Eigentlich brauchte die Leipzig International School (LIS) den Neubau dringend, der eben noch auf dem Jahrtausendfeld geplant war. Doch der Neubau wird wohl nicht kommen. Der Geländeeigentümer Stadtbau AG und die LIS ziehen sich aus dem Planungsprozess zurück. Brechen ihn ab. Versenken ihn im Papierkorb. Überraschend, obwohl es ein intensives Dialogverfahren gab und ein Kompromiss auch mit der Stadt möglich schien. Aber wie nun weiter auf dem Jahrtausendfeld? Der Ökolöwe sieht Chancen.

Aus Sicht des Ökolöwen ist der Abbruch der Planungen ein wichtiger Etappensieg für Stadtnatur, Klima und die Lebensqualität der Menschen im Leipziger Westen. Leipzigs Umweltverband Ökolöwe e.V. fordert jetzt, die Fläche dauerhaft als Stadtteilpark zu sichern.

„Wer das Jahrtausendfeld zubaut, schadet sowohl dem Klima als auch den Menschen im Viertel. Leipzig braucht hier keinen Beton, sondern dringend mehr Grün. Das Jahrtausendfeld muss Stadtteilpark werden – ohne Wenn und Aber!“, sagt Ökolöwen-Sprecher Tino Supplies.

Platz für ein Stück Grün

In den vergangenen Monaten hatten tausende Leipzigerinnen und Leipziger gemeinsam mit dem Ökolöwen und der Bürgerinitiative „Jahrtausendfeld retten!“ gegen die Bebauungspläne protestiert, Stellungnahmen eingereicht und Petitionen unterschrieben. Dieses Engagement zeige deutlich, wie wichtig das Jahrtausendfeld für die Menschen in Plagwitz und Lindenau sei, so der Ökolöwe.

Die Stadt Leipzig müsse jetzt einen Schlussstrich ziehen und ein reguläres Bebauungsplanverfahren auf den Weg bringen, das Umweltbelange berücksichtigt und die Öffentlichkeit einbindet. Nur so könne die Fläche dauerhaft als grüne Oase für Mensch und Natur gesichert werden.

Das B-Planverfahren wurde ganz offiziell im Januar durch einen Stadtratsbeschluss eingeleitet. Schon in der Aufstellung hatte auch die Stadt deutlich gemacht, dass der Schulcampus für die LIS viel zu groß geplant war und deutlich mehr Platz für einen Stadtteilpark bleiben müsse. Darauf hätten Stadtbau AG und LIS durchaus eingehen können. Doch ganz offensichtlich waren sie zu keinem Kompromiss mit der Stadt bereit.

Stattdessen problematisierte die Stadtbau AG den von Stadt, Anwohnern und Umweltvereinen gewollten Park. „Die private Flächeneigentümerin Stadtbau AG fordert klare Aussagen von der Kommune: Ob sie dort zum Beispiel einen Stadtteilpark schaffen will und wer das bezahlt“, formulierte die LVZ diese Erwartungshaltung.

Eine durchaus berechtigte Frage, denn das Gelände gehört nach wie vor der Stadtbau AG. Eine Parkgestaltung ist nur im Einvernehmen möglich. Gleichzeitig gilt das berechtigte Interesse der Stadt, die künftige Bebauung in Übereinstimmung mit städtischen Rahmenplänen zu gestalten. Wozu nun einmal auch öffentliches Grün und Frischluftschneise gehören. Beides soll ja im Bebauungsplan verankert werden. Der dann wieder den Rahmen abgeben würde dafür, wie groß ein Schulcampus (oder jegliche andere Bebauung) an dieser Stelle werden könnte.

Die LIS werde jetzt, so die LVZ, an ihrem alten Standort in Schleußig bleiben, wo das Schulgebäude mit rund 1.000 Schülern mittlerweile aus allen Nähten platzt. Dass man auf dem Jahrtausendfeld so groß geplant hat, hat auch mit den Plänen der LIS zu tun, die Schülerzahl auf 1.600 Schüler zu erhöhen. Was für die Initiativen und Umweltvereine, die gegen dieses Projekt protestierten, auch die Frage aufwarf, wie das eigentlich rund um die Karl-Heine-Straße verkehrstechnisch gelöst werden sollte.

Für den Ökolöwen war es vor alle wichtig, dass hier eine Grünfläche erhalten bleibt. Mit dem Appell „Mehr Grün für Leipzig“ will der Ökolöwe erreichen, dass Leipzigs wichtige Frei- und Grünflächen wie das Jahrtausendfeld dauerhaft gesichert werden. Unterzeichnen kann man den Ökolöwen-Appell hier.

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Keine Kommentare bisher

Ganz hinten auf dem obigen Photo kann ich mich mühsam selbst ausmachen, lieber Autor, und damals, ich denke, es war vor anderthalb Jahren, zeigte sich im Publikum eine Melange aus Trotz und Naivität. Man kann das Gelände nicht so einfach in einen Park verwandeln. Ich vermute Kosten von mehreren, vielleicht dutzenden Millionen. Und unter einer Eigentümerschaft von Patrik Fahrenkamp wird bestimmt kein Park draus.

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