So langsam deutet sich an, dass sich im Umweltministerium einiges ändern wird. Auch wenn es erst einmal nur eine sachliche Meldung der dem Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL) untergeordneten Landestalsperrenverwaltung war, die diese am 30. Dezember veröffentlicht hat. Denn das Talsperrenwasser ist in den vergangenen 30 Jahren tatsächlich sauberer geworden. Man kann etwas gegen die Wasserbelastung tun.

Noch ist man nicht wirklich an Ziel. Auch wenn die Talsperrenverwaltung nun melden kann: In den letzten Jahrzehnten hat die Nitratbelastung in den sächsischen Trinkwassertalsperren deutlich abgenommen. Das zeigt die Auswertung von Daten seit 1970 durch die Landestalsperrenverwaltung Sachsen. Damit weisen Talsperren, die aus Oberflächenwasser gespeist werden, einen gegenteiligen Trend zu den steigenden Nitratkonzentrationen in einzelnen Grundwasserbereichen auf.

Denn während man im Einzugsgebiet der Talsperren die Verursacher der Grundwasserverschmutzung reduzieren konnte, geht diese Schadstoffbelastung im Tiefland munter weiter. Das hat nicht nur mit Überdüngung der Felder zu tun, sondern auch mit den dort nach wie vor existierenden Massentierhaltungen.

Nur im Umfeld der Talsperren hat die Regierung schon entsprechend regulierend eingegriffen.

Die Einzugsgebiete der sächsischen Trinkwassertalsperren werden überwiegend land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Bei keiner einzigen wurde der Nitrat-Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter annähernd erreicht. Auch in DDR-Zeiten übrigens nicht, obwohl die Messreihen zeigen, wie rapide die Nitratbelastung in den Talsperren ab den 1970er Jahren zunahm. Erst ab 1990 sind dämpfende Effekte sichtbar.

In den Einzugsgebieten mit überwiegend landwirtschaftlicher Nutzung liegt die mittlere Nitratkonzentration im Rohwasser der Trinkwassertalsperren derzeit deutlich unter 20 Milligramm pro Liter, in den Einzugsgebieten mit überwiegend forstwirtschaftlicher Nutzung sogar unter zehn Milligramm pro Liter.

Möglich wurde dieses Ergebnis durch den Rückgang der Tierbestände nach der politischen Wende, die Sanierung der Einzugsgebiete Mitte bis Ende der 1990er Jahre sowie durch langjährige feste Partnerschaften mit der Landwirtschaft, betont die Landestalsperrenverwaltung.

In Kooperationsverträgen zwischen Landwirtschaft und Wasserwirtschaft wird vor allem auf die ganzjährige Begrünung des Ackerlandes mit Zwischenfrüchten geachtet. Auch gibt es eine hohe Akzeptanz von gewässerschonenden Düngemethoden und konservierender Bodenbearbeitung.

Die Nitratbelastung der Trinkwassertalsperren ist eng mit dem Einsatz von anorganischen Stickstoffdüngern (Mineralien) und organischen stickstoffhaltigen Düngern (Gülle, Jauche, Mist) verbunden. Kamen um 1900 rund 2,8 Kilogramm Dünger auf einen Hektar, waren es 1990 schon 125 Kilogramm. Der eigentliche Anstieg der Nitratkonzentration in den sächsischen Trinkwassertalsperren begann Anfang der 1970er Jahre mit der Intensivierung der Landwirtschaft in der damaligen DDR.

Bis zur politischen Wende wurde der Einsatz von mineralischen Stickstoffdüngern verfünffacht. Damit konnte die Futtermittelproduktion gesteigert werden, was wiederum zu höheren Viehbeständen führte. Die anfallenden Tierexkremente wurden häufig auf Felder im Umkreis der Tierproduktionsanlagen gebracht, um Transportkosten zu sparen. Das führte zu einer massiven Überdüngung dieser Flächen. Eine der Folgen war eine ständig steigende Nitratkonzentration in den sächsischen Trinkwassertalsperren.

Außerdem kommen bei der Talsperrenbewirtschaftung an vielen Trinkwassertalsperren verschiedene technische Steuerungsmöglichkeiten zum Einsatz. So haben einige Anlagen mittlerweile Umleitungen, um während eines Starkregens die Talsperre vor Trübstoffen zu schützen. Andere Talsperren haben die Möglichkeit, oberflächennahes Wasser an den Unterlauf abzugeben. Damit kann das für die Trinkwasseraufbereitung wertvolle kalte Tiefenwasser geschont werden.

Alle sächsischen Trinkwassertalsperren können Rohwasser aus unterschiedlichen Entnahmehöhen abgeben. Dadurch kommt immer das qualitativ beste Rohwasser zur Aufbereitung in das Wasserwerk, betont die LTV.

Mit Untätigkeit bekommt Sachsens Landwirtschaftsminister die Nitratbelastung im Grundwasser nicht gesenkt

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