Grünau wächst wieder. Der Satelliten-Stadtteil im Leipziger Westen profitiert vom Bevölkerungswachstum der Gesamtstadt. Damit rückt aber auch wieder in den Fokus, wie sehr die Substanz in Schulen und Kindertagesstätten in den letzten Jahren auf Verschleiß gefahren wurde. Jetzt schreiben sogar schon die SPD-Genossen einen Brandbrief an SPD-OBM Burkhard Jung.

Zwar wurden die Sanierungsmittel für Leipzigs Schulen im Doppelhaushalt 2015/2016 kräftig aufgestockt. Doch Heiko Bär, Vorsitzender des Ortsverbandes Grünau der SPD, befürchtet, dass das Geld trotzdem nicht reicht. Er redet zwar nicht vom Wahlkampf 2014. Aber damals war es ein Leipziger CDU-Kandidat, der die Misere um die Schultoiletten in Grünau politisch ausschlachtete und mit einem Schulbesuch im Wahlkampf Stimmung machte, obwohl gerade die Leipziger CDU in den Vorjahren nicht damit aufgefallen war, sich um die Zustände in Leipzigs Schulen besondere Sorgen zu machen.

Auch nicht um die bei Integration, Sozialbetreuung und Lehrpersonal. Ein Thema, das Bär am Rande auch anspricht. Denn einige Grünauer Schulen gehören (neben solchen aus dem Leipziger Osten) zu jenen, in denen über 30 Prozent der Schulabgänger keinen Schulabschluss schaffen. Bär versucht das ein wenig mit den miserablen Zuständen der Schulgebäude zu erklären. Für etwas anderes ist ja die Stadt Leipzig nicht zuständig. Den Lehrbetrieb selbst verantwortet allein das sächsische Kultusministerium.

Oja, Kultusministerin Brunhild Kurth war im Wahlkampf 2014 auch zum Schulbesuch in Grünau – hat sich aber auch mehr für die kaputten Toiletten als für die Schulabbrecherquote interessiert.

Aber die Stadt Leipzig könnte zumindest bei Investition und Unterhaltung in Grünauer Schulen jetzt das tun, was in ihrer Macht steht, um die Lernbedingungen zu verbessern – was ja nicht nur Fenster und Toiletten betrifft, sondern auch die Sporthallen. Immerhin hat sie nur drei Jahre Zeit bis zum nächsten Landtagswahlkampf. Und Bär fragt wohl zu Recht, ob die Stadt nicht auch aus eigenem Interesse heraus die Sozialbetreuung in den Grünauer Schulen verstärken sollte.

Und für die 100. Grundschule fordert er endlich eine Klärung für die Schule innerhalb der Leipziger Schulnetzplanung. Die Stadt wächst – und sie wird in Grünau jedes Schulgebäude brauchen, das nutzbar ist. Keine leichte und schon gar keine billige Aufgabe. Aber diese Aufgaben nimmt der Stadt niemand ab. Es muss gebaut und saniert werden, was immer der Haushalt hergibt. Auch und gerade in Grünau.

“Insgesamt ist festzuhalten, dass wir für Grünau eine Schulnetzplanung brauchen, welche allen Einrichtungen und dem Stadtteil eine langfristige Standortsicherheit bietet sowie den langfristigen finanziellen Rahmen für die Instandhaltung der Bausubstanz, auch die bauliche Unterhaltung unserer Schulsporthallen im Blick hat und der weiterhin hoch problematischen Sanitärsituation eine besonders hohe Priorität einräumt”, schreibt Heiko Bär.

Die Zeit, dass Grünau als schrumpfender Stadtteil betrachtet werden konnte, ist vorbei. Die Bevölkerungsentwicklung zwingt geradezu dazu, hier genauso auf Wachstum zu planen wie im Inneren der Stadt. Die alte Schulnetzplanung für Grünau ist Makulatur. Heiko Bär: “Auch der Stadtelternrat ist der Auffassung, dass in den letzten Schulentwicklungsplänen Grünau als Schulstandort zu wenig berücksichtigt wurde und stets von einer weiter sinkenden Einwohnerzahl ausgegangen wurde. Dieses Szenario hat sich inzwischen als falsch herausgestellt. Die Bevölkerungszahlen in Grünau haben sich stabilisiert und sind sogar wieder leicht steigend. Wir fordern daher eine deutlich stärkere Berücksichtigung des Schulstandortes Grünau in der Schulnetzplanung”.

Und er lädt auch gleich mal zur Demo ein: “Aus diesem Grund unterstützen wir ganz ausdrücklich die zum Schuljahresende von den Schülern des Klingergymnasiums angekündigte Demonstration, um auf den bisher unbefriedigenden Zustand ihrer Schule und Sporthalle aufmerksam zu machen. Gleichzeitig möchten wir auch die Schüler, Eltern und Lehrer der anderen Grünauer Schulen ermutigen, sich der Demonstration anzuschließen, um ein deutliches Zeichen aus dem ganzen Stadtteil zu senden”.

Der Offene Brief Heiko Bärs an OBM Burkhard Jung und Sozialbürgermeister Thomas Fabian als pdf zum Download.

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