Im Oktober jährt sich die Friedliche Revolution zum 30. Mal. Und da es ein rundes Jubiläum ist, gibt es wieder eine Menge besonderer Veranstaltungen drumherum. Dazu gehört auch ein besonderes Projekt in der Innenstadt: Vom 5. bis 9. Oktober gibt es dort die REVOLUTIONALE, initiiert von der Stiftung Friedliche Revolution. Und die macht auch gleich klar, wen sie ganz bestimmt nicht für die Erben der Friedlichen Revolution hält.

Denn zwar „jährt sich die Friedliche Revolution, die in Leipzig ihren Ursprung fand, bereits zum 30. Mal. Doch die damals neu gewonnene Freiheit wird heute von Demagogen und Populisten vom rechten Rand der Gesellschaft infrage gestellt. Wir wollen in einer weltoffenen, bunten, demokratischen und von gegenseitigem Respekt geprägten Stadt leben. Wir wollen, dass Interesse und Toleranz gegenüber anderen Menschen unseren Umgang miteinander bestimmen“, betont Gesine Oltmanns, Vorstand Stiftung Friedliche Revolution, das Anliegen der Veranstalter. „Und deshalb feiern wir vom 5. bis 9. Oktober 2019 die REVOLUTIONALE. Das Fest für Veränderung.“

Aber was wird man zu sehen bekommen?

„Wir haben Menschen aus 25 Ländern zu einem Internationalen Runden Tisch ins Leipziger Gewandhaus eingeladen, um darüber zu diskutieren, wie wir langfristig zusammenarbeiten können. In einem Europa der Freien, der Bunten, der Demokraten“, erläutert Oltmans das Verfahren. „Parallel zu den Diskussionen dort gibt es für jeden Menschen die Möglichkeit, mitzumachen. Künstlerinnen und Künstler aus Leipzig und anderen Städten haben die Schaufenster des ehemaligen Karstadt-Gebäudes in der Petersstraße erobert. Dort zeigen sie, wie sie die Welt sehen. Es gibt Videos und Hörspiele, Cartoons und Installationen, Texte und ganz viel Musik. Zum Mitmachen, zum Mitdenken, zum Anregen. Denn wir wollen etwas verändern!“

REVOLUTIONALE-Schaufenster im ehemaligen Karstadt. Montage: Stiftung Friedliche Revolution
REVOLUTIONALE-Schaufenster im ehemaligen Karstadt. Montage: Stiftung Friedliche Revolution

Und wer steht hinter dem Projekt?

„Wir – das sind Friedensaktivistinnen und -aktivisten, die für Freiheit im Denken und Offenheit im Handeln eintreten. Wir – das ist die Stiftung Friedliche Revolution“, betont Gesine Oltmans. „Ein Zusammenschluss aus Menschen, die es sich zum Ziel gemacht haben, die grundlegenden Wertemuster derjenigen, die 1989 in den Kirchen und auf den Straßen für den friedlichen Wandel eingetreten sind, in die heutige Zeit zu überführen. Und deshalb werden wir friedlich, aber entschlossen gegen den wachsenden Rechtspopulismus agieren!“

Im Mittelpunkt des REVOLUTIONALE-Festivals für Veränderung steht ein Internationaler Runder Tisch, der am 7. und 8. Oktober im Mendelssohn-Saal des Gewandhauses tagt. Vertreter/-innen von kleineren und größeren Menschenrechtsorganisationen aus 25 Ländern diskutieren hier zehn zentrale Themen wie beispielsweise den Klimawandel, Menschenrechtsverletzungen und die tragenden Werte der Friedlichen Revolution ’89.

Daneben geht es um eine weitere Zusammenarbeit in den kommenden Jahren, denn diese REVOLUTIONALE soll erst der Anfang sein. „Wir verabreden konkrete Ziele und kommen künftig alle zwei Jahre zusammen, um zu sehen, was wir in der Zwischenzeit erreicht haben und wie es weitergeht“, sagt Gesine Oltmanns.

Ab dem 5. Oktober wird es täglich in der Stadt Kunstaktionen geben, die die Passanten einbeziehen. In allen Schaufenstern des ehemaligen Karstadt-Gebäudes und im Revolutionale-Büro in der Petersstraße werden Performances, Videos, Hörspiele, Musik, Kunstinstallationen und andere Formate gezeigt, die die Vorübergehenden direkt ansprechen.

Offene Fragen, beispielsweise „Bin ich so viel wert, wie ich verdiene?“, oder „Kann man ohnehin nichts ändern?“, laden dazu ein, gesellschaftliche Probleme mit eigenen Reflexionen zu verknüpfen und dadurch differenzierter wahrzunehmen. Abends gibt es auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz weitere Aktionen und die Möglichkeit, sich kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen.

Ein zentrales Ziel aber ist es, friedlich, aber entschlossen gegen den wachsenden Rechtspopulismus zu agieren. „Wir haben nicht eine Diktatur überwunden, um nun zu erleben, wie wieder Menschen ausgegrenzt, bedroht und diffamiert werden“, sagt Gesine Oltmanns und zitiert die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano: „Erinnern heißt Handeln“.

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