Vor Jahren sorgte die Idee der Stadt Leipzig für gewaltigen Wirbel, als die Stadt – weil allerenden Kindertagesstätten fehlten – auch die ehemalige Kita im Innenbereich des Volkshauses wieder mit Leben erfüllen wolle. Aber da hatte die Stadt die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Gewerkschaft ver.di und die Immobilienverwaltungsgesellschaft der ver.di mbH waren von der Idee ganz und gar nicht begeistert. Was mit dem Gelände geschieht, wollen sie schon selbst bestimmen. Auch wenn die Sache erst jetzt Kontur gewinnt.

Die Immobilienverwaltungsgesellschaft der ver.di mbH ist Eigentümerin des in der Leipziger Südvorstadt gelegenen Volkshauses. Anknüpfend an die lange Tradition gewerkschaftlicher Kultureinrichtungen, möchte die Bauherrin das im Jahr 1905 errichtete Gebäude und den dazugehörigen Volkshausgarten künftig zu einem „Quartier Neuer Arbeit“ entwickeln.

Begleitet wird das Vorhaben durch Ideen und kreative Impulse des verantwortlichen und in der Weißenfelser Straße ansässigen Projektentwicklers MIB Coloured Fields GmbH. Ermöglicht werden soll ein ausgeglichenes Verhältnis von Arbeit, Freizeit und den Belangen der Familie. Der damit verknüpfte Anspruch auf ein innovatives und zeitgemäßes Arbeiten soll ein besonderes Gewicht in der Ausgestaltung zukunftsorientierter Arbeitsräume finden.

Juryentscheidung im Rahmen eines Städtebaulichen Gutachterverfahrens

Das Areal des Volkshauses befindet sich in Leipzig Mitte im Ortsteil Zentrum – Süd zwischen Paul-Gruner-Straße, Karl-Liebknecht-Straße, Braustraße und Audorfstraße. Die Ratsversammlung der Stadt Leipzig hat für das Plangebiet am 22. Juli 2021 die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans Nr. 388 „Quartier am Volkshaus“ beschlossen.

Mit dem Bebauungsplan wird das Ziel verfolgt, das „Quartier Neuer Arbeit“ mit einer standortverträglichen Bebauung für gemischte urbane Nutzungen zu entwickeln. Diese sollen insbesondere aus Büros und Gewerbeeinheiten für neue Arbeitswelten, Bildungs- und Veranstaltungsräumlichkeiten, einer Kita und einem Anteil an Wohnungen bestehen. Dabei
ist ein angemessenes Verhältnis zwischen baulicher Verdichtung und einem Freiraumanteil mit hohen stadtökologischen und stadtklimatischen sowie Nutzungs-Qualitäten auszuloten.

Das Volkshaus in der Karl-Liebknecht-Straße. Archivfoto: Ralf Julke
Archivfoto: Ralf Julke

Um dieses komplexe und anspruchsvolle Vorhaben in einer hohen städtebaulichen und freiraumplanerischen Qualität zu entwickeln, wurde ein wettbewerbsähnliches Gutachterverfahren mit den folgenden sieben Planungsbüros durchgeführt: Baumschlager Eberle Architekten, Berlin I COMMON AGENCY, Berlin / haascookzemmrich, Stuttgart / HENN, München / Meyer-Grohbrügge, Berlin / Ortner & Ortner Baukunst, Berlin / W&V Architekten, Leipzig.

Die Entwürfe der Büros wurden durch eine Jury beurteilt, der neben der Architektin Angela Mensing-de Jong als Vorsitzende und Leipzigs Baubürgermeister Thomas Dienberg weitere unabhängige Fachjuroren, Vertreter der Ausloberin, der Verwaltung und der politischen Gremien der Stadt Leipzig sowie Sachverständige für spezifische fachliche und sachliche Belange angehörten.

Architekturbüro Meyer-Grohbrügge mit einem ersten Rang ausgezeichnet

In der hierzu am 24. Januar 2022 durchgeführten abschließenden Jurysitzung wurde der Entwurf des Architekturbüros Meyer-Grohbrügge mit einem ersten Rang ausgezeichnet. Das Projekt hat nach Auffassung der Jury in besonderem Maße die Ziele der Aufgabenstellung erfüllt. Den zweiten Rang belegte der Entwurf von haascookzemmrich Studio 2050 und den dritten Rang errang der Vorschlag des Büros Ortner + Ortner Baukunst.

Die Investorin ist beeindruckt von den unterschiedlichen Lösungen für die anspruchsvolle Aufgabe, den Volkshausgarten möglichst zu erhalten, eine angemessene Baumasse zu platzieren und gleichzeitig verschiedene qualitätvolle Räume für ein neues Quartier mit dem Fokus auf moderne Arbeits-Modelle zu kreieren.

In den Vorschlägen der drei bestplatzierten Entwürfe ist dies aus ihrer Sicht am besten gelungen, wobei das Büro Meyer-Grohbrügge dabei im besonderen Maße sensibel auf das Umfeld reagiert hat und spannende Möglichkeiten für ein lebendiges Quartier mit Campus-Charakter schafft.

Ausstellungseröffnung in der Baumwollspinnerei

Am heutigen Dienstag, 8. Februar, um 14.30 Uhr eröffnet die Ausstellung zum Städtebaulichen Gutachterverfahren in der Baumwollspinnerei Leipzig und präsentiert die Ergebnisse der Architekturbüros in Anwesenheit des Baubürgermeisters Thomas Dienberg.

Ausstellung: 8. Februar bis 19. Februar 2022. Eröffnung am Dienstag, 8. Februar, um 14:30 Uhr im Untergeschoss 14, Spinnereistraße 7.

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