Die Diskussion um den für 2015 geplanten Umbau der Könneritzstraße läuft gerade, da beginnt schon die nächste Diskussion - diesmal um die Georg-Schwarz-Straße. Deren Umbau soll zwar ab 2015 erst einmal geplant werden. Gebaut werden soll 2016 und 2017 von der Hans-Driesch-Straße bis zur Phillip-Reis-Straße. Aber so recht vertraut nicht einmal die CDU darauf, dass dann wirklich die wichtigsten Belange der Bürger berücksichtigt werden.

Im Februar wurden im Gemeindehaus der Laurentiuskirche in Leutzsch die Straßenquerschnitte für eine mögliche Umgestaltung der Georg-Schwarz-Straße zwischen Hans-Driesch-Straße und Philipp-Reis-Straße durch die Stadt Leipzig vorgestellt.

“Freie Fahrt für Senioren, Kinderwagen und Menschen mit Behinderung”, fordert deshalb vorsichtshalber schon einmal die CDU Altwest. “Es ist für mich ein wichtiges Ziel, dass besonders die Haltestellen Rathaus Leutzsch, Pfingstweide und S-Bahnhof-Leutzsch möglichst schnell barrierefrei werden. Diese neuralgischen Punkte müssen für alle Bürger gut erreichbar sein”, erklärt Michael Weickert, Stadtbezirksbeirat und amtierender Ortsverbandsvorsitzender der CDU.

Die Haltestelle am Diakonissenhaus werde zwar ab Ende 2014 umgebaut, doch aus Sicht der CDU darf die Entwicklung auch im Leutzscher Teil der Georg-Schwarz-Straße nicht verschlafen werden.

“Es hat Jahre gedauert, ehe der Umbau der Haltestelle Diakonissenhaus in Angriff genommen wurde. Die Linie 7 ist die meistfrequentierte Linie der LVB. Daher ist es nur folgerichtig, wenn dabei auf die Bedürfnisse der Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind, Rücksicht genommen wird”, so Weickert.

Hintergrund der zunehmenden Konflikte beim Straßenausbau ist zum einen der auf über 500 Millionen Euro angestiegene Sanierungsstau. Zum anderen verändern sich gerade die jungen Stadtquartiere im Westen in Windeseile, erleben – wie Schleußig (Könneritzstraße) und Leutzsch (Georg-Schwarz-Straße) mittlerweile einen unübersehbaren Zuzug durch junge Familien. Die Bevölkerungszahl in Leutzsch wuchs allein von 2009 bis 2013 von 8.678 auf 9.456.Und da sich auch die Wahl der Verkehrsmittel bei jungen Leuten deutlich wandelt, plädiert der ADFC beim grundhaften Ausbau der Georg-Schwarz-Straße auch für eine neue, stadtverträglichere Aufteilung des Straßenraums.

“Der ADFC Leipzig favorisiert eine Variante mit Radfahrstreifen, breiten Gehwegen sowie Bäumen und Kfz-Parken auf der westlichen Straßenseite,” resümiert Dr. Christoph Waack, Vorsitzender des ADFC Leipzig, die Diskussion innerhalb des ADFC.

Diese Variante setzt voraus, dass die Gleise leicht nach Osten verschoben werden und somit asymmetrisch liegen. Damit die Gehwege so breit bleiben können wie sie heute sind, müsste der Fahrbereich, also die Fahrbahn für Kraftfahrzeuge und Straßenbahn sowie die Radfahrstreifen, auf 9,70 m begrenzt werden. Wie die konkrete Aufteilung dann erfolgt, sei zu diskutieren. Möglich wären beispielsweise 6 Meter für die Fahrbahn und Radfahrstreifen im Regelmaß von 1,85 Meter. Das betont der ADFC besonders, denn aus Raumersparnisgründen werden in Leipzig immer wieder gern Radfahrstreifen von wesentlich geringerer Breite angelegt. Was bei dem selbst von der Stadt geplanten Zuwachs des Radverkehrs schlichtweg gefährlich ist.

Leipzig ist mitten drin in einem Prozess der veränderten Prioritätensetzung auch bei der Querschnittgestaltung der Straßen: Bislang galt immer das Primat des motorisierten Individualverkehrs – bis hin zur Anlage beidseitiger Parkstreifen und Parkbuchten. Der verbleibende Straßenraum ist in den historischen Straßenquerschnitten aber schlicht zu schmal, um auch noch angemessene Fuß- und Radwege unterzubringen und auch die Straßenbahn noch sicher durchzuführen.

Auch bei der Georg-Schwarz-Straße werde zu entscheiden sein, welche neue Verkehrsbedeutung der Magistrale künftig zuteil wird. Mit der William-Zipperer-Straße in direkter Nachbarschaft verlaufen zwei Hauptverkehrsstraßen nebeneinander.

Dr. Christoph Waack: “Die von uns favorisierte Variante ist auch dadurch für die Entwicklung der Straße vorteilhaft, weil überall dort, wo keine Parkplätze entstehen, der Gehweg sogar etwas breiter wird als er heute ist. Die Organisation des Parkens in Parkbuchten gibt zudem die Möglichkeit, den öffentlichen Raum mit Bäumen und Sitzgelegenheiten aufzuwerten.”

Die Stadt hat für ihren Teil 2,8 Millionen Euro für den Umbau der Straße kalkuliert. Dazu kommt dann noch der Finanzierungsanteil der LVB und wohl auch der Wasserwerke. Da die Stadt aber die Umbaupläne auch diesmal noch nicht online gestellt hat, wird es vorerst – wie in Schleußig – eine Diskussion für Eingeweihte.

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