Ganz den Stand vom Januar vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Januar 2020 hat die Arbeitslosigkeit in Leipzig noch nicht erreicht. Aber auch die Januar-Zahlen zeigen, dass der größte Teil der Wirtschaft wieder so läuft wie vor der Pandemie. Auch wenn der übliche Jahreszeit-Effekt wieder zu sehen war, dass die Arbeitslosigkeit von Dezember auf Januar um 997 auf 20.809 Personen angestiegen ist. Das waren aber trotzdem 5.286 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr.

Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Januar 6,4 Prozent; vor einem Jahr belief sie sich auf 8,2 Prozent.

„Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar ist saisonal bedingt und damit nicht unerwartet. Diese Entwicklung ist in jedem Jahr ganz typisch für den Monat Januar. Gründe dafür sind hauptsächlich auslaufende befristete Arbeitsverträge zum Jahresende“, sagte am Dienstag, 1. Februar, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Steffen Leonhardi.„Die deutliche Senkung der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Januar des Vorjahres ist eine Folge der geänderten Regelungen im Rahmen der Pandemie zum Vorjahreszeitraum. Grundsätzlich erlebe ich die aktuelle Entwicklung am Leipziger Arbeitsmarkt positiv. Mit 6,4 Prozent Arbeitslosenquote bewegen wir uns fast auf dem Vorpandemieniveau.“

Der Zugang in die Arbeitslosigkeit im Januar betrug 2.457 zuvor erwerbstätige Personen, 372 weniger als vor einem Jahr. Durch Aufnahme einer Erwerbstätigkeit konnten in diesem Monat 1.494 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 101 weniger als vor einem Jahr.

Aber wesentlich aufschlussreicher sind in der Januar-Statistik die Zahlen zu gemeldeten freien Stellen, denn sie verraten ja, ob die Wirtschaft Fachkräfte nachfragt oder ob eine Stadt tatsächlich in der Flaute steckt. Und da verblüfft schon, dass die Zahl der gemeldeten freien Stellen mit 9.253 deutlich über den Zahlen liegt, die vor einem Jahr im Januar gemeldet wurden (7.912) oder auch denen vor zwei Jahren (7.828).

Was auch die Erhebung der IHKs und der Handwerkskammern bestätigt: Mitten in der Pandemie ist der Bedarf an Fachkräften in Sachsen weiter angewachsen. Immer mehr Unternehmen können die freien Stellen nicht mehr zeitnah besetzen.

Entwicklung der gemeldeten freien Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Entwicklung der gemeldeten freien Stellen in Leipzig. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Dass das trotzdem nicht alle als arbeitslos Registrierten erreicht, hat natürlich mit den Qualifikationen zu tun. Denn wer die benötigte Ausbildung nicht hat, hat selbst bei einem großen Stellenangebot keine Chance, einfach in der Industrie, im Gesundheitswesen oder gar als Buchhalter anzuheuern. Es tauchen längst Berufsbilder in den Stellenanzeigen auf, von denen man vor wenigen Jahren nicht vermutet hätte, dass hier die (ausgebildeten) Leute einmal knapp werden könnten.

Und auch wenn weiterhin 3.778 Stellen über Zeitarbeitsfirmen angeboten werden, verdeckt das nicht die Tatsache, dass es bei Unternehmensdienstleistungen, im Gesundheitsbereich, aber längst auch am Bau und in der IT-Branche eine nachhaltend hohe Nachfrage nach ausgebildeten Leuten gibt. Ein Effekt, der sich nach Abflauen der Pandemie noch verstärken wird.

Vielleicht sogar schon ab März, wie Steffen Leonhardi andeutet: „Für den Februar erwarte ich saisonbedingt keinen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Das hängt aber nicht zuletzt auch von der Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Wenn wir es schaffen, die Pandemie hinter uns zu lassen, rechne ich auch kurzfristig mit einer steigenden Nachfrage am Arbeitsmarkt und damit guten Beschäftigungsmöglichkeiten für die Leipzigerinnen und Leipziger.“

Gemeldete freie Stellen nach Berufsbereichen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Gemeldete freie Stellen nach Berufsbereichen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Der Arbeitsmarkt im Januar in Zahlen

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Leipzig waren im Januar 9.253 Arbeitsstellen gemeldet, gegenüber Dezember ist das ein Rückgang von 74 Stellen bzw. 1 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 1.341 Stellen mehr (+17 Prozent).

Arbeitgeber meldeten im Januar 1.263 neue Arbeitsstellen, das waren 178 oder 16,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Nach Altersgruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich, allerdings waren bei allen Gruppen Rückgänge gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen. Die Spanne der Veränderungen reicht im Januar von -29 Prozent bei 15-bis unter 25-Jährigen bis -15 Prozent bei den 50-Jährigen und Älteren.

Im Rechtskreis SGB III (Arbeitsagentur) lag die Arbeitslosigkeit bei 6.778 Personen, das sind 673 mehr als im Vormonat und 3.259 weniger als im Vorjahr. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote lag bei 2,1 Prozent, vor einem Jahr belief sie sich auf 3,2 Prozent.

Im Rechtskreis SGB II (Jobcenter) gab es 14.031 arbeitslose Personen, das ist ein Plus von 324 gegenüber Dezember; im Vergleich zum Januar 2021 waren es 2.027 Arbeitslose weniger. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Januar 4,3 Prozent; vor einem Jahr belief sie sich auf 5,1 Prozent.

In Leipzig gab es im Januar 29.413 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 397 weniger als im Vormonat und 3.722 weniger als im Januar des Vorjahres.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 37.259 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat sind dies 147 Personen weniger. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl um 4.233 Personen.

Zahlen zur Kurzarbeit

Im Dezember 2021, aktuellster statistisch ausweisbarer Monat, haben 614 Leipziger Unternehmen Kurzarbeit angezeigt. Diese Anzeigen umfassten 7.764 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das sind 374 Anzeigen mehr und 4.625 Personen in Anzeigen mehr im Vergleich zum Vormonat.

Besonders betroffen waren dabei erneut die Unternehmen aus der Gastronomie (226 Unternehmen) und der sonstigen überwiegend persönlichen Dienstleistungen (82 Unternehmen).

Der Höchststand an abgegebenen Anzeigen seit Januar 2009 war mit 5.412 Anzeigen für 70.427 Beschäftigte im Monat April 2020.

Nach der bisherigen Abrechnung der Kurzarbeit durch die Betriebe in der Corona-Pandemie haben im Juli 1.364, im August 1.147 und im September 1.011 Unternehmen Kurzarbeit abgerechnet (aktuellster statistischer Datenstand).

Kurzarbeitergeld wurde durch die Betriebe im Juli für 9.983, im August für 8.991 und im September für 5.418 Beschäftigte bezogen.

Der Höchststand an Kurzarbeitern seit Januar 2009 war mit 4.759 Betrieben und 50.956 Personen im April 2020.

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