So schnell gibt es ein kleines Jubiläum: Fünf Jahre sind vergangen, seit in der 5,46 Kilometer langen Georg-Schumann-Straße der Straßenraum neu aufgeteilt wurde. Ohne viel Brimborium – ein paar weiße Fahrbahnmarkierungen, fertig die Neuaufteilung. Zum kleinen Jubiläum hat das Magistralenmanagement jetzt eine bunte Broschüre aufgelegt.

Seit Juli 2017 liegt „Genug Platz für Alle: Neuaufteilung der Georg-Schumann-Straße“ zur Sofortmaßnahme „Neuaufteilung des Straßenraumes zwischen Chausseehaus und Slevogtstraße“ als Broschüre im Infozentrum (Georg-Schumann-Straße 126) bereit.

Sie fasst erstmals zusammen, welche positive Veränderung die Neuaufteilung für die Straße gebracht hat. Denn bis dahin war sie eine Schnellstraße, auf der die Aufenthaltsqualität gegen Null ging, kein Mensch wirklich wohnen wollte und Händler kaum Chancen auf Kundschaft hatten.

Seither gab es im Stadtrat mehrfach Streit über die Straßenraumaufteilung, artete das Ganze vor zwei Jahren beinah in einen Stopp der neuen Straßenbahnhaltestelle am S-Bahnhof Möckern aus, weil nicht nur CDU-Stadträte das Gefühl hatten, mit ihrem Auto auf der Magistrale nicht mehr schnell genug voranzukommen.

Die Broschüre zur Georg-Schumann-Straße. Cover: Stadt Leipzig
Die Broschüre zur Georg-Schumann-Straße. Cover: Stadt Leipzig

Zumindest in der CDU-Fraktion hat sich daran nichts geändert. Sie kämpft bis heute darum, den Radverkehr wieder rauszubekommen aus den Hauptstraßen.

Aber was da 2012 scheinbar aus der Hüfte umgesetzt wurde, hatte einen langen Vorlauf. Schon seit 2009 wurde – mit Eigentümern, Anwohnern und Gewerbetreibenden – um ein neues Straßenraumkonzept gerungen, mit dem man die Straße aus ihrer schon auffallenden Lethargie erwecken könnte. Denn in anderen alten Leipziger Magistralen ging zu dem Zeitpunkt längst die Post ab. Und eigentlich wussten alle Beteiligten, worum es ging. Und das Zauberwort heißt nun einmal Entschleunigung. Wenn man aus einer rasenden Durchfahrtsstraße eine lebendige Einkaufsstraße machen will, braucht man lauter bekannte Straßenelemente, die für einen entschleunigten Verkehr sorgen: geordnete Parkplätze, Radwege und Radabstellanlagen im ersten Schritt. Im nächsten müssten bessere Fußgängerüberwege und Bäume folgen.

Aber 2009 ging es auch um die Frage: Was kann man mit wenig Mitteln und in kürzester Zeit bewerkstelligen? Denn eines war schnell klar: Das Geld, die ganze Straße in einem Abwasch komplett umzubauen, hatte man nicht. Und die verbliebenen Händler vor Ort rechneten wohl auch zu Recht damit, dass so eine Bauweise der Garaus der Straße sein würde. Deswegen wurden als Allererstes die Komplettumbaupläne der 1990er Jahre mit einer durchgehenden Stadtbahntrasse gestrichen und Pläne für ein abschnittsweises Umbauen erstellt.

Und dann kam der Tag, auf den alle gespannt waren: „2012 wurde eine Neuaufteilung des Straßenraums durch farbliche Abmarkierung mit einem innovativen  und deutschlandweit exemplarischen Ansatz auf einem langen Abschnitt der Georg-Schumann-Straße erprobt (Delitzscher Straße bis Slevogtstraße). Bei dieser ‚Sofortmaßnahme‘ wurde die Anzahl der Fahrspuren für den KfZ-Verkehr weitgehend auf zwei Spuren reduziert, neue Radwege und Parkstreifen in den Straßenraum eingeordnet. (…) Die erste Evaluierung der Stadt Leipzig Ende 2012 fiel überwiegend positiv aus. Die Veränderung am übergeordneten Verkehrsnetz führte zu einem messbaren Rückgang des Durchgangsverkehrs und zu entsprechend geringerer Lärm- und Luftbelastung. Der Rückgang beim motorisierten Individualverkehr (MIV) beträgt bis zu einem Drittel bzw. 11.000 Kfz weniger (Höhe Viadukt) und nahm in vielen Abschnitten, insbesondere in Stadtnähe, um zehn Prozent ab. Einfach gesagt: Jeden Tag befahren die GSS ca. 1.500 Fahrzeuge weniger. Die Zahl der Radfahrer erhöhte sich vor allem in Zentrumsnahen Bereichen deutlich. Zwischen Delitzscher Straße und Lindenthaler Straße nutzen täglich rund 1.000 Fahrradfahrer mehr die Magistrale, was einer Steigerung um 85 % entspricht.“

So zu lesen in der Broschüre. Jüngere Verkehrszahlen liegen nicht vor. Die jüngeren Evaluationen beschäftigten sich eher mit den bekannten Engpässen. Einer war ja immer an der Kreuzung Lützowstraße, wo der Rückstau der Kfz dann auch auf den Gleisen der Straßenbahn landete und weiter landet. In einem ersten Schritt wurde ein Teil der Parkplätze in diesem Straßenabschnitt wieder entfernt, was die Lage gerade im Feierabendverkehr wieder etwas entspannte.

Aber ganz gelöst wurde das Problem damit nicht. Deswegen werden die LVB den neuen Gleiskörper zwischen Lützowstraße und Chausseehaus wohl doch als separaten Gleiskörper bauen, wenn ab 2018 der Umbau in diesem Straßenabschnitt startet.

Oder mit den Worten von Ekkehard Westphal, Leipziger Verkehrsbetriebe, Leiter Verkehrsplanung, aus dem Juni 2017: „Zwar hat sich die Markierung zu den meisten Zeiten als verträglich für den ÖPNV erwiesen, aber durch die Einschränkung der Fahrspuren kommt es vor allem nachmittags in der landwärtigen Richtung zwischen Chausseehaus und Lützowstraße zu Behinderungen des Straßenbahnverkehrs. Diese Unregelmäßigkeiten wirken sich auf die Gegenrichtung und den gesamten Linienverlauf aus. Hunderte von Fahrgästen sind täglich davon betroffen. Abhilfe schafft hier nur eine Separierung des Gleiskörpers als wesentlicher Bestandteil der gegenwärtig erfolgenden Planungen zum Ausbau dieses Straßenabschnittes.“

Auch eine neue Haltestelle in diesem Straßenabschnitt ist vorgesehen.

Aber eines ist unübersehbar: Die Sofortmaßnahme hat ein ganz anderes Leben in die Straße gebracht. Was freilich die am besten wissen, die dort wohnen, Läden betreiben oder Rad fahren.

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Es gibt 3 Kommentare

Ja, natürlich. Ist meiner Ungeduld geschuldet, nochmal lesen hätte sicher geholfen. Übrigens wäre Waren an der Müritz utopisch, aber auch schön.

Ich hoffe doch es ist Wahren gemeint ! Und übrigens in Wahren ist schon neu aufgeteilt durch die Baumaßnahmen die gerade fertig werden. In Möckern fehlt es noch. So viel Ortskenntnis muss sein.

Die Radwege, “die Neuaufteilung des Straßenraumes” war wirklich das beste, was der Georg-Schumann-Straße seit der Wende passiert ist, und kam gerade zum richtigen Zeitpunkt. Ganz im Gegensatz zum Staßenumbau in den 90er Jahren mit ewiger Bauzeit = Sperrung = Geschäftesterben und anschließend autobahnähnlichen Verhältnissen: keine Parkplätze, deshalb parkten alle auf dem Fußweg, und damit kein Platz für Fußgänger und Radfahrer.
Jetzt muß nur noch der westliche Teil von der Slevogtstraße bis nach Waren folgen, dort fehlt die neuaufteilung noch.

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