Wenn am Samstag die halbe Nation – ok, fast die ganze – auf das EM-Spiel Deutschland gegen Italien hinfiebert (Anstoß 21 Uhr), gibt es im Alfred-Kunze-Sportpark ab 15 Uhr reales Kicken. Eingebettet in ein Familien- und Sommerfest ab 12 Uhr treten dann eine Sachsen-Allstars-Mannschaft, die BSG Chemie Leipzig und Fußball-Promis zu einer geschichtsträchtigen Premiere an. Unter dem traditionsreichen Leipziger Namen des einstigen jüdischen Sportvereins „Bar Kochba“ wird erstmals nach rund 87 Jahren eine Mannschaft wieder auflaufen. Mehrere Ex-Profis, der DFB und ein rühriger Verein haben ein Fest auf die Beine gestellt.

Am 29. März 1939 muss der jüdische Sportverein Leipzigs „Bar Kochba“ mit zeitweise 1.000 Mitgliedern endgültig den Verfolgungen und Repressionen im dritten Reich weichen. Nach ersten Deportationen aus Leipzig, der Novemberpogrome und der Vernichtung des Vereinssitzes und des Archivs bleibt dem Verein nur noch die Selbstauflösung. Und für viele beginnt damit die Flucht, unzählige werden verhaftet und fallen den Nazis zum Opfer.

Eine Geschichte, welche zu DDR-Zeiten keine Beachtung fand, ist seit 2013 durch das Engagement des Tüpfelhausen e.V. wieder bekannt geworden. Nachforschungen und Gespräche mit Nachkommen der Vereinsmitglieder, hier zuerst der von Max und Leo Bartfeld, führten zu einer Idee, welche sich 2016 das zweite Mal jährt. Und neben den sportlichen Herausforderungen zunehmend auch zu einem Begegnungsfest Shoa-Überlebender und ihrer Nachkommen wird.

Warum gibt es den Max und Leo Bartfeld Pokal überhaupt? Video Tüpfelhausen e.V.

Ein Begegnungsfest, in dessen Zentrum für die aus der Schweiz, Tschechische Republik, Israel und ganz Deutschland angereisten Jugendlichen der “Max & Leo Bartfeld Pokal” am Sonntag, 3. Juli ab 10 Uhr, auf dem Rasen der Egidius-Braun-Sportschule steht. Doch bevor die Mannschaften dann versuchen, den begehrten Pokal mit nach Hause zu nehmen, gibt es eine Premiere. Erstmals nach rund 87 Jahren wird unter dem Namen „Bar Kochba“ wieder eine Auswahl im Alfred-Kunze-Sportpark auflaufen.

Die Partie mit Anpfiff 15 Uhr lautet dann Sachsen-Allstars/BSG Chemie gegen Bar Kochba. Und bei aller Freundschaftsspielatmosphäre – der SK Bar Kochba ist angetreten, um die frisch aufgestiegenen Spieler der BSG Chemie durchaus zu fordern.

Die BSG Chemie tritt gegen Bar Kochba an. Video: Tüpfelhausen e.V.

Die Auswahlmannschaft des SK Bar Kochba Leipzig

Tomislav Piplica, Ex-Profi Energie Cottbus, Ivan Klasnic, Ex-Profi Werder Bremen, Matthias Zimmerling, Ex-Profi BSG Chemie/FC Sachsen und 1. FC Lok Leipzig, Chwitscha Schubitidse, Ex-Profi 2. Bundesliga, Manuel Lieven, Frank Ohse, Integrationsprojekt Hallenser Wölfe, Dr. Thomas Feist, Schirmherr der Veranstaltung, MdB und Auswahlmannschaft FC Bundestag, Dimo Gugutschkow, Frank Pohl, Geschäftsführer Sächsischer Fußball-Verband e.V., Uwe Emmerich-Kießling, 1. FC Lok Leipzig, Norman Landgraf, FC International, Stefan Fabich, Tim Erdmann, Henning Pietrek, Mosche Yazdi (Israel), Mino Negrin (Israel).

Was macht das Internationale Fußballbegegnungsfest in Leipzig so besonders?

Was es neben dem Spiel und dem Familienfest am gleichen Tag ab 12 Uhr noch alles gibt und wie es zum Fußballbegegnungsfest überhaut kam, haben der Macher Christoph Schumacher und Schirmherr Dr. Thomas Feist (MdB) in diesem Fall mal selbst erzählt. Gefragt hat Moderator und Ex-Profifußballer Norman Landgraf.

Video: Tüpfelhausen e.V.

Weitere Informationen/das ganze Programm gibt es unter

www.fussballbegegnungsfest2016.de

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