Wünschen ist immer erlaubt. Ob sich der Wunsch erfüllt, ist bekanntermaßen eine andere Sache. Aber ginge es nach den Vorstellungen von Landrat Michael Czupalla und Torgaus Oberbürgermeisterin Andrea Staud, sollte Schloss Hartenfels UNESCO-Weltkulturerbe werden. Um der Wunscherfüllung einen Schritt näher zu kommen, wurde am Donnerstag zumindest schon mal der Antrag dazu unterzeichnet.

“Antrag UNESCO Weltkulturerbe – Tentativliste: Schloss Hartenfels mit Schlosskapelle als Erweiterung der bereits in die UNESCO Welterbe-Liste aufgenommenen Luthergedenkstätten”, so kann in großen Lettern auf dem Deckblatt des Antrages gelesen werden, den die Landkreisverwaltung Nordsachsens, Schlosseigentümer von Hartenfels, und die Stadtverwaltung der Große Kreisstadt Torgau heute auf die Reise ins Dresdner Innenministerium schickten. Nur, was bedeutet “tentativ”?

Um es etwas flapsig zu sagen, könnte man das mit “versuchen kann man es ja” umschreiben. Und ein altes Studentensprichwort besagt schon “Versuch macht kluch”. Also wird man bald klüger sein in Torgau, wenn der 13-seitige Versuchsballon dann endlich bei der deutschen UNESCO-Weltkulturerbe-Kommission angekommen ist. Vorausgegangen war eine intensive Zusammenarbeit von Stadtverwaltung und Landratsamt.

“In den Unterlagen haben wir die Bedeutung und Würdigkeit von Schloss Hartenfels anschaulich herausgearbeitet und damit zunächst einmal unsere Aufgabe erfüllt. Nun gilt es abzuwarten und die Daumen zu drücken”, so Oberbürgermeisterin Andrea Staude. “Wir dürfen zuversichtlich sein. In einem fairen Wettbewerb mit den anderen Bewerbern wollen wir überzeugen, die erste Hürde im Freistaat nehmen, um damit unserem gemeinsamen großen Ziel, Schloss Hartenfels als Weltkulturerbe auf die Liste der UNESCO zu bekommen, ein wenig näher zu kommen”, zeigt sich Landrat Czupalla optimistisch.

Hintergrund: Die Deutsche UNESCO-Kommission ist Teil der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik der Bundesrepublik Deutschland und eine von weltweit über 190 UNESCO-Nationalkommissionen. Sie vermittelt zivilgesellschaftliche Expertise mit politischem Handeln. Dazu stützt sie sich auf ein Experten-Netzwerk sowie auf Institutionen, die an der Erreichung der Ziele der UNESCO mitarbeiten. Die Deutsche UNESCO-Kommission bringt Sachverstand aus Deutschland in die Sonderorganisation der Vereinten Nationen ein und stärkt damit die deutsche Stimme in der UNESCO. Zugleich vermittelt sie die Ziele und Projekte der UNESCO in der deutschen Politik, Fachwelt und Öffentlichkeit und trägt zu einer weltoffenen Wissensgesellschaft in Deutschland bei.Das Schloss: Schloss Hartenfels gehört zu den Hauptleistungen deutscher Frührenaissancebaukunst. Es ist das größte unter den vollständig erhaltenen Schlössern der Frührenaissance in Deutschland. Der Bau der vierflügeligen Anlage entstand zwischen 1482 und 1623 zunächst unter Leitung von Konrad Pflüger, einem Schüler Arnold’s von Westfalen. Er schuf den spätgotischen Albrechtsbau als Wohnbau im Flügel D.

Der prächtige Westflügel des Johann-Friedrich-Baus (Flügel C) mit dem Großen Wendelstein wurde 1533 – 36 durch den Hofbaumeister Conrad Krebs im Auftrag des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen als Fest- und Repräsentationsbau geschaffen. Die spindellose freitragende Treppenanlage des Großen Wendelsteins ist in ihrer künstlerischen und statischen Form einmalig und gehört zu den Denkmalen der Weltarchitektur. Die Innenausmalung der Räume erfolgte durch Lucas Cranach d.Ä. Ab 1540 übernahmen Andreas Günter beziehungsweise Nickel Gromann den Fortgang der Bauarbeiten am neuen Flügel B einschließlich der Schlosskirche. 1623 vollendete Baumeister Hans Steger die Schlossanlage mit dem Neubau des Eingangsflügels A. Schloss Hartenfels wurde nach der Leipziger Teilung des sächsischen Kurfürstenhauses ab 1485 Hauptresidenz der Ernestinischen Linie der Wettiner.

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