Die Zahl der sozialversicherungspflichtig (SV-pflichtig) Beschäftigten hat in Ostdeutschland im Verlauf dieses Jahres leicht zugenommen. Das wurde schon mehrfach in den Medien vermeldet, zuständige oder auch nicht zuständige Minister haben sich dafür feiern lassen. Nur eine kleine Frage war nicht so einfach zu beantworten: Was waren das eigentlich für Arbeitsplätze, die da entstanden sind?

Wie sich SV-pflichtige Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung entwickelt haben, konnte infolge einer Statistikumstellung vorübergehend nicht beurteilt werden, stellt das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in einem Beitrag zum Thema fest. Diese Lücke wurde durch eine kürzlich erschienene Statistik geschlossen. Und diese Umstellung brachte dann einige Überraschungen mit sich: Es hat sich erstens gezeigt, dass aufgrund der Statistikumstellung die Teilzeitquote im Jahr 2010 um 4,6 Prozentpunkte höher war, als davor ausgewiesen wurde. Zweitens ist die Zunahme der SV-pflichtigen Beschäftigung in Ostdeutschland seit Mitte 2011 ausschließlich auf die Zunahme der Teilzeitbeschäftigung zurückzuführen.

Hingegen nahm in Westdeutschland auch die Zahl der SV-pflichtig Vollzeitbeschäftigten stetig zu.Eine Ursache für die – verglichen mit Westdeutschland – unterschiedliche Entwicklung dürfte darin liegen, dass in Ostdeutschland vor allem tertiäre Wirtschaftsbereiche mit einem hohen Teilzeitanteil weiter expandiert haben, während die Entwicklung im Produzierenden Gewerbe ungünstiger als in Westdeutschland war, stellt das IWH fest. Tertiärbereich ist vor allem der ganze Dienstleistungsbereich von den Putz-und Pflegekräften bis hin zu Callcentern und Bürodienstleistungen, Vermietung und Finanzwesen.

Leipzig ist das typische Beispiel für so eine Wirtschaftsstruktur. Im ursprünglich primären Wirtschaftsbereich – der Land-, und Forstwirtschaft – arbeiten nur noch knapp 800 Personen (obwohl 35,7 Prozent des Stadtgebietes landwirtschaftliche Fläche sind), im sekundären Sektor (Produzierendes Gewerbe mit Baugewerbe) arbeiten knapp 47.000 Personen. Aber der Löwenanteil der Beschäftigten in Leipzig ist im tertiären Sektor, der Dienstleistung tätig: rund 244.000 Personen. Das sind zwar die Zahlen von 2009 – aber am Verhältnis hat sich auch in den Folgejahren nicht viel geändert. Außer dass der Dienstleistungsbereich weiter gewachsen ist und dort vor allem der Anteil der Teilzeitbeschäftigung – gern auch vermarktet als “flexible Arbeitszeiten”.

Der Blick auf die Statistik zeigt aber auch, dass parallel zum Aufbau weiterer Teilzeitstellen im Osten seit Mitte 2011 wieder Vollzeitstellen abgebaut wurden.

Die Teilzeitquote bei den Sozialversicherungspflichtigen ist im Jahr 2012 in Ostdeutschland erstmals höher als in Westdeutschland, stellt das IWH fest. Im Durchschnitt des Jahres 2013 dürfte die Zahl der Erwerbstätigen in Ostdeutschland in etwa auf dem Vorjahresstand liegen. Die Entwicklung der registrierten Arbeitslosigkeit wird – wie in den Jahren zuvor – vom schrumpfenden Arbeitsangebot beeinflusst. Die Arbeitslosenquote dürfte im Jahr 2013 etwa 10,2 Prozent betragen, nach 10,5 Prozent im Vorjahr, prognostiziert das IWH.

www.iwh-halle.de/d/publik/presse/45-13.pdf

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