Es ist soweit, ab Anfang Dezember treffen die letzten der insgesamt 1.400 Flüchtlinge, welche in Leipzig mit dem langsam endenden Jahr 2014 untergebracht werden, Stück um Stück in der Messestadt ein. Auch in anderen Orten kommen weitere Asylbewerber an. Dass alles ist teuer für die Sachsen - so zumindest hier und da das Gefühl. Doch wie viele Flüchtlinge kamen und kommen insgesamt 2014 nach Sachsen, was stellt der Freistaat dazu für Mittel bereit und wie lassen sich die Zahlen einordnen? Die L-IZ hat mal da nachgefragt, wo man all dies wissen muss. Beim sächsischen Innenministerium, welches neben den Kommunen die Kosten in Teilbereichen für den Freistaat trägt.

Wenn man so manche Debatten im Netz und in den Medien verfolgt, muss man den Eindruck gewinnen, Sachsen wird regelrecht überrannt. Da ist von “Wellen bei der Einwanderung” die Rede, von “Flüchtlingsströmen” und dem Druck, welchen dies alles auf Land und Kommunen ausübt. Nach dem Rückbau der vergangenen Jahre fehlten jedoch 2014 vor allem die in den 90er Jahren lange genutzten Kapazitäten in der Aufnahme von Flüchtlingen. Hier wurde 2014 vieles neu versucht, auch die Zahl der Erstaufnahmeeinrichtungen muss ab 2015 langsam erhöht werden.

Dennoch sind die puren Zahlen im 4-Millionen-Freistaat Sachsen eigentlich wenig beeindruckend. Zur aktuellen Lage erklärte Pia Leson, Pressereferentin im Leitungsstab des Innenministeriums auf L-IZ-Nachfrage: “Insgesamt werden für das gesamte Jahr 2014 zwischen 9.500 und 11.100 Asylantragsteller im Freistaat Sachsen vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) prognostiziert. Ende September 2014 lebten im Freistaat Sachsen laut Ausländerzentralregister über 6.100 Asylbewerber und knapp 4.000 Geduldete.”

Bringt man diese Angaben zusammen, rundet wie wild auf und unterstellt einfach ein Plus bei den hinzukommenden Flüchtlingen werden Ende 2014 gesamt also maximal 21.200 Menschen in den verschiedenen Stadien zwischen Asylantrag und Duldung in Sachsen leben. Wie windschief diese Angabe ist, zeigt eine weitere Auskunft des Innenministeriums: “Mit Stand 30. September 2014 wurden im Freistaat Sachsen für 2014 über 7.300 Asylantragsteller aus über 60 Herkunftsländern registriert”, so die Sprecherin Pia Leson.
Ein fast homöopathisch zu nennender Bevölkerungsanteil von 0,5 Prozent selbst bei 21.200 Menschen über die Gemeinden Sachsens verteilt. Die beschleunigten Verfahren von drei Monaten der Prüfung bei Flüchtlingen von besonders von Krieg und Verfolgung betroffenen Ländern wie aktuell unter anderem Syrien, werden viele von ihnen zu rechtlich anerkannten neuen Mitbürgern machen.

Denn laut Innenministerium war Syrien mit 23,4 Prozent, also bereits fast ein Viertel, das dominierende Hauptherkunftsland der Flüchtlinge, welche 2014 Sachsen erreichten. Für sie gelten aufgrund der Zustände in ihrer Heimat Sonderregeln, wie die bevorzugte Asylgewährung, zu welchen sich Deutschland verpflichtet hat. Gefolgt werden die Flüchtlingszahlen aus Syrien “von Tunesien (9 Prozent), Libyen (7,7 Prozent), Serbien und Eritrea (je 6,2 Prozent), Russische Föderation (5,4 Prozent), Georgien (5 Prozent). Weitere Schwerpunktländer waren und sind weiterhin Indien, Marokko, Libanon, Afghanistan, Pakistan und Somalia”, so das Ministerium.

Dass der längst zum permanenten Krisenherd gewordene nahe und mittlere Osten erwartungsgemäß hoch vertreten ist, kann dabei kaum überraschen. Eine ganze Region wird immer wieder von Machtwechseln und bewaffneten Konflikten erschüttert. Während dabei vor allem religiöse Machtkämpfe und Ressourcenkriege die Ursachen für Flucht und Vertreibung sind, entziehen sich auch Menschen in Russland und vor allem Georgien dem langen Arm russischer Geheimdienste und staatlicher Repressionen.

Die Zustände in dem längst vollständig destabilisierten Somalia und der Diktatur in Eritrea, auch das “afrikanische Nordkorea” genannt, lassen die Menschen vor allem in Nachbarländer fliehen, mancher gelangt auf langen Wegen bis nach Sachsen und Leipzig. Die Zustände in den vertretenen Herkunftsnationen können noch außerhalb der Einzelschicksale Geflohener das Wort “Wirtschaftsflüchtlinge” kaum aufkommen lassen.

Dass alle Maßnahmen zur Integration vor allem aber erst einmal einer menschenwürdigen Unterbringung auch Kosten verursachen, ist ein weiterer Aspekt, welchen gern rechtsgerichtete Parteien und Stammtischplauderer für die Debatten gegen die Gewährung von Asyl oder mindestens Schutz nutzen. Häufig anhand aufgeschnappter Einzelsummen bei den Kosten ohne Einordnung in Landes- oder Kommunalhaushalte. Immer natürlich mit dem Argument, es sei damit kein Geld für anderes, hier Bildung und Soziales “für Deutsche”, vorhanden.

Vielleicht also hilft ein Vergleich mit den sonstigen Zahlen, die der Freistaat 2014 so produzierte?

Dazu mehr in Teil 2 auf L-IZ.de

Asyl in Leipzig (Teil 2): Was zahlt das Land Sachsen für die Flüchtlinge?

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