Es ist ein zähes Ringen um das Jahrtausendfeld in Lindenau. Als die Linksfraktion im Leipziger Stadtrat ihre jüngste Anfrage zu Neuigkeiten zum Jahrtausendfeld stellte, war noch nicht bekannt, dass der Investor Stadtbau AG seine Planungen für den sechszügigen Schulcampus für die Leipzig International School (LIS) erst einmal eingestellt hat. Und das, obwohl die Bauvoranfrage für das Schulbauprojekt von der Stadt positiv beschieden worden war. Die Linksfraktion jedenfalls hatte den Eindruck, dass es zu wenig Mitspracherecht durch die Bevölkerung gegeben habe.
„Nach positivem Bescheid der Bauvoranfrage auf dem Jahrtausendfeld, ist der Öffentlichkeit gänzlich unklar, welche weiteren Schritte nun geplant und eingeleitet werden. Der Mangel an Beteiligung und Mitspracherecht der Bevölkerung spiegelt sich nach wie vor im großen öffentlichen Interesse wider“, meinte die Fraktion zumindest in ihrer Anfrage an die Verwaltung. „Zu nennen ist die neuerliche Petition des Elternrates Gießerschule, verschiedene Veranstaltungen um und auf dem Feld sowie eine umfangreiche Erwähnung in der MDR-Dokumentation ‚Boom Boom Leipzig – Zwischen Visionen und Größenwahn.‘“
Dass es zu wenig Öffentlichkeitsbeteiligung gegeben habe, kann das Stadtplanungsamt, das nun geantwortet hat, jedenfalls verneinen. Immerhin ging der Bebauungsplan Nr. 475, der die zukünftigen Verhältnisse auf dem Jahrtausendfeld regeln soll, im Frühjahr in die Öffentlichkeitsbeteiligung – und die Leipziger nutzten die Möglichkeit für Einwände rege.
Grünflächenerhalt, Klimaschutz und Verkehrsproblematik
„Im Rahmen der Unterrichtung der Öffentlichkeit sind ungefähr 400 Stellungnahmen eingegangen. Die erfolgte Auswertung soll zunächst im Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau vorgestellt und anschließend auf der entsprechenden Projektwebsite der Stadt Leipzig veröffentlicht werden. Die hauptsächlich angesprochenen Themen sind der Grünflächenerhalt, der Klimaschutz und die Verkehrsproblematik“, benennt das Stadtplanungsamt die wesentlichen Punkte, die den Bürgern am Herzen liegen.
Und so wollte die Linksfraktion natürlich auch wissen, ob der Projektentwickler, die Stadtbau AG, denn inzwischen das verlangte Verkehrs- und Mobilitätskonzept vorgelegt hat.
Die Antwort lautet wohl ganz simpel „Nein“. Das Stadtplanungsamt formuliert es nur deutlich zurückhaltender: „Die Erarbeitung eines gutachterlich begleiteten Mobilitäts- und Erschließungskonzepts ist unverändert zwingende Voraussetzung für die Realisierung des Schulbauvorhabens. Dieses Konzept sollte unter Beteiligung der Öffentlichkeit erarbeitet werden und wäre Grundlage für die Qualifizierung der Ergebnisse des Dialogverfahrens.“
Und dasselbe trifft auf auf die schwer kontaminierte Fläche zu, die nach wie vor der GESA gehört. Sollte sie Teil eines Parkes werden, müsste sie erst für viel Geld gereinigt werden. Aber ob sie zu Parkfläche wird oder Teil eines möglichen Schulgeländes, ist ebenso noch völlig offen. Denn, so das Stadtplanungsamt: „Eine Überarbeitung der Ergebnisse des Dialogverfahrens hat bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht stattgefunden. Bislang liegen lediglich die 3 bekannten Entwurfskonzepte vor, welche mit der kontaminierten Fläche unterschiedlich umgehen.
Absprachen können erst getroffen werden, wenn eine hinreichende Klarheit darüber besteht, ob und in welchem Umfang (öffentliche) Nutzungen auf der Fläche verortet werden sollen und ob eine (teilweise) Inanspruchnahme der GESA-Fläche für den Schulneubau aus städtebaulichen, freiraumplanerischen oder wirtschaftlichen Gründen geboten ist.“
Aber das war im Grunde der Stand, bevor die Stadtbau AG via LVZ die Einstellung der Planungen bekannt gab. Auch das wohl ohne vorherige Abstimmung mit den Stadtplanern.
Und so weiß auch das Stadtplanungsamt bislang nicht, ob der Flächeneigentümer auf dem Jahrtausendfeld dennoch weiterplant oder alles beim Alten bleibt – einer großen Brache in Lindenau: „Angesichts der auch für die Stadtverwaltung neuen Informationen des Eigentümers zum Jahrtausendfeld (siehe Medien-Berichterstattung seit dem 17.09.2025) stehen die nachfolgenden Antworten zum weitere Vorgehen unter Vorbehalt.“
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