Wenn es nach den Grünen gegangen wäre, dann würde Leipzig künftig alle seine Kurierfahrten mit Lastenfahrrädern abwickeln lassen. Die Grünen-Fraktion im Stadtrat hat so einen Antrag gestellt, der erstaunlicherweise auf Zustimmung in der Verwaltung stößt. Vielleicht, weil es der Verwaltungsbürgermeister ist, der jetzt Position bezogen hat und vorschlägt, die Leipziger Kurierfahrten künftig in zwei Losen auszuschreiben.

Die Kurierleistung im innenstadtnahen Bereich soll künftig mit Lastenfahrrädern erfolgen, die Touren außerhalb des innenstadtnahen Bereiches unter Einsatz von E-Fahrzeugen.

„Ein Umstieg auf Lastenfahrräder ist grundsätzlich sinnvoll, da wo es logistisch und wirtschaftlich umsetzbar ist“, begrüßt der Verwaltungsbürgermeister den Antrag der Grünen und hat auch gleich die zu transportierenden Mengen parat: „Bei einer täglichen Bewegung von ca. 1.184 kg bzw. ca. 14.800 Stück an Schriftgut, aktenrelevanten Dokumenten, Akten, Archivgut, Frachtpost, Büromaterial, Plakate, Flyer, Druckaufträge und anderen Materialien wird der komplette Transport mit Lastenfahrrädern jedoch kritisch.“

Da müssten zumindest ziemlich viele Fahrradkuriere allein fürs Rathaus in die Pedale treten.

„Der Kurierdienst der Stadt Leipzig versorgt täglich alle Dienststellen (auch Schulen und Kitas) der Stadtverwaltung sowie Gerichte, Staatsanwaltschaft, Behörden und weitere Einrichtungen (ca. 140 Objekte/davon sechs Objekte mehrmals täglich). Der Einsatz erfolgt auf 4 Touren mit ca. 320 km Wegstrecke“, schildert das Verwaltungsdezernat die Dimensionen, um die es geht.

„Die weiteste Tour führt bis zum Landratsamt Leipziger Land nach Borna. Im innenstadtnahen Bereich von Leipzig liegen ca. 12 % der anzufahrenden Stellen. Eine komplette Umstellung der Touren auf Lastenfahrrädern führt zu einem deutlichen finanziellen und materiellen Mehraufwand in der Verwaltung. Für eine komplette Umstellung müssten mindestens 40 Lastenfahrräder im Einsatz sein. Daher ist ein kompletter Umstieg auf Lastenfahrräder nicht sinnvoll und wirtschaftlich.“

Aber prinzipiell wird der Vorschlag für gut befunden und das Verwaltungsdezernat verkündet schon einmal: „Die Stadt Leipzig wird 2019 die Kurierleistungen in 2 Losen ausschreiben. Die Absicherung der Kurierleistung im innenstadtnahen Bereich erfolgt mit einem Lastenfahrrad. 17 Objekte der Verwaltung und weiteren Behörden werden mit Lastenfahrrad erreicht.

Im Hin- und Herservice sind täglich Lasten bis ca. 95 kg zu befördern. Mit der Umstellung auf Lastenfahrräder soll u. a. die Wetterfähigkeit und der Lastentransport getestet werden. Kurierleistungen außerhalb des innenstadtnahen Bereiches erfolgen zukünftig mit E-Fahrzeugen. Es erfolgt nur der Zuschlag an einen Bieter, der die eMobilität sukzessiv einführt. Der Dokumentenaustausch wird für Ämter und Gerichte weiterhin taggleich und zeitnah in papierener und digitaler Form gesichert.“

Aber die Grünen hatten ja auch die städtischen Beteiligungsunternehmen ins Spiel gebracht. Wie sieht es da aus?

Das Verwaltungsdezernat: „In Zusammenarbeit mit den städtischen Beteiligungsunternehmen wurde der Sachstand erhoben, dass die städtischen Unternehmen bereits Fahrradkuriere, sofern relevant und wirtschaftlich sinnvoll, einsetzen. Ein großer Teil der Unternehmen arbeitet bereits heute mit Fahrradkurieren zusammen, die auch Lastenfahrräder einsetzen. Zum Teil werden eigene Lastenfahrräder eingesetzt.

Für einen weiteren großen Teil der Unternehmen sind Kurierfahrten nur selten bis gar nicht notwendig. Es werden – sofern benötigt – bereits Fahrradkuriere beauftragt. Für zukünftige Beauftragungen wurde Bereitschaft signalisiert, dass diese Fahrradkuriere beauftragen, die bei entsprechendem Versandbedarf Lastenfahrräder einsetzen. Für einen weiteren Teil der Unternehmen ist der Einsatz von Fahrradkurieren prinzipiell nicht relevant, da sie keine Kurierfahrten nachfragen oder die nachgefragten Kurierfahrten überregional und somit nicht über Fahrradkuriere darstellbar sind.

In einigen Fällen berichten Unternehmen, dass zusätzlich zum bedarfsgerechten Einsatz von Fahrradkurieren die regelmäßige Postzustellung (z.B. an Außenstellen) durch externe Dienstleister oder im Rahmen von betrieblich ohnehin notwendigen Fahrten erfolgt. Die Übermittlung erfolgt hierbei teilweise nachts mit Kraftfahrzeugen, sodass das Straßennetz im täglichen Berufsverkehr nicht belastet wird. Andere Unternehmen setzen hierfür E-Fahrzeuge ein. Ein hierfür alternativer Transport mittels Fahrradkurier wurde logistisch und wirtschaftlich geprüft und stellte sich unisono als nicht sinnvoll heraus. In weiteren Fällen sind Unternehmen in den Kurierdienst der Stadt Leipzig einbezogen.“

Heißt also: Leipzigs Fahrradkuriere sind auch im städtischen Auftragsdienst immer öfter unterwegs und Verwaltung wie Eigenbetriebe stehen den Fahrern und Fahrerinnen der Frachträder aufgeschlossen gegenüber.

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