Noch hat Leipzig kein eigenes zentrales Ticketportal, auch wenn man Eintrittskarten für Oper, Gewandhaus und Schauspiel schon zentral über ein elektronisches System kaufen kann. Doch warum gibt es das nicht gleich für alle städtischen Kultureinrichtungen, wollten die Grünen im September wissen und stellten einen entsprechenden Antrag im Stadtrat.

“Der Oberbürgermeister wird beauftragt, beginnend zunächst für alle kommunalen Kultureinrichtungen die Einführung und den Aufbau eines zentralen Online-Ticketportals der Stadt Leipzig zu prüfen. Dem Stadtrat ist der Prüfbericht spätestens zum Ende des I. Quartals 2016 vorzulegen”, hieß es da.

Zwei Monate brauchte das Kulturdezernat, um sich die Sache mal durch den Kopf gehen zu lassen. Am Ende der Überlegungen steht nun die Erkenntnis: Sinnvoll wäre das schon. Als Ergänzung zum bestehenden System – quasi als weiterer Vertriebskanal.

“Grundsätzlich stehen die kommunalen Kultureinrichtungen der Stadt Leipzig, insbesondere die Eigenbetriebe Kultur und die Museen, einem zentralen Online-Ticketportal offen gegenüber, da dies einen weiteren Vertriebskanal darstellt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können bereits Online-Tickets über die Plattform CTS Eventim für Veranstaltungen in der Oper Leipzig, Gewandhaus zu Leipzig sowie dem Schauspiel Leipzig genutzt bzw. erworben werden. Das Theater der Jungen Welt plant ebenfalls die Einführung der onlinebezogenen Bezahlmöglichkeit über CTS. Für Ausstellungen in den Museen besteht bisher keine onlinebezogene Möglichkeit des Ticketerwerbs”, stellt das Dezernat zum aktuellen Stand fest.

Aber wie bastelt man nun ein eigenes Ticketportal für die Stadt Leipzig?

Die Überlegungen der Verwaltung: “Im Rahmen einer zu bildenden Arbeitsgruppe prüft die Verwaltung unter Einbezug der Lecos GmbH, der LTM GmbH sowie Vertretern der Eigenbetriebe und Museen die Möglichkeit eines zentralisierten und onlinebezogenen Ticketings bzw. eines zentralen Veranstaltungskalenders. Hierbei gilt es grundsätzlich, Vor- und Nachteile aufzuzeigen, welche inhaltlichen Voraussetzungen hierfür geschaffen werden müssen, welche technische Ausstattung notwendig ist und welche Kosten damit verbunden sind.”

Irgendwie tendiert man dabei zu einer eigenen webbasierten Lösung. Bestimmt hat da jemand gesagt, dass das problemlos möglich sei. Hat aber wohl vergessen dazu zu sagen, dass das keine Aufgabe der Stadt ist. Da kann man gespannt sein, welchen Etat man dafür dann wieder aufmachen wird.

“Zielstellung sollte jedoch sein, dass eine stadteigene Lösung bzw. zentralisierte Übersicht mit anschließender Weiterleitungsmöglichkeit auf die Internetangebote/Verkaufsmasken/Webshops der jeweiligen Kultureinrichtungen geschaffen werden kann. Die Nutzung bereits am Markt erhältlicher Online-Ticket-Systeme soll hierbei nicht favorisiert werden, da die Nutzung grundsätzlich mit dem Verlust der Kundendaten der Käufer von Online-Tickets verbunden ist”, benennt die Stadt schon mal ein Grundproblem, das sich für gewöhnlich auch als Kostenblock in einer Eigenprogrammierung wiederfindet.

Man hört schon die Geldscheine rauschen. Aber machbar ist das schon, keine Frage. Aber wie soll das Ding mal finanziert werden? Mit Gebühren? Oder ohne? Ganz schwere Frage, wie das Kulturdezernat nun feststellt:

“Weiterhin dürfen Karten innerhalb der Stadt nicht zu unterschiedlichen Preisen angeboten werden, da gesonderte Vorverkaufseinrichtungen – wie ein extra Portal – auch extra Gebühren (insbesondere Vorverkaufsgebühren) bedeuten würde, die die Häuser über ihren eigenen Internet-Ticketshops nicht vom Käufer erheben”, formuliert das Kulturdezernat den nächsten Gedanken.

Womit man beim eigentlich Kern der Stellungnahme wäre: Bis zum 1. Quartal könne man das Ganze nicht durchdenken und einen Lösungsvorschlag vorlegen. So schnell geht das nicht.

Also: “Aufgrund der Komplexität des Prüfauftrages und dem Einbezug einer Vielzahl an Einrichtungen und Institutionen wird dem Stadtrat bis zum Ende des IV. Quartals 2016 über die Ergebnisse der Prüfung Bericht erstattet.”

Der Antrag der Grünen.

Die Stellungnahme des Kulturdezernats.

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Es gibt 3 Kommentare

Die Idee, ein staedtisches Ticketportal etablieren zu wollen, ist schon reichlich weltfremd.

Fuer diesen datenintensiven Betrieb sind locker mehrere Vollzeitstellen erforderlich, angefangen von der Erfassung der Veranstaltungstermine bis hin zum konfliktfreien Ticketing (Vermeidung von Doppelbuchungen usw.) Nix mit automatisierten Datenstroemen aus den Bueros der verschiedenen Veranstaltungsorte, die dann mit einem HTML-Dreizeiler wundersam in einen einheitlichen und formschoenen Klickidibunti-Bildschirm fuer den Endkunden eingepasst werden.

Da hat sich bei den Antragstellern wohl jemand als Experte hervorheben wollen. Schief gelaufen. Und die Zeit anderer, hier der Stadtverwaltung, vergeudet.

Kann es sein, dass sich die Leipzier Gruenen im Moment ziemlich blamieren? Ich meine nicht nur wegen des Ticketverkaufs…

Museen in einen solchen Vertriebskanal einzubeziehen macht überhaupt keinen Sinn.

Richtig. Aber wer macht sich noch Gedanken, ob etwas noch Sinn macht. Hauptsache man hat etwas zu fordern. Die Verwaltung hat dann oft das Problem, auf derartige unsinnigen Forderungen mit möglichst netten Umschreibungen zu antworten. Die Grünen und Linken sind gegenwärtig in Leipzig “Forderungsvorreiter”. Der überwiegende Teil dieser Forderungen ist Murks. Bei beiden Parteien spielt Geld keine Rolle, Selbst die Meisterung der Asylsituation wird aus der Portokasse bezahlt bzw. vom Land bzw. Bund vollständig erstattet. Aufgewacht ist bei denen noch keiner.

Vorzüge hat der Erwerb von elektronischen Tickets freilich, aber nur bei Veranstaltungen, wo es um Sitzplätze und begrenzte Kontingente geht!
Museen in einen solchen Vertriebskanal einzubeziehen macht überhaupt keinen Sinn.

Ja, externe Anbieter kosten Geld. Meint man, wenn man das selber aufbauen möchte, entstehen keine Kosten?
Ich befürchte, mit”bordeigenen” Mittel wie die Lecos wird nur Geld versenkt, ich denke da nur ans Kindergartenportal…

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