RB Leipzig und Carl Zeiss Jena trennten sich am Sonntag 1:1 (0:0). Für die Tore im Spitzenspiel der Regionalliga Nordost sorgten Tino Schmidt (58.) und Dominik Kaiser (83.). Die Rot-Weißen bleiben in der Hinserie weiterhin ungeschlagen.

Die Vorfreude auf den Ost-Gipfel war auf beiden Seiten riesengroß. Etwa 1.200 Thüringer waren angereist, um ihr Team gegen den Spitzenreiter anzufeuern zu unterstützen. Die ersten zwölf Minuten betont leise, denn die Blau-Gelben unterstützen den bundesweiten Schweigeprotest gegen das neue Sicherheitskonzept der DFL. Anders die Leipziger, die von Anpfiff an Lärm machten – und dafür vom Jenaer Anhang mit einem gellenden Pfeifkonzert beschenkt wurden.

Zu allem Überfluss glückte auch deren Choreografie nur zum Teil. Mit roten und weißen Pappen wollten die RB-Fans den Namen der Messestadt präsentieren. Aber dank des innovativen Verkehrskonzepts (in der benachbarten Arena fand zugleich ein Tabaluga-Konzert statt) fanden nicht alle Supporter pünktlich den Weg zu ihren Plätzen, so dass die Buchstaben “L” und “G” nur halb zu sehen waren.

Die Gastgeber gingen mit einer personellen Veränderung ins Spiel. Für Paul Schinke rotierte Sebastian Heidinger ins defensive Mittelfeld. Auf der anderen Seite ein alter Bekannter. Tom Geißler wechselte im Sommer von Leipzig nach Jena. Sein Team mit dem besseren Start. Keine Minute ist gespielt, als Sebastian Fries nach Flanke von Dennis Schulte vor Fabio Coltorti auftaucht. Der Winkel ist spitz, der RB-Keeper hellwach, der Stürmer scheitert sechs Meter vor dem Tor. Die Gäste agieren im ersten Durchgang druckvoll, aggressiv, siegeshungrig. Keine Frage: Jena brauchte den Sieg. Jena wollte den Sieg. Mit einem Dreier hätte der Tabellenzweite den Abstand zum Relegationsplatz auf 6 Zähler verkürzen können. Den Rasenballern bot sich ein ungewohntes Spiel, das in zahlreichen Fehlern mündete. Vor allem in der Offensive wollte heute (fast) gar nichts zusammenlaufen.
Erst in der 26. Minute die einzige zwingende Torchance. Rockenbach spielt den Ball von rechts weit in den Strafraum zu Stefan Kutschke. Der leitet nach kurzer Drehung weiter zu Frahn. Doch der rot-weiße Torgarant ist längst gedeckt und kann nur noch ein Kullerbällchen aus dem Hut zaubern. Kurz vor der Pause herrscht vor Coltortis Tor wieder Alarmstufe Rot: Schulte setzt einen verlängerten Eckball gefährlich neben den Leipziger Kasten (44.).

Nach dem Seitenwechsel die Rot-Weißen weiter mit Problemen. Erst zischt ein Distanzschuss knapp am RB-Gehäuse vorbei (55.). Schließlich darf Coltorti hinter sich greifen. Tino Schmidt stürmt nach langem Zuspiel aus dem Mittelfeld in den Sechzehner, um den Keeper rotzfrech zu überlupfen (58.). Ganz starke Aktion. “Das war ein blödes Tor”, findet Timo Röttger. “Wo der Fehler lag, werden wir noch analsysieren müssen.”

Und die Gäste spielen weiter nach vorne. Einen 20-Meter-Freistoß von Dvorschak kann Coltorti nur wegfausten (63.). Die Leipziger weiterhin ratlos. Einen Frahn-Treffer pfeift Schiri Robert Wessel ab (66.) – Abseits. Auch Timo Röttger und Carsten Kammlott (kamen in der 58. Minute) können den Liga-Krösus nicht auf die Siegerstraße lenken. Als sich die Zuschauer gedanklich schon auf die erste Saisonpleite der Leipziger einstellen, fällt der Ausgleich. Wie aus dem Nichts. Ein überlegter Angriff bringt den Ball zu Dominik Kaiser, der aus 15 Metern verwandelt. “Wir sind nicht richtig ins Spiel gekommen”, kommentiert der Torschütze nach Abpfiff. “Wir hatten unsere Probleme.”

Viele Fehlpässe, Ungenauigkeiten und Stellungsfehler werden in den kommenden Tagen am Cottaweg für jede Menge Gesprächsstoff sorgen. “Wir waren heute nicht richtig gut”, meint RB-Coach Alexander Zorniger. “Jena hat sehr, sehr schnell umgeschaltet und uns im Mittelfeld keine Luft zum Atmen gelassen.” Gäste-Trainer Petrik Sander geriet sogar ins Schwärmen: “Das war eine fast perfekte Umsetzung der taktischen Maßstäbe.” Vergessen sind die Sticheleien gegen die Leipziger vor dem Spiel. Geradezu ehrfurchtsvoll Sanders Prophezeiung: “Die können sich nur selbst schlagen.”

Personelles: U15-Nationalspieler Felix Beiersdorf hat seinen Vertrag verlängert. Der hochtalentierte 14-Jährige, der seine Stollen für die U17 schnürt, war zuvor von vielen anderen Proficlubs umworben worden.
RB Leipzig: Colorti – Müller, Hoheneder (79. Ernst), Franke, Judt – Schulz (57. Röttger), Kaiser, Heidinger (57. Kammlott) – Rockenbach – Kutschke, Frahn (C). Trainer: Alexander Zorniger.
FC Carl Zeiss Jena: Berbig (C) – Peßolat, Wolf, Dvorschák – Schulte – Eckardt, Riemer, Geißler, Schlosser (85. Brinkmann), Fries (89. Ibold) – Schmidt (90.+2 Barth). Trainer: Petrik Sander.

Torfolge: 0:1 Schmidt (58.), 1:1 Kaiser (84.), Schiedsrichter: Robert Wessel (Berlin), Gelbe Karte: Kammlott (Rasenball), Eckhardt, Wolf, Berbig, Peßolat (alle Jena), Zuschauer: 12.194 im Zentralstadion, Leipzig.

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