Stichtag war der 2. Januar. Da saß die Wahlkommission zusammen und prüfte, wer die Voraussetzungen zur Teilnahme an der OBM-Wahl am 27. Januar erfüllt hat. Sechs Bewerber haben die Bedingungen erfüllt. Am gleichen Tag veröffentliche die LVZ die Ergebnisse ihrer Wählerbefragung. Ob das am 27. Januar so eintritt, ist so offen wie auch vor sieben Jahren. Denn richtig los geht's mit dem Wahlkampf erst jetzt.

Auch wenn Horst Wawrzynski, angetreten als unabhängiger Kandidat mit Unterstützung der CDU und eines eigenen Unterstützervereins, schon vor Weihnachten fleißig plakatierte und den Leipzigern großflächig ein frohes Fest und ein gesegnetes neues Jahr wünschte. Richtig plakatiert wird erst seit dieser Woche. Am Donnerstag, 3. Januar, inszenierte Burkhard Jung, amtierender OBM und wieder Kandidat der SPD, seinen Plakatierungsstart auf dem Kleinen Willy-Brandt-Platz vorm Hauptbahnhof. Die Genossen verteilten rote Rosen an die Passanten und luden fleißig zum Wahlgang am 27. Januar ein.

Die Plakat-Experten der Werbefirma bereiteten die aufgebaute Bilderwand schon einmal professionell vor. Das vierte Viertel durfte Burkhard Jung dann selbst kleben. Tat er auch mit viel Spaß dabei. Denn nun geht’s wirklich los mit dem Wahlkampf, den so mancher wohl schon gern im Frühjahr 2012 beginnen wollte. Man sah auch in den vergangenen Monaten ein paar halb gewagte Ansätze, die alle stets so stille verpufften, dass man sich fast gefragt hätte: Meinen es die Herausforderer nun ernst?Sehen wird man es vielleicht in den nächsten Tagen. Die Laternenmaste füllen sich. René Hobusch, OBM-Bewerber der FDP, ist dort mit seinen flotten Sprüchen schon zu sehen. Barbara Höll, die Kandidatin der Linken, steht in mancher Grünfläche traulich neben Burkhard Jung. Der nun auch öfter öffentlich präsent sein wird, am Samstag, 5. Januar, zum Beispiel von 16:00 bis 16:45 Uhr in der Petersstraße. Da kann man ihn dann fragen, was man ihn in den letzten sieben Jahren nicht gefragt hat. Genug Sprechstunden gab es – im Stadtbüro und auch in den Ortsteilen. Ist ja nicht so, dass die Stadtpolitik ganz ohne Bürger stattfand.

Man muss sich nur raus trauen, fragen, nachfragen. Es ist tatsächlich so: Kommunalpolitik ist ein mühsames Werk. Und manchmal noch viel mühsamer, wenn die Parteien, die normalerweise in Deutschland den Willen der Wähler vertreten sollen, sich über Jahre im innerparteilichen Hickhack verlieren – und damit als Input-Geber ausfallen.

Manche hoffen vielleicht sogar darauf, dass die OBM-Wahl in Leipzig sich irgendwie in die bundesdeutschen Trends einfügt. Aber wenn die vorweihnachtliche Umfrage, die das Institut für Marktforschung im Auftrag der Leipziger Volkszeitung durchführte, etwas gezeigt hat, dann wohl dies: Bei Kommunalwahlen spielt der Bekanntheitsgrad der Kandidaten eine wichtige Rolle. Zumindest, wenn man die Leute direkt auf der Straße anspricht.

1.221 Bürgerinnen und Bürger hatte das Institut für Marktforschung befragt und dabei Burkhard Jung mit 55 Prozent vorn gesehen, Horst Warzynski mit 21 Prozent und Barbara Höll mit 12 Prozent dahinter. 4 Prozent würden Felix Ekardt (Bündnis 90 / Die Grünen) bzw. Dirk Feiertag (unabhängig) wählen. Null Prozent wurden für René Hobusch ermittelt. Was zumindest zu denken gibt: Wie repräsentativ ist so eine Umfrage im Weihnachtstrubel tatsächlich?

Am 27. Januar werden es alle wissen. Bis dahin aber geht’s rund. Werden weitere Plakate das Stadtbild aufhübschen, allerlei Veranstaltungen die Kandidaten präsentieren. Der Wahlkampf hat nun irgendwie wohl begonnen.

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