Auch das war eines der Wahlkampfthemen von Horst Wawrzynski, der für die CDU den Wahlkampf um das Amt des OBM bestritt: Die Bewerbung Leipzigs um die Bundesgartenschau-Stadt (BUGA) 2025. Das Terrain, das auf diese Weise zum Blühen gebracht werden sollte, hatte er auch schon bei der Hand: Das Gebiet rechts und links von Elsterbecken und Neuer Luppe zwischen Palmgartenwehr und Auensee. Im Januar kommt die Stellungnahme der Verwaltung dazu in den Stadtrat.

Sie enthält ein klares Nein für den CDU-Antrag. In einer Risikoanalyse wird näher begründet, warum nun ausgerechnet in diesem sensiblen Bereich des Auensystems weder eine Bundesgartenschau-Stadt (BUGA) 2025 noch eine Internationale Gartenbauausstellung (IGA) 2027 in Frage kommen. Es ist alles andere als eine städtische Brache, die einer künstlichen Aufwertung bedarf. Im Gegenteil: Es ist ein hochwertiges Naturschutzgebiet.

“Der Landschaftsraum zwischen Palmengartenwehr und dem Auensee befindet sich, wie eingangs erwähnt, seit Jahrzehnten im Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auwald. Seit der Untersuchung dieses Areals im Zuge der Erarbeitung des Landschaftsplanes – aufgrund der damaligen Defizite – für eine Bundesgartenschau hat sich viel getan”, heißt es in der Risikobewertung des Umweltdezernats. Und es kommt noch hinzu: “Der Status des Gebietes hat sich verändert. Das gesamte Areal wurde vom Regierungspräsidium Leipzig am 27.10.2006 als SPA-Gebiet ausgewiesen.”

SPA heißt Special Protection Area (SPA) und bedeutet ein Vogelschutzgebiet nach europäischem Schutzstandard. Selbst wenn die Stadt hier tatsächlich eine BUGA veranstalten wollte, sie dürfte gar nicht.

Und auch auf einem anderen Gebiet ist die Entwicklung seit 2000 weitergegangen: im Hochwasserschutz.

“Das Integrierte Gewässerkonzept (IGK – Ziel: Hochwasserschutz) beschloss der Stadtrat am 18.02.2004”, betont das Umweltdezernat. “Die Kooperationsvereinbarung zur schrittweisen Umsetzung des IGK wurde mit Beschluss des Stadtrates vom 21.03.2013 Arbeitsgrundlage der Verwaltung. Es enthält alle notwendigen Maßnahmen zur Gewährleistung des Hochwasserschutzes in der Stadt Leipzig, wie die Öffnung der Mühlgräben, die Errichtung der durchgängigen Verbindung der Weißen Elster mit der Öffnung der Alten Elster, die Anbindung der Parthe, die Entschlammung des Elsterbeckens und die Herstellung für eine Sport- und Freizeitnutzung.”
Womit man natürlich schon in der komplizierten Diskussion der Stadt Leipzig mit der Talsperrenverwaltung des Freistaats Sachsen ist. Denn die Hoheit hat Leipzig nur über die sogenannten Gewässer II. Ordnung – insbesondere die innerstädtischen Mühlgräben.

“Die Maßnahmen an den Gewässern II. Ordnung wurden teilweise realisiert, befinden sich in der Planung und Umsetzung. Die Projekte der Gewässer I. Ordnung werden derzeit mit einer UVU vorbereitet”, heißt es weiter im Amtsschimmeldeutsch. Eine UVU ist eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung. Und die Projekte, die es in nächster Zeit betrifft, sind natürlich die Freilegung der Alten Elster, der Bau des Überlaufs von der Weißen Elster zur Neuen Luppe und die Herstellung des Elsterbeckens als entschlammtes Wassersportrefugium.

Aber das von der CDU-Fraktion in die Diskussion gebrachte Terrain umfasst auch wesentliche Teile des Leipziger Auenwaldes, der eh schon so seine Probleme mit Deichbauern und Holzfällern hat. Auch für den Auensee gibt es Wiederbelebungskonzepte.

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“Das Naherholungsgebiet Auensee wurde auf der Grundlage der vorliegenden Konzeption entwickelt. Die Sanierung des Sees befindet sich in der Umsetzung”, so das Umweltdezernat. “Die Deponie Möckern wurde rekultiviert. Die Bewirtschaftung des Waldgebietes obliegt der Abteilung Stadtforsten im Amt für Stadtgrün und Gewässer.” Und in diesem vom Stadtförster gehegten Waldgebiet gibt es nun seit zwei Jahren das wichtige Forschungs- und Entwicklungsprojekt “Lebendige Luppe”. Dessen Ziel ist aber nicht die Schaffung einer BUGA, sondern eine Revitalisierung des Auenwaldes.

Das Umweltdezernat in seiner Vorlage: “Das Modellprojekt ‘Lebendige Luppe’ enthält die nachhaltige beispielhafte Vermittlung des einzigartigen Potentials ‘Leipziger Auwald’ – größter zusammenhängender Auwald Europas in einer Metropole.”

Das Fazit ist deutlich: “Die Stadt Leipzig bewirbt sich nicht für eine BUGA 2025 oder IGA 2027.”

Denn beide Bewerbungen würden die langfristigen Entwicklungskonzepte in diesem Teil des Leipziger Auengebietes gefährden.

Und dennoch steckt noch ein echtes Versprechen in diesem Papier, das gerade Radfahrer freuen wird, die hier oft über eine mehr als rustikale Strecke auf dem Elsterradweg fahren: “Die nicht asphaltierten Teile zwischen Abzweig Weiße Elster und Hans-Driesch-Straße bzw. Palmengartenwehr und Käthe-Kollwitz-Straße sollen in den nächsten Jahren mit einer Bitumendecke versehen werden, vorausgesetzt, die erforderliche naturschutzrechtliche Genehmigung wird erteilt. Dies gilt auch für den Birkenweg zwischen Pferderennbahn und Schleußiger Weg.”

Die Risikobewertung des Umweltdezernates:
http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/5A980CA73D86E714C1257C2700270958/$FILE/V-ds-3454-text.pdf

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