Seit 2014 wird an der Paul-Gerhardt-Kirche in Connewitz emsig gebaut und repariert. Der komplette Turm samt Turmhaube und Glockenstuhl wurde saniert. Am Portal sind die Arbeiten noch im Gang. Die Kirche bekommt - Schritt für Schritt - jene Kur, die so ein fast 120 Jahre altes Haus inzwischen braucht. Aber nicht nur die Kirche hat in den Zeiten und Witterungen gelitten. Im Januar stellte sich auch heraus, dass die Treppenanlage hinunter zum Gemeindehaus am Zusammenbrechen war.

Sie stammt aus derselben Zeit, als die Paul-Gerhardt-Kirche nach Entwürfen von Julius Zeißig von 1898 bis 1900 auf dem einstigen Connewitzer Friedhof erbaut wurde. Bis dahin hatten die Connewitzer die alte, 1771 erbaute Dorfkirche an der heutigen Prinz-Eugen-Straße genutzt, die im 19. Jahrhundert längst zu klein geworden war, als die Einwohnerzahl deutlich über 10.000 schnellte. Der alte Connewitzer Friedhof wurde seit 1882 nicht mehr belegt. Eigentlich war er auch viel zu klein geworden, was sich dann auch beim Bau von Kirche und Treppenanlage bemerkbar machte.

Darüber stolperten dann die Bauleute, als sie nach der Sperrung der baulich ins Rutschen geratenen Treppenanlage in den Unterbau schauten. Den es praktisch nicht gab. Die Treppe war auf einem eher instabilen Untergrund aus Asche gebaut worden. Was dann auch Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal am Donnerstag, 11. August, dazu brachte, ein wenig über die Baunormen eines vergangenen Jahrhunderts zu spotten. Am Donnerstag wurde die Treppenanlage wieder mit Banddurchschnitt der öffentlichen Nutzung übergeben.

Im Januar hatte die Stadt das Problem so umschrieben: „Die Arbeiten sind notwendig, da sich die denkmalgeschützte Anlage in einem baulich schlechten Zustand befindet. Die verhältnismäßig lange Bauzeit erklärt sich mit dem nicht tragfähigen Untergrund, welcher einen Ersatzneubau mit einem komplett neuen Tragsystem und tiefen Fundamenten erfordert.“

Da ging man noch davon aus, dass man es bis Juli schaffen würde. Jetzt wurde es doch August, weil das Tragwerk bis auf wirklich tragende Bodenschichten hinunter neu gebaut werden musste. Dabei mussten auch Teile des ursprünglichen Mauerwerks ersetzt werden, weil sie nach hundertjähriger Nutzung verschlissen waren. Aber so wie 1900 wurden auch diesmal Steine aus der Region verbaut – vor allem Granit und Porphyr. Das gusseiserne Geländer wurde in einem leuchtenden Grün gestrichen. Und jetzt ist auch die Umleitung für Fußgänger wieder Geschichte, die ein halbes Jahr lang über die Selnecker Straße laufen mussten.

Gekostet hat die Wiederherstellung der Treppe nach dem historischen Vorbild insgesamt knapp 260.000 Euro. Dabei wurden 69.000 Euro Fördermittel aus dem Fonds „Erhaltung und Pflege von Kulturdenkmalen“ des Freistaats Sachsen eingesetzt, 190.000 Euro steuerte die Stadt selbst aus ihrem Haushalt bei. Denn die Treppe gehört zwar optisch zur Paul-Gerhardt-Kirche und ist ein echter Höhepunkt der gestalteten Kirchumgebung. Aber mitsamt allen Grünanlagen gehört sie der Stadt und damit dem Amt für Stadtgrün und Gewässer, das sich hier kümmern muss.

Und so gab es gleich den nächsten Hinweis, diesmal von CDU-Stadtrat Carsten Albrecht. Denn auch die Grünanlage direkt am Gemeindehaus ist nach 100 Jahren verschlissen, Mauern und Treppen sind auch dort desolat, die Begrünung ziemlich wild gewachsen. Albrechts Kommentar also zur frisch sanierten historischen Treppenanlage: „Das kann ja nur der erste Schritt sein.“

Aber das mit den Schritten ist man ja in der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Leipzig-Connewitz-Lößnig von Pfarrer Christoph Reichl gewohnt.

Jetzt kann man zumindest wieder würdevoll die erneuerte Treppe hinaufschreiten und hat dabei die oben thronende Kirche immer im Blick.

In eigener Sache – Eine L-IZ.de für alle: Wir suchen „Freikäufer“

Eine L-IZ.de für alle: Wir suchen „Freikäufer“

 

 

 

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar