Da war das Amt für Stadtgrün und Gewässer ziemlich forsch, als es am Freitag, 7. Juli, verkündete: „Im Waldgebiet Nonne und im Rosental beantworten seit heute jeweils fünf Infotafeln die wichtigsten Fragen zur Bewirtschaftung des Leipziger Auwalds.“ Der Umweltbürgermeister hatte an eine Wegkreuzung im Waldgebiet Nonne eingeladen, um die Tafeln zu enthüllen.

Auf den Tafeln werde anschaulich erklärt, wie der Leipziger Stadtwald zu bewirtschaften und zu pflegen sei, um den hohen Artenreichtum zu erhalten, meinte das Amt für Stadtgrün und Gewässer. Darüber hinaus wird über das Eschentriebsterben, die über 650-jährige Geschichte des Stadtwaldes und an den jeweiligen Standorten über das Waldgebiet „Nonne“ oder „Rosental“ informiert.

Der Auwald erlebt seit Jahren einen intensiven Umbau mit sichtbaren Arbeiten und Folgen.

„Für den Bürger sind notwendige Baumfällungen oft nicht direkt nachvollziehbar“, konstatierte Heiko Rosenthal. „Tatsächlich ist es aber so, dass wir es insbesondere der sinnvollen Bewirtschaftung zu verdanken haben, dass wir einen Auwald mit außerordentlich hoher Biodiversität haben.“

Ausgangspunkt war vor zwei Jahren der von den Grünen eingereichte Antrag aus dem Stadtrat „Erlebnispfade zum Waldumbau im Leipziger Auwald einrichten“. Es folgte ein breiter inhaltlicher Abstimmungsprozess in der AG Stadtwald, bei dem insbesondere die anerkannten Naturschutzverbände intensiv mitgewirkt haben, meldet das Amt für Stadtgrün und Gewässer. Womit es eigentlich schon ein Problem benennt. Denn die AG Stadtwald ist kein offizielles Beratungsgremium der Stadt.

Eher so eine Art Abstimmungsrunde der Abteilung Stadtforsten.

Darüber aber, wie der Waldumbau in Leipzig stattzufinden hat, hat ein ganz anderes Gremium zu beschließen: der Leipziger Stadtrat. Jedes Jahr müsste er sich mit den vom Umweltdezernat vorgelegten Forstwirtschaftsplänen beschäftigen und sie beschließen. Das passiert aber nicht. Auch die von der Stadtförsterei aufgestellten Tafeln lassen dazu nichts verlauten.

Andreas Sickert, der Leiter der Abteilung Stadtforsten, wird noch zitiert mit den Worten: „Die Biodiversität entstand durch erheblichen, menschlichen Einfluss auf das Ökosystem, vor allem durch die forstliche Nutzung, dabei vor allem durch die Förderung der Baumart Stieleiche. Zur Erhaltung der hohen Baumartenvielfalt und damit der Biodiversität ist eine forstliche Pflege, also auch das Fällen von Bäumen, unumgänglich. Da private Grundstückseigentümer bei illegalen Baumfällungen oft mit empfindlichen Bußgeldern bedacht werden, stößt auch das Fällen von Bäumen im Wald bei den erholungssuchenden Bürgern oft auf wenig Verständnis.”

Und “Eine ausgiebige Öffentlichkeitsarbeit ist deshalb für die Forstverwaltung notwendig.“

Das war auch ungefähr das, was die Grünen 2016 beantragt hatten. Aber davon sind die fünf aufgestellten Tafeln weit entfernt. Stattdessen kann man auf der einzigen Tafel, die den Waldumbau tatsächlich thematisiert, lesen: „Als Grundlage für alle Planungen und Bewirtschaftungsmaßnahmen wurde von der Abteilung Stadtforsten eine ‚Konzeption zur forstlichen Pflege des Leipziger Auenwaldes‘ erarbeitet.“

Doch so eine Konzeption genügt nicht. Denn Leipzigs Stadtwald ist nun einmal Körperschaftswald nach sächsischem Recht. Und für die Bewirtschaftung gilt § 48 des Sächsischen Waldgesetzes. Darin geht es um „Periodische Betriebs- und Wirtschaftspläne“.

Erläuterungstafel zum Waldgebiet Nonne. Foto: Ralf Julke
Erläuterungstafel zum Waldgebiet Nonne. Foto: Ralf Julke

Der komplette Paragraph 48:

(1) Der Bewirtschaftung von Körperschaftswald sind periodische Betriebspläne, die von der oberen Forstbehörde aufzustellen sind, und jährliche Wirtschaftspläne (§ 22 Abs. 2) zu Grunde zu legen, die sich auf alle wesentlichen Wirtschaftsmaßnahmen erstrecken und den Grundsätzen einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft entsprechen müssen.

(2) Die Körperschaft hat über den periodischen Betriebsplan zu beschließen und den Beschluss mit den erforderlichen Unterlagen innerhalb von vier Monaten der oberen Forstbehörde vorzulegen. Der periodische Betriebsplan kann innerhalb von drei Monaten nach Vorlage des Beschlusses beanstandet werden, wenn er gegen Vorschriften dieses Gesetzes oder einer auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Rechtsverordnung verstößt.

(3) Der jährliche Wirtschaftsplan ist von der oberen Forstbehörde, im Fall des Bestehens eines körperschaftlichen Forstamtes von diesem, unter Beachtung des periodischen Betriebsplanes aufzustellen; er soll einen Voranschlag der Einnahmen und Ausgaben enthalten.

(4) Über den jährlichen Wirtschaftsplan ist von der Körperschaft zu beschließen. Der Beschluss ist innerhalb eines Monats der oberen Forstbehörde vorzulegen. Der jährliche Wirtschaftsplan kann innerhalb eines Monats nach Vorlage des Beschlusses beanstandet werden, wenn er gegen Vorschriften dieses Gesetzes oder einer aufgrund dieses Gesetzes erlassenen Rechtsverordnung verstößt. Über den Vollzug der Betriebspläne sind von der oberen Forstbehörde jährliche Betriebsnachweisungen aufzustellen.

Mit „Körperschaft“ ist eindeutig der Leipziger Stadtrat gemeint. Er muss per Beschluss feststellen, ob die jährlichen Forstwirtschaftspläne den Vorgaben zur Walderhaltung und der Wirtschaftlichkeit entsprechen. Was ja hier dezidiert benannt wird: Bislang erfährt der Leipziger Stadtrat nichts darüber, was die Bewirtschaftung des Stadtwaldes kostet und was sie einbringt.

Und da auch Paragraph 22, Absatz 2 extra angeführt wird – er lautet so: „Für den Staats- und Körperschaftswald sind in der Regel zehnjährige Betriebspläne sowie jährliche Wirtschaftspläne aufzustellen. Die Körperschaften haben die für die Vermessungen und Vorratsaufnahmen erforderlichen Arbeitskräfte auf ihre Kosten zu stellen.“

So etwas wie einen zehnjährigen Betriebsplan gibt es

Das nennt sich in Leipzig Forsteinrichtung. Und die letzte Forsteinrichtung hat der Leipziger Stadtrat am 28. Oktober 2015 beschlossen. „Die Abt. Stadtforsten hatte für die neue Forsteinrichtung einen Vorbericht erarbeitet, in dem auch die wichtigsten inhaltlichen Forderungen und Wünsche der Stadt Leipzig für diese Planung enthalten sind. Dieser Vorbericht wurde am 01.11.2012 im großen Ratsplenarsaal, im Rahmen der Einleitungsverhandlung, im Beisein von Vertretern der Oberen Forstbehörde, vorgestellt.“

Das „Forsteinrichtungswerk umfasst 171 Seiten, steckt voller Tabellen, die Forstfachleuten wahrscheinlich genug verraten. Ein greifbares Bild, was Leipzigs Förster tatsächlich machen, gibt es dem Außenstehenden nicht.

Das Ergebnis ist genau die Ratlosigkeit, die die Grünen 2016 verspürten, als es mal wieder heftige Diskussionen um flächenmäßige Baumfällungen in Leipzig gab. Vielleicht radeln sie jetzt einfach mal in die Nonne oder ins Rosental und versuchen herauszufinden, ob die Tafeln ihrer Ratlosigkeit abhelfen.

Alle Texte sind in einem amtlichen Schreibtischdeutsch verfasst, das spüren lässt, dass man nicht wirklich erklären möchte, was man da tut. Oder können Sie mit solchen Sätzen etwas anfangen: „Der Holzeinschalg ist eine Kombination von verschiedenen Pflegemaßnahmen und findet sowohl im Ober- als auch im Unterstand statt. Dabei werden großflächige Phänotypenauslese und Standraumregulierung durch Reduzierung der Stammzahl betrieben.“

So ein bürokratisches Deutsch hat man im Leipziger Stadtwald wirklich lange nicht gelesen.

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Es gibt 6 Kommentare

Ich habe gefragt, warum die Stadt offensichtlich lügen muß, warum Irrtümer beim Betrachter erzeugt werden müssen und warum “die LVZ” das nicht recherchiert.
Ich werde durch diese Art Verwaltungshandeln als Bürger verarscht (von Respekt will ich gar nicht reden).
Durch die ungeprüfte Wiedergabe durch die LVZ entsteht der Eindruck eines Schwarzen Brettes. Dafür gibt es aber das Amtsblatt. (Ironie)

Was wird daran anders, erklärender, wenn die Berichterstattung der L-IZ in Zweifel gezogen wird?! Das ist genau so gut wie die Begründung, daß das was in der LVZ steht richtig ist, weil es in der LVZ steht.

Wenn meine konkrete Behauptung falsch, meine konkreten Fragen sinnentleert wären, wäre Kritik berechtigt. Dann aber bitte mit Argument.

#Kurt: Das Klipp-Klapp der LVZ wird dem Thema nicht gerecht. Es tut so, als wären die forstwirtschaftlchen Maßnahmen die Lösung des Problems. Was sie aber nicht sind. Man kann zwar irgendwie die “Bäume der Hartholzaue” fördern, die Eiche zum Beispiel. Aber so lange die Hartholzaue ohne Wasser bleibt, ändert das nichts am bedrohten Zustand dieses geschützten Auenwaldes. Was der Ökolöwe als Dilemma sehr schön auf den Punkt bringt, wenn er schreibt: “Der jahrzehntelange Entzug der natürlichen und lebensnotwendigen Sommer- und Winterhochwasser führte im Leipziger Auwald zu einer untypischen Arten- und Alterszusammensetzung. Es entwickelte sich eine Dominanz von auwalduntypischen Baumarten wie Berg- und Spitzahorn, die die charakteristischen und überflutungstoleranten Arten verdrängen. Ziel der Durchforstung ist es nun, die Zusammensetzung der Baumarten langfristig in Richtung einer Hartholzaue zu verändern. Durch forstwirtschaftliche Eingriffe wird die Verbreitung auwalduntypischer Baumarten eingedämmt, damit sich die natürliche Hartholzaue entfalten kann. Die Hartholzaue ist nach der Roten Liste der Biotoptypen Sachsens von vollständiger Vernichtung bedroht und zählt nach § 30 BNatSchG zu den besonders geschützten Biotopen.”

Link: https://www.l-iz.de/politik/leipzig/2018/07/Leipzigs-Stadtfoerster-erklaert-den-Auwaldbesuchern-die-Waldbewirtschaftung-in-edelstem-Beamtendeutsch-224384#comment-11815

Aber das “vollständige Vernichtung” ist wichtig: Eine Hartholzaue ohne regelmäßige Überflutungen bleibt bedroht – der Förster muss immer wieder auslichten, um eine Art auenwaldtypischen Bestands zu erhalten. Wie lange soll das so gehen?
NUKLA taucht nicht so oft auf, weil NUKLA auch bei uns wirbt (und NUKLA wirbt hier, weil hier das interessierte Publikum mitliest), sondern weil die Maximalforderung von NUKLA jetzt ganz sicher die einzig richtige ist, nämlich die Renaturierung des Leipziger Auenwaldes überall, wo es geht. Sonst macht das ganze Naturschutzgebiet keinen Sinn. Ein Wald, den man immer wieder künstlich herstellen muss, damit er wie eine Hartholzaue aussieht, ist kein stabiler Auenwald. Aber diese Entscheidungsebene ist eben nicht der Stadtförster, sondern sind Umweltbürgermeister und Stadtrat.

Kann ja sein, dass im Auwald was schief läuft und Umweltschützer und Umweltamt mehr miteinander reden sollten.
Und es kann auch sein, dass es bessere Zeitungen als die LVZ gibt.
Aber die letzte Bemerkung von Olaf kann man nicht so stehen lassen, finde ich. Während die LVZ einen Artikel im Sinne von Nukla (12. Juli) und einen Gegenartikel mit einer Darstellung des Stadtförsters (18. Juli) druckt, findet man bei der LIZ bei diesem Thema keine ausgewogene Berichterstattung.
Mich wundert schon seit einiger Zeit die für meine Begriffe einseitige, nämlich Nukla-freundliche Berichterstattung der LIZ. Da werden Pressemitteilungen des Vereins mit ein paar Sätzen eingeleitet und kritiklos abgedruckt.
D.h. eigentlich wundert mich diese Haltung der LIZ nicht, wenn man bedenkt, dass Nukla immer wieder Anzeigen für Veranstaltungen (Kartoffelkonzerte, Auensymposium) in der Werbespalte der LIZ veröffentlicht. Ob man angesichts eines so starken Werbekunden dann noch von unabhängiger Berichterstattung reden kann, …?

https://www.dstgb.de/dstgb/Homepage/Schwerpunkte/Kommunalwald%20in%20Deutschland/Aktuelles/Urteil%20des%20BGH%20zur%20Verkehrssicherungspflicht%20im%20Wald/

Wenn es auf der HP des Städte- und Gemeindestages einen Verweis auf ein klarstellendes BGH-Urteil gibt, stellt sich schon die Frage, weshalb der Stadtförster dann etwas Falsches behauptet. Aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht muß kein Baum gefällt werden.
Eine Frage, die sich unmittelbar anschließt, ist, weshalb “die LVZ” ungeprüft Fake wiedergibt.

Der Stadtförster behauptet ebenfalls, daß höhere Biodiversität nur durch menschliche Eingriffe möglich sei.
Die Richtigkeit dieser These unterstellt, stellt sich die Frage, wie es die Menschheit bis hierher geschafft hat. Wer hat vor X-Millionen Jahren so in die Entwicklung eingegriffen, daß überhaupt Bedingungen entstanden sind, die menschliches Leben ermöglicht haben?
Und es stellt sich die Frage nach dem Sinn der “Lebendigen Luppe”. Dieses Projekt ist wegen der Eingriffe des Menschen nötig geworden. Es sollen wieder natürliche Bedingungen (zwar nur in einem sehr kleinem Gebiet, ohne Aussicht auf dauerhaften Erhalt, quasi wie in einem Zoo – ein Ökodisneyland eben für 10 Millionen Euro) geschaffen werden, damit sich die eigentliche in einem Auengebiet natürlich vorhandene höhere Biodiversität wieder einstellt. Die genau wegen der menschlichen Eingriffe dramatisch zurück gegangen ist. Dafür gibt es eine (sinnfreie) Förderung durch das BfN.
Ähmmm, was denn nun?!

Warum müssen Stadtförster und Stadt auf Fake zurück greifen?
Warum ist es nötig, im Bürger einen Irrtum zu erzeugen?
Weshalb gibt es keine öffentliche Diskussion darüber, ob und wenn ja, in welchem finanziellen Rahmen wir uns eine künstliche Artenvielfalt leisten wollen?
Die wem am Ende in welchem Umfang nutzt? (ABM für Stadtförster?)
Gibt es Alternativen? Vielleicht sogar noch im Zusammenhang mit untechnischem Hochwasserschutz?
Bestimmt Stadtarchitektur über Natur? (Elsterflutbecken)
Wie “J.” schon fragte, weshalb der Aufwand (und ich frage: die Lügen), wenn es sich angeblich nicht rechnet?
Und alles im mehrfach geschützten Gebiet, in dem z. Bsp. dem Verein NuKLA das Aufstellen eigener Tafeln über die Alternativen verboten wurde?
Etc.pp.

Was machen einige Redakteure bei der LVZ? Das “schwarze Brett” der Stadtverwaltung? Die Fortführung ihrer obrigkeitlichen Berichterstattung als “Zentralorgan”?

Also was auf den Tafeln steht, verstehe ich schon.

„Der Holzeinschlag ist eine Kombination von verschiedenen Pflegemaßnahmen und findet sowohl im Ober- als auch im Unterstand statt. Dabei werden großflächige Phänotypenauslese und Standraumregulierung durch Reduzierung der Stammzahl betrieben.“

Dies bedeutet auf normalem Deutsch:

Man fällt gezielt Bäume auf allen Ebenen (Junge Bäume als auch nicht so gerade Altbäume, die eventuell schief gewachsen sind), um anderen Bäumen mit möglichst geraden und gut verkäuflichen Stämmen mehr Licht zukommen zu lassen. Das Ziel ist, dass diese gut verkäuflichen Bäume noch dicker werden, damit man sie noch besser verkaufen kann.

Wenn man einen Wald als Forst bewirtschaftet, ist dies auch soweit ich weiß, normale Praxis. Ein Förster bewirtschaftet eben einen Forst so, dass man auch Bäume fällt und verkauft. Und dementsprechend wird auch so gehandelt. Man sieht den Wald also weniger als Biotop, sondern eher als eine Art Holzacker.

Problem nur nach wie vor: Auch die Nonne ist FFH-Gebiet, Europäisches Vogelschutzgebiet und Landschaftsschutzgebiet. Und wenn man den Auwald und eben auch die Nonne als Schutzgebiet betrachtet, wird das Pferd hier schon seit Jahren quasi von der falschen Seite aufgezäumt.

Die Tafeln als auch der Artikel in der LVZ hinterlassen aber bei mir mehr Fragen als dass Fragen geklärt werden. Wenn sich laut Zitat (“Ich habe mal etwas von 15.000 Euro pro Baum gehört. Das wäre ja schön. Dann hätten wir die Tafeln selbst finanzieren können. Nein, wir kommen gerade auf Null.”) im Kreuzer der Leipziger Auwald als Wirtschaftsforst nicht rentiert, warum tut man es dann überhaupt? Statt dessen wäre es doch dann eher an der Zeit, den Auwald nicht mehr nach wirtschaftlichen, sondern nach ökologischen Aspekten zu bewirtschaften? Und warum wird das Vorgehen als alternativlos dargestellt, wo es doch durchaus Alternativen auch in der Bewirtschaftung gäbe? Warum werden auch gesunde, aber eben schiefe Eichen zur Fällung markiert wenn man doch die Eiche fördern will? Warum werden junge, von selbst gewachsene Eichen von Harvestern kaputt gefahren an manchen Stellen (letzten Winter beobachtet)?

Auf einer Tafel steht übrigens, das man auf ausreichend Totholz achten will. In der LVZ stand, man will den Totholzanteil erhöhen. Wenn manche Esche sowieso evtl. abstirbt, warum lässt man sie nicht stehen (wenn es nicht gerade an einer Straße oder viel begangenem Weg ist)? Auch Eschen können zu Biotopbäumen werden. Abgesehen davon das wohl laut dem Urteil vom Bundesgerichtshof in jedem Wald immer damit zu rechnen ist, dass ein Ast herabfallen oder ein Baum umfallen könnte (sei es nun von einer Esche oder einer Eiche oder einer Birke oder sonstwem). Also muss die Stadt als Waldbesitzerin keine Bäume aus Gründen der Wegesicherung fällen. Sie will sie fällen.

Mich würde ja auch generell mal interessieren, wieviele Menschen in Deutschland pro Jahr von herabfallenden Ästen/Bäumen getötet werden. Dass es immer viele Unfälle unter Forstarbeitern gibt ist nachvollziehbar, mich würde aber interessieren, wieviele Passanten jährlich dies betrifft. Müssen ja viele sein, so wie Bäume gefällt werden in Deutschland (ist woanders auch so).

Wenn ich noch mehr darüber nachdenke, stellen sich mir anbetrachts der Tafeln sicher noch mehr Fragen.

Wenn ich richtig informiert bin, bietet die Volkshochschule in Zusammearbeit mit anerkannten Leipziger Verbänden, u.a. NuKLA, Führungen an. So wie ich diese Führungen erlebt habe, wird es eine Freude sein, sich in Diskussion mit den nun auf den prächtigen Schildern veröffentlichten Positionen von Stadtforsten zur Waldbewirtschaftung (!) naturschutzfachlich auseinander zu setzen. Augenscheinlich führen die forstwirtschaftlichen Eingriffe vor allem zu einem: der Ausbreitung von Brombeere, Holunder und Ahorn – alles schnellwachsende Arten, die die Eichensetzlinge überwuchern und erdrücken in den viel zu großen sog. Femellöchern und damit zur Vernichtung des in zu schützenden (!) Teilen noch bestehenden alten auwaldtypischen Baumbestandes. Deswegen auch die Rede vom Leipziger “Stadt-” statt vom Auwald: da offenbart sich, wohin das Interesse der Stadtverwaltung geht: zur forstlichen Bewirtschaftung statt zum Naturschutz. Ach ja, der Auwald ist bei Herrn Rosenthal und Herrn Sickert in besten Händen!

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