Immerhin ist es Stadtgebiet. Da muss auch die Landesregierung schon mal fragen, ob sie eine Autobahn bauen darf. Seit ein paar Tagen sorgt diese Anfrage in Bezug auf die Verlängerung der A 72 bis zur Richard-Lehmann-Straße in Leipzig-Connewitz für Verstörung. Die Leipziger Verwaltungsspitze sagt nun deutlich: "Nein!" Immerhin verstößt das Projekt gegen alle Leipziger Pläne zur Verkehrsminimierung.

Die Verwaltungsspitze schlägt der Ratsversammlung deshalb vor, der vom Bund geplanten Weiterführung der Autobahn A 72 vom Dreieck A 72 / A 38 im Leipziger Südraum bis zur Anschlussstelle Leipzig-Connewitz durch den Ausbau der derzeitigen Bundesstraße B 2 zur Autobahn nicht zuzustimmen. Die A 72 soll stattdessen an der A 38 enden, über die sich der von der A 72 kommende Verkehr verteilen kann.

Im Februar will Oberbürgermeister Burkhard Jung eine entsprechende Vorlage in den Stadtrat einbringen. Der Freistaat hatte die Stadt um eine verbindliche Aussage zu diesem Vorhaben gebeten. Im Zusammenhang mit dem Bundesverkehrswegeplan hatte der Oberbürgermeister die obige Auffassung bereits im Juni 2011 dem Bundesverkehrsministerium schriftlich mitgeteilt.Die Bitte des Freistaates um eine Stellungnahme der Stadt steht im Zusammenhang mit dem Plan des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr, die erneuerungsbedürftige agra-Brücke durch einen Brückenneubau mit breiterem Querschnitt zu ersetzen. Sowohl Leipzig als auch Markkleeberg lehnen dies ab und befürworten dafür den Bau eines gedeckelten Einschnittes vor allem aus Gründen des Denkmalschutzes, des Landschaftsbildes und des Lärmschutzes. Außerdem lehnen sie den Ausbau der B 2 zur Autobahn ab.

Leipzig ist der Auffassung, dass der vorhandene Querschnitt der B 2 auch prognostisch ausreichend ist. Eine Weiterführung der A 72 in das Stadtgebiet bis zum geplanten Mittleren Ring Süd (Bereich Connewitz) würde zudem zusätzlichen Verkehr anziehen. Übrigens ein Effekt, den Verkehrsforscher immer wieder feststellen: Mehr Straßenraum sorgt nicht für eine Entspannung im Verkehr, sondern immer wieder zu erhöhtem Verkaufsaufkommen.

Die Leipziger Verkehrsstrategie sieht seit Jahren die Ablenkung insbesondere des Schwerlast- und Durchgangsverkehrs über den Autobahnring und zwei innerstädtische Ringsysteme vor. Der Autobahnring wurde 2006 mit der Fertigstellung der A 38 im Leipziger Süden geschlossen und alle Verkehrszählungen seitdem bestätigen, dass tatsächlich insbesondere der Lkw-Durchgangsverkehr durch Leipzig erheblich abgenommen hat.

Dass immer noch Lkw durch die Stadt wollen, hat in den letzten Jahren wiederholt für Ärger gesorgt – insbesondere im Musikviertel, wo der Verkehr über das so genannte “Tangentenviereck” Richtung Jahnallee abgeleitet wird.

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