Am 29. Oktober rechneten Leipzigs Schulen mal wieder ab. Da stellten sie im Neuen Rathaus die Ergebnisse ihrer Sparbemühungen im Proxy „Halbe-Halbe“ vor. Das Projekt haben vor vier Jahren die Grünen auf den Weg gebracht. Seit 2017 nehmen immer mehr Schulen daran teil. Denn je mehr Energie und Wasser die Schüler mit klugen Ideen einsparen können, umso mehr Geld landet auch in ihrer Klassenkasse.

Die 14 Leipziger Projektschulen der Initiative „Halbe-Halbe“ haben im vergangenen Jahr insgesamt 67 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) eingespart. Das entspricht pro Schule 4,8 Tonnen und damit etwa der Hälfte des jährlichen Pro-Kopf-Verbrauchs in Deutschland. Raimund Krell, Leiter im zuständigen Amt für Gebäudemanagement, sagte dazu: „Das Projekt ‚Halbe-Halbe‘ greift die aktuelle Debatte um Umwelt- und Klimaschutz und die CO2-Bilanz praktisch und lösungsorientiert auf.“

An den Schulen werden dafür sogenannte Energieteams gebildet, die auf Rundgängen etwa durch Heizungskeller, Klassenräume und Sporthalle die Gebäudetechnik, die Nutzungszeiten und andere Daten aufnehmen. Die Schüler bekommen auch Energiespar-Unterricht und legen gemeinsam konkrete Maßnahmen fest. So haben die Schüler der Karl-Liebknecht-Schule in Gohlis-Nord etwa kreative Plakate mit einfachen Tipps gestaltet – wie zum Beispiel, beim Lüften die Fenster ganz zu öffnen und die Heizkörper vorher runterzudrehen.

Die Steuerungsgruppe „Energie“ vom Engelsdorfer Gymnasium hat die Lichtschalter in allen Räumen nach einheitlichen Kategorien markiert. So erhielten etwa alle Schalter fürs Wandlicht grüne Klebepunkte, damit gezielter Lichtmengen abgerufen werden können.

Die Arbeit dieser Energiesparteams wirkt: Im vergangenen Jahr sparte jede teilnehmende Schule im Schnitt 3.400 Kilowattstunden Strom, soviel wie ein Drei-Personen-Haushalt jährlich verbraucht, sowie 27.360 Kilowattstunden Wärme – etwa die anderthalbfache Menge des Verbrauchs eines Einfamilienhauses.

Die eingesparte Strommenge von 47.600 kWh allein ist schon eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr, wo die teilnehmenden Schulen zusammen auf 23.807 kWh Stromeinsparung kamen.

Auch Wassersparen stand auf dem Stundenplan: Jede Schule verbrauchte durchschnittlich 46 Kubikmeter weniger, insgesamt waren es also 644 Kubikmeter, was dann freilich nicht so viel war wie im Vorjahr, wo 831 Kubikmeter eingespart wurden. Da hatten sich sogar erst sieben Schulen an „Halbe-Halbe“ beteiligt. Andererseits haben viele Schulen deutlich höhere Schülerzahlen. Da sind die Grenzen des Wassersparens natürlich auch irgendwann erreicht.

Aber das Projekt wirkt ja über die Schulen hinaus. Denn was die Kinder mit „Halbe-Halbe“ lernen, ist auch bei ihnen zuhause jederzeit anwendbar.

Sowohl in sanierten als auch unsanierten Gebäuden konnte der Verbrauch von Strom, Wasser und Wärme runtergefahren werden. Und um welche Einspar-Dimensionen es geht, zeigt auch ein Vergleich. Denn die Vorjahreseinsparung bei Strom entsprach schon dem Verbrauch einer kleinen Schule. Was also die 14 Schulen in diesem Jahr einsparten, ist dann schon der Verbrauch einer normal großen Schule. Wenn in diesem Schuljahr schon 26 Schulen mitmachen, ahnt man, welches Potenzial hinter dem Projekt steckt. Zum Vergleich: Leipzig hat insgesamt 151 allgemeinbildende Schulen.

Für ihre Bemühungen erhalten die Schulen eine Prämie in Höhe der Hälfte der eingesparten Energiekosten zur freien Verfügung, zehn Prozent der erzielten Einsparungen kommen den Hausmeistern zugute, mit dem Rest finanziert sich das Projekt selbst. Im vergangenen Jahr konnten so Prämien über rund 24.700 Euro an die Beteiligten ausgezahlt werden.

„Halbe-Halbe“ startete ganz offiziell im Herbst 2017 und wird von der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert. Betreut wird das Projekt von zwei Dienstleistern: dem in Berlin ansässigen Unabhängigen Institut für Umweltfragen (UfU) sowie der Hamburger Firma fifty/fifty-concept. Unterstützung gab es in diesem Jahr auch vom Amt für Umweltschutz: Die teilnehmenden Schulen erhielten Raumthermometer mit Energiespartipps.

Energie für eine ganze Schule gespart und reihenweise energetische Löcher entdeckt

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Nur ein Hinweis: In der Ãœberschrift steht “CO2 verbraucht”, im Text steht es dann richtig: eingespart.
Nicht das jemand daraus noch eine Verschwörungstheorie bastelt… 😉

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