraße (Gebiet zum Wohnen und für die Unterbringung von Gewerbe) wurde der vorgeschriebene Abstand von 35 Metern zu den angrenzenden Fassaden eingehalten. In einem zweiten Treffen am 16. Mai stellte das Planungsteam die Ergänzungen in der Planung vor.
Auf der Suche nach zusätzlicher Schalldämmung wurde unter anderem geprüft, ob und in wieweit eine Schallschutzwand Abhilfe schaffen kann. Die Prüfung hierzu ergab, dass eine Schallschutzwand den Lärmpegel lediglich um einen Dezibel zu senken im Stande ist. Damit würden die entstehenden Mehrkosten in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Nutzen stehen. Auch ein Tartanbelag bringt keine Minderung, nutzt sich im Gegenteil nur noch schneller ab und muss nach kurzer Zeit kostenintensiv erneuert werden, so Reinhold.

Da der Nutzungslärm jedoch subjektiv höher bewertet wird als die Geräusche des tatsächlichen Ballspiels wird zur Schalldämmung eine massive Eingrünung der Streetballanlage in Richtung Industriestraße vorgenommen. Zusätzlich wird eine Winkelstützwand installiert sowie eine stärkere Bodenmodellierung vorgenommen, um eine bessere akustische Abschirmung der Streetballanlage erreichen zu können.

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Bei der Verlegung sollen alle Materialien des alten Platzes, die noch brauchbar sind, für die Errichtung des neuen Platzes verwendet werden, um Kosten zu sparen. Die Kosten für die Verlegung werden sich auf zirka 60.000 Euro belaufen. Baubeginn wird voraussichtlich in diesem Herbst sein. Der alte Platz wird zur Grünfläche umfunktioniert, die Tischtennisplatte wird erhalten.

Erneut wird in diesem Zusammenhang sichtbar, dass die Verlegung der Spielstätte nur das Vehikel für die grundsätzliche Problematik der Lärmsituation in Plagwitz und anderswo ist. Die Überschreitung der Nutzungszeiträume bis spät in die Nacht ist ein Argument, das häufig erwähnt wird, deren Behebung jedoch nicht in den Aufgabenbereich des Amts für Stadtgrün und Gewässer fällt. Weiterer Steine des Anstoßes sind das Wasserfest, das Zirkusfestival Zirkomania, das Stelzenhaus, und vieles mehr.

Viel interessanter als die hitzig geführte “Scheindebatte” um die Verlegung der Streetball-Anlage, ist die Tatsache, dass auf dem Rücken der Verlegung ein allgemeiner, emotional geführter Kampf gegen den “Lärm” ausgetragen wird. Die Einsicht in die multideterminierte Gemengelage urbaner Entwicklungstendenzen mit all seinen Begeleiterscheinungen, würde sicher eine fruchtbarere Diskussion hervorbringen, als die Streitigkeiten über Sinn und Unsinn eines Spielplatzes für große Jungen. Gleichwohl die persönlichen Belange aller Betroffenen nicht überhört werden dürfen.

Die Stadt Leipzig wäre gut beraten zu überlegen, wie sie mit den Bewohnern in wachsenden Stadtteilen konstruktive Gespräche führen kann, um sich mit den Problemen und Wünschen ihrer Bürger zu beschäftigen. Der steigende Lärmfaktor ist hierbei nur ein Phänomen einer lebhaften Stadtentwicklung.

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