Augenscheinlich haben ihn die jüngeren Beschlüsse des Leipziger Stadtrats ermutigt, doch wieder Lust an der Politik zu finden. Denn danach sah es ja nicht mehr aus, als Oberbürgermeister Burkhard Jung sich vor einem Jahr um den Job des ostdeutschen Sparkassenpräsidenten bewarb. Doch nun macht er gleich zwei Mal deutlich, dass er sich noch ein paar Jahre als OBM der Stadt Leipzig vorstellen kann.

Das erste war die Erklärung seiner Kandidatur für die Wahl zum Präsidenten des Deutschen Städtetags. Er wäre der erste Vertreter aus Ostdeutschland an der Spitze des Deutschen Städtetages.

Ein Schritt, den Martin Dulig, Vorsitzender der SPD Sachsen, am Freitag, 17. Mai, geradezu begeistert begrüßte.

„Burkhard Jung ist ein hervorragender Oberbürgermeister. Es wäre ein großes Glück für Sachsen, wenn er seine Arbeit in Leipzig fortsetzt. Ein Leipziger Oberbürgermeister als Präsident des Deutschen Städtetages wäre 30 Jahre nach dem Mauerfall ein starkes Zeichen für das weitere Zusammenwachsen unseres Landes. Leipzig als Symbol der Friedlichen Revolution lebt schon heute die Einheit Deutschlands. Burkhard Jung wäre nicht nur eine starke Stimme Sachsens und Ostdeutschlands, sondern aller Städte in Deutschland“, sagte er. „Leipzig ist genau wie Dresden und Chemnitz ein Motor der Innovation und damit auch Anziehungspunkt für Unternehmen, Fachkräfte, Kulturschaffende und kluge kreative Köpfe aus der ganzen Welt. Das Wachstum der Metropolen ist eine Chance für ganz Sachsen,“

Am Freitagabend, beim Hoffest der Leipziger Sozialdemokratie, erklärte Burkhard Jung dann tatsächlich seine Bereitschaft, erneut für das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Leipzig zu kandidieren. 2020 sind Oberbürgermeisterwahlen in Leipzig. Und Burkhard Jung geht immerhin mit Rückenwind in diesen Wahlkampf: Die Stadt wächst, die Beschäftigung ist hoch. Und so langsam sind auch wieder Investitionsspielräume entstanden, die Jung bei Beginn seiner ersten Amtszeit 2006 nicht hatte.

„Seit fast 14 Jahren bin ich mit Leib und Seele Oberbürgermeister dieser wunderbaren Stadt“, sagte Burkhard Jung. „Wir haben alle gemeinsam aus einer schrumpfenden Stadt die am schnellsten wachsende, dynamischste und ich finde attraktivste Stadt Deutschlands gemacht. Wir sind gut unterwegs den Weg Leipzigs zu einer blühenden, sozial gerechten, weltoffenen und nachhaltigen Stadt möchte ich gern weiter gestalten. Wir stehen in einer politisch anspruchsvollen Zeit. Ich möchte meinen Kindern keine Welt hinterlassen, die von Hass, Lüge und Menschenverachtung geprägt ist. In den letzten Jahren habe ich mich dem immer wieder entgegengestellt. Das hat manchmal weh getan und ich habe mich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich bedroht gefühlt. Ich bin aber der festen Überzeugung: Jetzt ist die falsche Zeit, um den Kopf in den Sand zu stecken. Jetzt muss man stehen und Farbe bekennen. Wir stehen vor einer Richtungsentscheidung.“

Seine SPD hatte in der Zeit ja ebenso turbulente Entwicklungen hinter sich, auch der Leipziger Kreisverband, dessen Vorsitzender ja inzwischen der Landtagsabgeordnete Holger Mann ist.

„Ich freue mich, dass Burkhard Jung heute vor den Mitgliedern der Leipziger SPD seine Bereitschaft erklärt hat, erneut als OBM zu kandidieren. Mit ihm hat die Stadt eine bundesweit seinesgleichen suchende, positive Entwicklung genommen“, erklärte er am Freitagabend. „Dieser Erfolg spiegelt sich im Wachstum wider, das neue Herausforderung birgt, denen wir uns gemeinsam stellen wollen. Dafür unser Programm ‚Dein Leipzig – Stadt für alle‘ – für nachhaltige Mobilität mit dem 365-Euro Ticket und 10.000 neue Sozialwohnungen – werben wir mit gerade um Zustimmung. Die Nominierung zum Präsidenten des Deutschen Städtetages zeigt, dass Burkhard Jung ein deutschlandweit anerkannter Oberbürgermeister ist. Diese Nominierung ist zugleich eine Chance für Leipzig.“

Womit er ja zwei der großen Herausforderungen genannt hat, die die nächsten Jahre in der Stadtpolitik bestimmen. Den Ausstieg aus dem Kohlestrom hätte er auch noch nennen können, genauso wie das Schulbauprogramm und das Nachhaltigkeitsszenario für den Stadtverkehr. Das sind wirklich Herausforderungen, die auch einem OBM mehr Spaß machen, wenn der Stadtrat so munter agiert, wie er es im letzten Jahr getan hat.

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