Auch am Männertag haben sich die Männer von Willi Kronhardt keine Pause gegönnt. Während andere mit dem Bollerwagen Trinksport betrieben, bereitete sich die Lok-Elf auf das "Endspiel" am Samstag, 13:30 Uhr, bei Fortuna Chemnitz vor. Für Willi Kronhardt ein schwieriger Gegner, der allerdings einen großen Nachteil wegstecken muss.

Die Oberliga-Saison des 1. FC Lok, sie hat unglaubliche viele Wendungen genommen. Nach einem verkorksten Saisonstart, einem verkorksten Jahresende und vier Niederlagen im April, nach Siegesserien im Herbst und im März steht der FCL nun vor dem alles entscheidenden Spiel. Ein Sieg oder ein Remis beim direkten Konkurrenten Fortuna Chemnitz und der FCL wäre in der neuen NOFV-Regionalliga. Eine Niederlage und Lok müsste auf den HFC hoffen. Schafft der zeitgleich gegen RB Leipzig einen Sieg und damit den Aufstieg in die 3. Liga, könnten sich die Blaugelben noch über die Relegation gegen einen Vertreter aus dem Nordosten für die neue Liga qualifizieren.

Planspiele, die auch die Mannschaft kennt, doch trotz des Drucks ist “die allgemeine Stimmung sehr gut”, wie Trainer Willi Kronhardt erzählt. Der Trainer hat “bewusst den Druck und die Spannung von der Mannschaft genommen. Wir haben normal trainiert. Hektik und Anspannung werden in Chemnitz schon früh genug dazukommen.” Für Kronhardt wäre es der zweite Aufstieg als Trainer. Bereits 2007 stieg er mit der zweiten Mannschaft des VfL Wolfsburg von der Oberliga in die Regionalliga Nord auf. “Damals hatten wir das entscheidende Spiel am viertletzten Spieltag. Wir spielten 0:0 und hielten unseren Verfolger auf Distanz”, erinnert sich der Fußball-Lehrer, der mit demselben Ergebnis in Chemnitz gut leben könnte.
Doch auch wenn Fortuna Chemnitz ein Aufsteiger aus der Landesliga ist, die Mannschaft von Ex-CFC-Spieler Dirk Barsikow hat in dieser Spielzeit oft genug Qualität nachgewiesen. “Der Gegner spielt kompakt und diszipliniert. Wir müssen deshalb sehr vorsichtig sein und ebenfalls geordnet auftreten”, so Kronhardt, der darüber hinaus fordert, dass seine Jungs auch diesmal “all das, was uns die letzten Spiele stark gemacht hat” geben. Das Hinspiel Anfang Dezember gewann der Aufsteiger überraschend mit 1:0. Steve Rolleder, früher Chemnitzer FC, heute Sportinvalide, traf damals. Mittlerweile hat der 29-jährige Kapitän 15 Oberliga-Tore erzielt. Sein damaliges war das letzte Gegentor für Mike Sadlo als Cheftrainer des FCL. Sadlo musste gehen, Kronhardt kam.

Und der hat seine Mannschaft selbst an Christi Himmelfahrt, ähm Männertag, ähm Vatertag getriezt. “Warum auch nicht? Die Väter in meiner Mannschaft kann ich an einer Hand abzählen”, schmunzelt Kronhardt. Drucksituationen wie diese hat er als Spieler selbst erlebt. 1997 setzte er sich mit Energie Cottbus in zwei Relegationsspielen gegen Hannover 96 durch, stieg mit den Lausitzern in die 2.Liga auf. Damalige Gegenspieler: Otto Addo, Carsten Linke und Gerald Asamoah, die mit der Cottbuser Atmosphäre, inklusive Flutlichtausfalls, so ihre Probleme hatten.

Vielleicht ist ja auch das Drumherum am Ende entscheidend. Aufgrund der großen Nachfrage aus Leipzig musste Fortuna Chemnitz sein heimisches 2.800-Mann-Stadion an der Chemnitztalstraße verlassen und in das Stadion an der Gellertstraße umziehen. “Der Platz an der Chemnitztalstraße ist extrem eng und holprig. Nun spielen wir auf einem großen Stadionplatz. Da werden sich auch die Fortunen umstellen müssen. Auch wenn sie in Chemnitz spielen, haben sie ihren Heimvorteil eigentlich damit verloren.” Bisher haben sich schon über 1.500 Lokfans Karten im Vorverkauf besorgt. In Chemnitz an der Tageskasse wird es weitere Tickets geben. Die Verantwortlichen der Fortuna träumen von 4.000 Zuschauern und mehr.

Ausgeschlossen ist nichts – erst recht nicht in diesem “Endspiel”.

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