Die NPD hat einen neuen Vorsitzenden. Mit dem gebürtigen Wegberger (bei Köln) und heutigen Mecklenburger Udo Pastörs übernimmt wieder ein Vertreter des radikalen Parteiflügels die Leitung der angeschlagenen Rechtsaußen-Partei. Dies entschied der Parteivorstand. Der Vorsitzende der NPD-Fraktion im Schweriner Landtag hat angekündigt, den ehemaligen Parteichef Udo Voigt künftig wieder stärker in die Arbeit der Parteispitze involvieren zu wollen.

Dass sich die NPD ausgerechnet während des schwebenden Verbotsverfahrens mit einem Hardliner an der Spitze aufstellt, zeugt von der Personalarmut, die die Rechtsextremisten seit Jahrzehnten plagt. Zwar kann die Partei auf eine breite, wenngleich langsam schrumpfende neonazistische Basis zurückgreifen. Allerdings mangelt es den Rechtsextremisten, zum Glück mag mancher denken, chronisch an charismatischen Führungspersönlichkeiten.

Udo Pastörs, der die Partei seit dem 22. Dezember kommissarisch angeführt hatte, ist parteiintern wegen seiner Radikalität nicht unumstritten. Der 61-Jährige musste sich wegen Meinungsdelikten mehrfach vor Gericht verantworten. Sein Amtsvorgänger Holger Apfel hatte sich um eine seriöse Außendarstellung bemüht. Zur Verärgerung vieler Kameraden an der Basis. Seit Apfels plötzlichem Rücktritt am 19. Dezember machen Gerüchte um eine parteiinterne Intrige die Runde.
Der – möglicherweise fingierte – Vorwurf: Apfel soll im Wahlkamp Mitte 2013 einen Leipziger Kameraden sexuell belästigt haben. Der NPD-Politiker gab zu seiner Verteidigung an, er könne sich an den fraglichen Abend nicht mehr erinnern. Er sei zu betrunken gewesen.

Pastörs hingegen kündigte bereits an, die NPD weiter radikalisieren zu wollen. Unterdessen hat sich die NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag neu aufgestellt. Neuer Fraktionsvorsitzender ist Johannes Müller, dem gute Kontakte zu freien Kameradschaften nachgesagt werden. Die Partei erwartet von Apfel, der der Fraktionssitzung “aus Krankheitsgründen” fern blieb, dass dieser nach seinem Parteiaustritt auch sein Landtagsmandat niederlegt. Weil dies noch nicht passiert sei, wolle man zeitnah das Gespräch suchen.

Erster Nachrücker wäre der Leipziger Kreisverbandsvorsitzende Helmut Herrmann. Sollte der Rentner verzichten, käme der von Apfel protegierte Landesvorsitzende Holger Szymanski zum Zuge.

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