Seit einiger Zeit sorgt die kostenlose Koran-Verteilaktion der Salafisten in Deutschland für Schlagzeilen. Für manchen Bürger hatte das etwas Beängstigendes. Was soll diese Aktion? Welchen Sinn hat sie? Und vor allem in einer Demokratie wie der unseren? Sollen jetzt als Antwort lauter Bibeln verteilt werden? Geht doch viel besser, meinte die Leipziger Schüler Union - und verteilte am Mittwoch das Grundgesetz.

Der Salafismus gilt als “ultrakonservative Strömung innerhalb des Islam”, wie Wikipedia erläutert. “Die Versuche einiger Salafistengruppen, durch Propaganda und Missionierung politischen und gesellschaftlichen Einfluss für ihre extremistische Ideologie zu gewinnen und die Verbindungen einzelner Salafisten zu islamistischen Terrororganisationen sorgten immer wieder für öffentliche Kontroversen.”

Mittlerweile äußerten sich mehrere deutsche Innenminister besorgt über die geschätzt 4.000 bis 5.000 Salafisten in Deutschland. Das Verteilen des Koran allein ist ja nicht das Brisante. Das Brisante ist die ablehnende Haltung gegenüber einer offenen und weltlichen Gesellschaft. Die sich selbst schwer genug tut mit ihren eigenen Werten. Unter anderem auch, weil Vielen gar nicht so recht bewusst ist, welche Freiheiten ihnen die Demokratie eigentlich zusichert, welche Grundrechte ihnen das Grundgesetz gewährt.

Die stehen immer wieder zur Debatte. Auch staatliche Stellen bekleckern sich nicht mit Ruhm, wenn sie glauben, aus diversen selbstinterpretierten Gründen Grundrechte einschränken zu dürfen. Und auch der Gesetzgeber tut sich oft genug schwer, die Grundrechte immer so zu akzeptieren, wie sie sind. Mal wird ein bisschen an der Versammlungsfreiheit herumgedoktert, mal am Asylrecht, mal an der Medienfreiheit.
Dass religiöse Gruppen in Deutschland ihren Glauben praktizieren dürfen, ist zum Beispiel durch Artikel 4, Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit, gewährt.

Schwierig wird es, wenn jemand die Grundrechte missbraucht, um anderen ihre Rechte und Freiheiten zu beschneiden oder das Allgemeinwohl oder gar die Sicherheit des Landes zu gefährden. Aber wer sich mit den Grundrechten so gar nicht beschäftigt und glaubt, darum würde sich schon irgendjemand in verantwortlicher Position kümmern, der steht den jeweiligen Diskussionen immer recht hilflos gegenüber. Demokratie ist kein Geschenk, sondern in der Regel etwas durchaus Anstrengendes. Dazu gehört die Kenntnis der Grundlagen.

Was tun? – Keine Bibeln. Grundgesetze müssen unters Volk, beschloss die Leipziger Schüler Union. Am Mittwoch, 22. August, startete der Leipziger Kreisverband der Schüler-Union (CDU) seine mehrwöchige Informations- und Aufklärungskampagne in Leipzig. Dabei erhalten die jungen Leute tatkräftige Unterstützung durch den CDU-Bundestagsabgeordneten und Bildungspolitiker Dr. Thomas Feist.

Über 1.500 Grundgesetze wollen sie verteilen sowie das Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern suchen. Den Auftakt machte dabei eine Verteil-Aktion in der Petersstraße, an der neben Thomas Feist auch der Oberbürgermeister-Kandidat der CDU, Horst Wawrzynski, teilnahm.
“Hintergrund der Idee sind die mediale Präsenz und die teilweise beängstigende Entwicklung des islamisch-fundamentalistischen Salafismus in Deutschland. Dieser verbreitet sein rückwärtsgewandtes Gedankengut in den letzten Monat verstärkt durch Koran-Verteil-Aktionen. Um hier etwas entgegenzusetzen, verteilen wir das Grundgesetz, denn in diesem sind unsere Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit und unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung verankert, die die Salafisten abschaffen wollen”, erklärte dazu der Vorsitzende der Leipziger Schüler-Union, Marcus Mündlein.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Thomas Feist sicherte seine Unterstützung sofort zu: “Ich denke, dass es in der Verantwortung eines jeden Bürgers liegt, sich über die Grundlagen unserer gemeinsam geteilten Wertordnung zu informieren. Dass junge, politisch interessierte Menschen dazu einen besonderen Anstoß geben, finde ich bemerkens- und begrüßenswert. Wenn der Koran unter dem Motto ?Lies!? verteilt wird, so verteilen wir das Grundgesetz mit dem Auftrag ?Denke!?”, erklärt Feist.

Der Mittwoch war zwar nur der Auftakt der Aktion. Aber die jungen Leute haben schon am ersten Tag über 1.000 Ausgaben des Grundgesetzes verteilt. “Und es wurde überwiegend gut von der Bevölkerung aufgenommen”, resümiert Maximilian Karl Schmidt, Pressesprecher der Schüler-Union Leipzig. “Viele haben sich gefreut, dass sich junge Menschen für die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Deutschland einsetzen und so einen Gegenpol zu der Koran-Verteilung der fundamentalistischen Salafisten setzen.”

Die vorläufigen Termine für die nächsten Verteilungen des Grundgesetzes in Leipzig sind am Samstag, 25. August, beim Schönauer Parkfest und am Mittwoch, 29. August, wieder in der Petersstraße – beide Male von 10:00 bis 15:00 Uhr.

Wikipedia zu den Salafisten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Salafiyya

Wikipedia zu den Grundrechten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Artikel_des_Grundgesetzes#Die_Grundrechte

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar