Es gibt in der Stadt Leipzig ein Sachverständigenforum "Kunst am Bau und im öffentlichen Raum". Auf der Grundlage eines Ratsbeschlusses konstituierte es sich im Jahr 2008 als beratendes unabhängiges Fachgremium für die Verwaltung und den Stadtrat. Am Montag, 24. Juni, tagte es zum letzten Mal. Vom Stadtrat auf fünf Jahre angelegt, zieht das Gremium nun irgendwie Bilanz. Bräuchte es eigentlich nicht, wenn es transparent arbeiten würde.

Unter der Leitung von Stadtrat Michael Koelsch und – nach dessen Ausscheiden aus dem Stadtrat 2009 – unter der Leitung von Architekt Professor Ingo A. Wolf hat das Sachverständigenforum 27 Mal getagt. Die im Sachverständigenforum tätigen Vertreter von Kunst, Kultur und Verwaltung erarbeiteten zum einen Stellungnahmen für beabsichtigte Denkmale und Schenkungsangebote für Kunst im öffentlichen Raum an die Stadt Leipzig und zum anderen Zielsetzungen und Kriterien für künstlerische Wettbewerbe.

Vertreter des Forums nahmen an Jurysitzungen teil, so zum Beispiel beim Wettbewerb für das Richard-Wagner-Denkmal, beim Vorhaben Kunst am Bau im Neubau des Theatriums in Grünau und beim Neubau des Probensaals des Thomasalumnats. Auf Initiative des Sachverständigenforums wurde ein künstlerischer Wettbewerb für die Demokratieglocke ausgelobt (der ein durchaus interessantes Ergebnis zu Wege brachte) und es wurden grundsätzliche Aussagen in Vorbereitung des Wettbewerbs für das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal getroffen (der so richtig schön in die Hose ging).

Darüber hinaus wirkte die Kunsthistorikerin Christine D. Hölzig als Vertreterin des Sachverständigenforums aktiv in verschiedenen Gremien bei der Vorbereitung und Durchführung des Wettbewerbs mit, was die Sache auch nicht besser machte.

“Die Verwaltung und der Stadtrat benötigen weiterhin die professionelle Beratung und Begleitung bei Vorhaben von Kunst am Bau und im öffentlichen Raum. Aus diesem Grund wird im Kulturamt die Richtlinie novelliert. Sie soll im Herbst dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt und die Mitglieder neu berufen werden”, sagt Kulturbürgermeister Michael Faber. Der damit zumindest ein leises Unbehagen an der Arbeit des Gremiums zugibt, sonst brauchte man ja die Richtlinien nicht zu novellieren.

“Kunst am Bau ist integrales Element der Baukultur in Deutschland und Teil der öffentlichen Bauherrenaufgabe. Kunst am Bau kann entscheidend zu Qualität und Aussage von Bauwerken beitragen. Daher ist es den Vertretern des Sachverständigenforums ein wichtiges Anliegen, dass das Thema Kunst am Bau bei Bauvorhaben der Stadt Leipzig zukünftig einen größeren Stellenwert erhält”, erklärt das Kulturamt dazu.

Geborene Mitglieder das Sachverständigenausschusses sind qua Amt der Direktor Museum der bildenden Künste Leipzig, Dr. Hans-Werner Schmidt und die Direktorin der Galerie für Zeitgenössische Kunst Dr. Barbara Steiner. Berufene Mitglieder sind die Kunstwissenschaftlerin Christine Dorothea Hölzig, der SPD-Stadtrat Gerhard Pötzsch, und die Linke-Stadträtin Mandy Gehrt, der HTWK-Professor Ingo Andreas Wolf, Bürgermeister Michael Faber, die Kulturamtsleiterin Susanne Kucharski-Huniat, der Abteilungsleiter aus dem AStadtplanungsamt Wilfried Lenke, und die Abteilungsleiterin aus dem, Amt für Stadtgrün und Gewässer Karmen Seidel.

Was das Gremium besprochen und empfohlen hat, ist freilich nirgendwo transparent zu sehen. Wenn das Kulturdezernat die Rolle de Gremiums wirklich aufwerten will, dann schafft es jetzt mehr Transparenz. Mit klar erläuterten Stellungnahmen, für alle Leipziger online einsehbar.

Ansonsten ist auch die Novellierung bloß Hokuspokus.

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