Es waren die Grünen, die erschrocken feststellten, dass auf dem Gelände des Felsenkellers mehrere alte Bäume gefällt worden waren. Sie schienen fest zum historischen Ensemble des 1890 erbauten Gebäudeensembles zu gehören. Und dann das. Wer hat das genehmigt, wollten die Grünen von der Stadtverwaltung wissen. Und warum?

Gründe serviert das Leipziger Baudezernat jetzt gleich eine ganze Reihe. Der gewichtigste ist dann doch der, dass die fünf gefällten Bäume schon ziemlich brüchig waren. Da stimmte dann – wie jetzt geantwortet wird – selbst die Denkmalschutzbehörde „schweren Herzens“ der Fällung zu: „Am 27.01.2016 wurde durch den Grundstückseigentümer ein Antrag auf Fällgenehmigung eingereicht. Durch die untere Denkmalschutzbehörde Leipzig wurde schweren Herzens am 23.02.2016 im Einvernehmen mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen die Fällung der neun beantragten Bäume genehmigt. Die Genehmigung wurde mit Auflagen für entsprechende Ersatzpflanzungen versehen. Es wurden auf dem Gelände des Felsenkellers fünf Ersatzpflanzungen gefordert.“

Das Gutachten, das die Marodität der alten Bäume feststellte, stammt sogar schon aus dem Jahr 2013, stellt das Baudezernat fest.

„Im Zusammenhang mit der Wiederherstellung des Felsenkellers und der geplanten Wiederaufnahme der Nutzung wurde ein Sachverständigengutachten am 15.04.2013 zum Zustand, dem Erhaltungswert und zur Verkehrssicherheit des gesamten Baumbestandes auf dem Felsenkellergelände erstellt. Die Baumfällungen waren zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit auf dem Felsenkellergelände beantragt. Durch die Fällungen wurde eine Gefährdung für Menschen ausgeschlossen und die Nutzung des Felsenkellers ermöglicht.“

Und dabei geht das Baudezernat auch darauf ein, dass die Baumfällungen eigentlich auch Platz schaffen sollen für eine neue Nutzung, denn die Projektentwickler von Dr. Seidemann & Co. haben ja nicht nur vor, den denkmalgeschützten Felsenkeller selbst wieder bis 2017 zu sanieren und bespielbar zu machen. Sie wollen auf der Nordseite des Geländes – zwischen Felsenkeller und Stadtteilbibliothek „Georg Maurer“ – auch einen neuen 800 Quadratmeter großen Supermarkt bauen, zu dem dann auch etliche Autostellplätze im Innenbereich gehören. Das steckt in der Aussage: „Die Gesamtentwicklung des Areals befindet sich im Abstimmungsverfahren mit der Verwaltung. Ziele sind die Komplettsanierung des Felsenkellers als auch die Realisierung eines Lebensmittelmarktes im hinteren Grundstücksbereich im Einklang mit dem Zentrenkonzept Karl-Heine-Straße/Zschochersche Straße.“

Deswegen werden auch nicht alle neun gefällten Bäume ersetzt, denn einige standen dort, wo nun Stellplätze und Supermarkt entstehen sollen. Nur fünf Bäume werden wieder neu gepflanzt.

„Warum wurde seitens der Genehmigungsbehörde nicht Einfluss dahingehend genommen, diesen wertvollen Baumbestand und damit das örtliche Gesamtensemble zu erhalten?“, wollten die Grünen wissen.

Um wertvoll ging es in diesem Fall wohl eher nicht, eher um Verkehrssicherheit, teilt das Baudezernat mit: „In einem Sachverständigengutachten vom 15.04.2013 zum Zustand, dem Erhaltenswert und zur Verkehrssicherheit des Baumbestandes auf dem Felsenkellergelände wurde die Fällung der Bäume als dringend erforderlich angesehen. Laut Gutachten waren die Bäume durch Pilze und Fäule befallen, hatten einen hohen Totholzanteil und die Kronen waren partiell abgestorben. Eine Regeneration war nicht zu erwarten. Es bestand ein hohes Gefährdungspotential durch Starkastabbrüche und Kippversagen. – Da der Baumbestand nicht zu erhalten war, wurde dieser Bereich des Felsenkellergeländes frei gehalten, um einer perspektivischen Entwicklung der Fläche größtmöglichen Gestaltungsfreiraum zu gewährleisten. Deshalb wurden auch lediglich fünf Bäume nachgepflanzt. Es ist darauf hinzuweisen, dass die Baumschutzsatzung der Stadt Leipzig hier nicht zur Anwendung kommt. Die Anzahl der Ersatzpflanzungen ist demnach gesetzlich nicht festgeschrieben, sondern richtet sich nach gartendenkmalpflegerischen Gesichtspunkten entsprechend Sächsischem Denkmalschutzgesetz.“

Im Südteil des Geländes soll der Baumbestand übrigens erhalten bleiben. Denn dieser Geländeteil soll Biergarten bleiben, gleich neben dem neuen Lokal „Naumann’s“ im Querbau des Felsenkellers an der Karl-Heine-Straße.

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Es gibt 2 Kommentare

Und wer hat eigentlich festgestellt, dass zwischen Lindenauer Markt, Elsterpassage und dem neuen Zentrum oberhalb der Markranstädter Straße noch ein 800 m² großer Supermarkt gebraucht wird? Der grüne Innenbereich des Blocks am Felsenkeller geht damit vermutlich vollständig verloren und wie beim Kaufland werden die Parkplätze wohl nur zu den Geschäftszeiten des Marktes zur Verfügung stehen, sie fehlen aber eher nachts und an den Wochenenden. Und was wird aus dem Annalindegarten? Es ist schön, dass der Felsenkeller wieder genutzt werden soll, aber zu welchem Gesamtpreis?

“Im Südteil des Geländes soll der Baumbestand übrigens erhalten bleiben.”
Genau, weil die Bäume dort sicher nicht alle halbtot und gefährlich sind. Oder waren die 9 gefälllten Bäume das möglicherweise gar nicht? Aber gut, dass jetzt endlich Platz für Stellplätze ist. Ironie aus.

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