Was passiert eigentlich mit unserem Müll? Seit Jahren wird vollmundig ein Recycling all der Dinge behauptet, die wir eifrig sammeln, sortieren und abgeben. Kommen all die Wertstoffe tatsächlich zurück in den Stoffkreislauf? Ganz und gar nicht. Immer wieder gehen Recyclingdeponien in Flammen auf. Selbst staatliche Kontrollen helfen nicht.

Das war 2008 schon mal Thema im Landtag, als die gesammelten Kunststoffberge in Sachsens Recyclinganlagen gleich reihenweise in Flammen aufgingen. Und auch damals war nicht herauszubekommen, ob es nun einfach unsachgemäße Lagerung, Fahrlässigkeit oder gar Brandstiftung war, die die ganze Sammelei ad absurdum führten. Jede einzelne lodernde Anlage wurde zu einem regelrechten Vulkan von Giften, die in die Atmosphäre aufstiegen.

Hat sich aber seither etwas geändert? Mitnichten, muss Volkmar Zschocke, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag, nun erfahren.

Von März 2014 bis Anfang September 2015 hat es 33 Mal in verschiedenen Mülldeponien und Recyclinganlagen gebrannt. Es gab viele große Brände und einige kleinere Brandereignisse. In jedem zweiten Fall (17 Mal) wurde keine Ursache ermittelt.

So geht es aus der Antwort von Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Volkmar Zschocke hervor.

“Der Brand in der letzten Woche in einer Lagerhalle des Recycling-Betriebes Fehr Umwelt Ost GmbH in Dresden-Sporbitz ist leider überhaupt keine Ausnahme”, beklagt Zschocke. “Egal ob großer oder kleiner Schaden – jeder Brand ist einer zu viel. Denn Abfallbrände setzen regelmäßig einen Cocktail gesundheitsgefährdender Stoffe frei. Der immer noch hohe Anteil von Abfallselbstentzündung weist auf unsachgemäße Lagerung, Bearbeitung oder auf ungeeignete Eigen- und Behördenüberwachung hin.”

2007 und 2008 wurde intensiv darüber diskutiert, ob böswilliges Verschulden als Brandursache infrage kommen könnte, was dann im Untersuchungsausschuss des Landtages mit Hinweis auf die hohen Versicherungsprämien verneint wurde. Durch die Aktivitäten der Grünen-Fraktion hatte sich das Umweltministerium bereits im Jahr 2008 veranlasst gesehen, zu den bereits damals häufigen Bränden in sächsischen Abfallbehandlungsanlagen mit einem Sonderüberwachungsprogramm tätig zu werden.

“Gebracht hat das wenig”, so Zschocke. “Es hat aktuell auch in Anlagen gebrannt, denen die sächsischen Behörden Mängelfreiheit bestätigt hatten. Die Zahl der Brände ist aber insgesamt nicht zurückgegangen.”

In den meisten Fällen wurde auch keine Brandursache ermittelt. Wobei einige Aussagen aus dem Untersuchungsausschuss darauf hindeuten, dass die zuständigen Kreisbrandmeister auch nicht allzu viel Energie in die Suche nach der Brandursache investierten.

Umso frustrierender ist es natürlich, wenn sich sieben Jahre später an der Brandhäufigkeit in den Abfallanlagen nichts geändert hat.

“Ich erwarte von der Staatsregierung eine wirksame Strategie gegen die Häufigkeit der Müllbrände”, sagt Zschocke. “Die zuständigen Behörden sollten zum Schutz der Bevölkerung und der Umwelt endlich systematisch Ursachenforschung betreiben. Selbstentzündungen müssen durch Auflagen hinsichtlich der Lagerung und Überwachungstechnik wirkungsvoll vermieden werden. Es bedarf einer gezielten fachlichen und juristischen Aufarbeitung der Brandstiftungsverdachtsfälle. Die von Brandwolken überzogenen Gebiete sind zudem im Hinblick auf Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt großflächiger und auch mit spezieller Technik zu analysieren. Die bisher ergriffenen Maßnahmen haben sich als unzureichend erwiesen.”

Antwort von Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Volkmar Zschocke (GRÜNE): “Brände in Abfallbehandlungs- und Recyclinganlagen und Deponien seit März 2014” (Drs. 6/2413).

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar