Bevor die NSDAP am 2. Mai 1933 mit der Deutschen Arbeitsfront die freien Gewerkschaften in Deutschland entmachtete und in den Untergrund trieb, verbreitete sie in den Gewerkschaftshäusern Terror und Angst.

Am 9. März 1933 stürmte und besetzte die SA das Leipziger Volkshaus, verwüstet und plündert es. Tagelang brennt im Volkshaushof der Scheiterhaufen. Bücher und Inventar werden gestohlen, Tresore werden aufgeschweißt. Der Überfall war nicht der erste Angriff auf das Haus.

Schon einmal, im Jahre 1920, hatten sich Rechtsradikale das Volkshaus als Ziel genommen. Damals wurde es durch Beschuss und Brandstiftung total zerstört, wurden Volkshaus-Angestellte durch die Zeitzer Straße (heute Karl-Liebknecht-Straße) bis in die Kohlenkeller des Neuen Rathauses getrieben.

„Mit Musik zogen die braunen Horden unter dem Schutz der Polizei in den Hof des Volkshauses ein“, erinnert sich Schilling (Vorsitzender des ADGB 1919-1933). „Sie stürmten in das Gebäude, trieben die Angestellten heraus, schlugen Türen ein, stürzten auf den Turm, um eine Hakenkreuzfahne herauszuhängen“.

Doch kurz zuvor hatten Hausangehörige die Fahnenstange abmontiert und angesägt. „Es dauerte lange, bis das Fahnentuch etwas armselig herabhing“. Es habe Bereitschaft zum Widerstand gegen die Besetzung gegeben. „Doch die Verantwortung vor nutzlosen Opfern war stärker, wenn auch sehr bitter“.

Der Terror hatte ein Grund: Die Betriebsratswahlen im März 1933 brachten ein klares Votum für die Listen der demokratischen Gewerkschaften. Wäre es nach den Ergebnissen der Betriebsratswahlen gegangen – die Nationalsozialisten wären nicht an die Macht gekommen.

Manuela Grimm, Geschäftsführerin DGB Region Leipzig-Nordsachsen: „Erich Schilling war mein Vorgänger im Amt 1933 und 1945. Seine Erinnerungen mahnen uns heute zur Wachsamkeit. Freie Gewerkschaften sind eine wesentliche Säule unserer Demokratie. Wer sie angreift, bedroht unsere Demokratie.“

Im Foyer des Volkshauses Leipzig in der Karl-Liebknecht-Str. 30 sind vom 9. März  –  2. Mai 2023  Zeugnisse der Ereignisse 1933 zu besichtigen.

Veranstaltungsankündigung:

27.4.2023 18:30 Uhr

Volkshaus Leipzig Erich-Schilling-Saal

90 Jahre Besetzung der Gewerkschaftshäuser durch die SA – Enteignung und Entmachtung der freien Gewerkschaften durch die NSDAP 1933

Lesung aus den Erinnerungen von Erich-Schilling, Podiumsgespräch mit Frau Dr. Monika Kirst (Freundeskreis Leipziger Volkshausgeschichte e. V.), Prof. Mike Schmeitzner (Hannah-Arendt-Institut), Johanna Sänger (Stadtgeschichtliches Museum Leipzig)

2.5.2023 ab 17:30 Uhr

Garten des Volkshauses

„Trotz alledem – 1933 – 2023“ Gedenkveranstaltung des DGB Sachsen im Garten des Volkshauses

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