Na ja, ein bisschen werden auch die langen Schließzeiten der Schulen dazu beigetragen haben, den Wärmeverbrauch in den Klassenzimmern zu senken. Aber dennoch zeigt das Energiesparprojekt „Halbe Halbe“ drei Jahre nach dem Start, was für ein Potenzial darin steckt, wenn sich die Schülerinnen und Schüler in ihren Schulen darum kümmern, dass der Energieverbrauch optimiert wird und weniger verschwendet.

Im Dezember gab es die neueste Abrechnung für den Erfolg des Projektes: Mit einer neuen Bestmarke geht in diesem Jahr das Energiesparprojekt „Halbe-Halbe“ zu Ende: So konnte die Zahl der teilnehmenden Projektschulen von 14 auf jetzt 26 fast verdoppelt werden.

Diese Schulen haben zudem insgesamt 268 Tonnen weniger Kohlenstoffdioxid (CO2) verbraucht, im Vorjahr waren es noch 67 Tonnen. Das entspricht nun pro Schule über zehn Tonnen eingespartem CO2, das liegt nur knapp unter dem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland.

Oberbürgermeister Burkhard Jung dankte den teilnehmenden Schülern: „Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Halbe-Halbe ist wirklich ein tolles Projekt – das ist Fridays for Future ganz konkret vor Ort.“

Sven Stein, Leiter im zuständigen Amt für Gebäudemanagement ergänzt: „Die Energieteams an den Schulen werden zu echten Experten ihrer eigenen CO2 -Bilanz: Auf Rundgängen durch Klassenräume oder die Sporthalle inspizieren sie die Gebäudetechnik, analysieren die Nutzungszeiten und entwickeln daraus konkrete Energiesparmaßnahmen. Dieses Beispiel darf gern Schule machen.“

So haben die Schüler der Wilhelm-Hauff-Schule in Möckern etwa kreative Plakate mit einfachen Tipps gestaltet – wie zum Beispiel, die Wassersparfunktion auf den Toiletten zu nutzen und beim regelmäßigen Händewaschen nicht mehr Wasser als nötig zu verbrauchen. In den beiden Gymnasien Immanuel-Kant und Anton-Philipp-Reclam wurden Rundgänge entwickelt, bei denen das Smartphone die Schüler durch die Gebäude navigiert und sie an verschiedenen Stationen abwechslungsreiche Aufgaben bearbeiten können.

Im vergangenen Jahr sparten die teilnehmenden Schulen 178.500 Kilowattstunden Strom sowie über 1 Million Kilowattstunden Wärme, soviel wie 40 Vier-Personen-Haushalte jährlich nutzen. Jede Schule verbrauchte zudem durchschnittlich 83 Kubikmeter weniger Wasser. Bei den diesjährigen Berechnungen zur Energie-Bilanz wurde auch die besondere Situation durch die Corona-Pandemie beachtet, betont das Amt für Gebäudemanagement. Sowohl in sanierten als auch unsanierten Gebäuden konnte der Verbrauch von Strom, Wasser und Wärme runtergefahren werden.

Die Kinder machen in ihrer Schule also genau das, was jede und jeder Einzelne zu Hause auch machen kann, um seinen Energieverbrauch zu senken und vor allem jene Verbräuche zu senken, die eigentlich „nur so“ nebenher laufen: zu hohe Temperaturen in allen Räumen, Stromfresser, die eigentlich vom Netz genommen werden können, laufende Heizungen während man gerade die ganze Wohnung lüftet usw.

Dass es da noch einige Unklarheiten gibt, machte im Dezember eine Stadtratsanfrage von CDU-Stadtrat Jens Lehmann deutlich, der da irgendwas aus dem Brockhaus-Gymnasium gehört hatte, das ja darauf hindeutete, dass die Kinder dort bei „Halbe-Halbe“ gar keinen Einfluss auf die Kosten bei der Wärmeversorgung haben würden: „Ist der Stadtverwaltung bekannt, dass in Hinblick auf die Heizungsanlage der betreffenden Schule eine vertragliche Vereinbarung mit einem Dienstleister besteht, die so ausgestaltet ist, dass ein monatlich fixer Betrag gezahlt wird (sog. Heizungs- oder Wärmecontracting)?

Diese Vereinbarung umfasst in der Regel neben den eigentlichen Energiekosten auch weitere Dienstleistungen, z. B. Wartung und Reparaturen, und unterläuft damit effektiv die Möglichkeit der Schule, eine eigene spezifische Regulierung der Heizungsanlage vorzunehmen bzw. im Sinne des Projekts Kosten einzusparen.“

Normalerweise ist das auch in privaten Haushalten so. Auch das gehört dazu, wenn man sich mit dem Thema Energieeinsparung beschäftigt. Das Amt für Gebäudemanagement erklärt es eigentlich sehr knapp: „Für die abgenommene Wärme werden ein Grund- und ein verbrauchsabhängiger Arbeitspreis abgerechnet.“

Das unterscheidet sich zwar ein bisschen zwischen den beiden Gebäuden im Brockhaus-Gymnasium. Aber wer seine Abrechnungen von den Stadtwerken (oder anderen Anbietern) kennt, weiß, dass er an den Grundkosten nichts ändern kann – die werden in der Regel monatlich pauschal erhoben, um die Bereitstellung der nötigen Infrastruktur zu sichern. Variabel ist aber der Verbrauch. Und genau hier können auch die Sparbemühungen der Schüler ansetzen, wie das Amt für Gebäudemanagement erklärt: „Zur Energieeinsparung hat die Schule vielfältige Möglichkeiten. Optionen sind die Anpassung des Nutzerverhaltens, die Einstellungen der Thermostatventile bzw. der Einzelraumregelung zu beeinflussen und Zeiträume für den Absenkbetrieb der Heizung zu definieren.“

Und von den dann eingesparten Verbrauchskosten profitieren die Schüler/-innen, denn sie bekommen die Hälfte des eingesparten Betrages.

Oder mit den Worten der Stadtverwaltung: Für ihren Einsatz erhalten die Schulen eine Prämie in Höhe der Hälfte der eingesparten Energiekosten, zehn Prozent der erzielten Einsparungen kommen darüber hinaus den Hausmeistern zugute, mit dem Rest finanziert sich das Projekt selbst. Im vergangenen Jahr konnten so Prämien über rund 75.000 Euro an die Beteiligten ausgezahlt werden.

„Halbe-Halbe“ startete im Herbst 2017 und wird von der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert. Betreut wird das Projekt vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen (UfU) e. V. Berlin sowie der Firma fifty/fifty-concept aus Hamburg. Unterstützung gab es zudem vom Amt für Umweltschutz: Die teilnehmenden Schulen erhielten Raumthermometer mit Energiespartipps.

14 Schulen haben zusammen 67 Tonnen weniger Kohlenstoffdioxid verursacht

14 Schulen haben zusammen 67 Tonnen weniger Kohlenstoffdioxid verursacht

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Leider hält sich immer noch hartnäckig das Gerücht, Wasser sparen in Deutschland wäre sinnvoll. Nein, ist es nicht! Fragen Sie mal die Wasserwerke. Wenn es nicht genügend Wasser in der Abwasserkanälen gibt müssen die Wasserwerke mit Frischwasser nachspülen und haben einen höheren Aufwand für Sanierung, der dann auf den Wasserpreis umgeschlagen wird. Ein wenig Recherche wirkt oft Wunder, liebe L-IZ.
Erstaunlich auch, dass Schüler mit dem Smartphone durch das Gebäude navigieren sollen. Was soll das denn, seit wann ist die Benutzung von Smartphones in der Schule erlaubt?
Und wie wirkt sich das ständige Lüften wegen Corona auf den Energieverbrauch aus?
Es zeigt sich mal wieder: Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht.
Sinnvoller wäre die Installation von PV-Anlagen auf den Schuldächern, Kraft-Wärme-Kopplung und der Bezug von Ökostrom. Aber ersteres und zweiteres (heißt das so?) würden ja Geld kosten und das sieht man beim Kultusminister nicht so gern. Lieber Wettbewerbe ausrufen, bei denen es dann ein Lob von Hr. Jung gibt. Wow! Vielleicht noch einen Lavendelstrauch dazu oder Plätzchen? Oder Applaus?
Und dann der Vergleich mit Fridays for Future. So in der Art: verbraucht ihr erstmal weniger Wasser in der Schule, dann reden wir weiter. So kann sich die Politik schön herausreden.

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