RB Leipzig hat am Samstag überraschend bei Aufsteiger SV Elversberg mit 0:1 (0:0) verloren. Nach umkämpften 90 Minuten erzielte Dausend für die Saarländer in der Nachspielzeit den Siegtreffer (90. + 1). In der Tabelle rutschen die Rasenballer auf Platz 5 ab.

Rund 150 Anhänger hatten sich auf den Weg ins Saarbrücker Ludwigsparkstadion gemacht. Verfallene Tribünen, aufgeschüttete Traversen und manch verblichene Werbetafel versprühen hier noch den vergangenen Charme der 1950er-Jahre.

Das Publikum bekommt trashigen Techno-Trance auf die Ohren, die punkige Vereinshymne verursacht Ohrenschmerzen und eine LED-Anzeigetafel erinnert an die glorreichen Zeiten des 1. FC Saarbrücken in den Achtzigern und Neunzigern. Einzige Parallele zum Leipziger Club: Der satt-grüne Rasen und die Einlauf-Fanfare, die dem RB-Anhang wundersam vertraut scheint.

Die Kulisse hielt sich in Grenzen. Nur 860 Zuschauer waren gekommen. Keine Überraschung. Schließlich spielt der Kleinstadtclub (ca. 13.000 Einwohner) nur übergangsweise in der großen Stadt, bis das Elversberger Waldstadion an der Kaiserlinde die Liga-Vorgaben erfüllt.

Alexander Zorniger (45) vertraute gegen die Saarländer dem bewährten 4-3-1-2-System. Der RB-Trainer musste allerdings auf seine Stammkräfte Matthias Morys (26, Oberschenkelverletzung) und Yussuf Poulsen (19, Länderspiel) verzichten. Offensiv-Allrounder Denis Thomalla (21) durfte sich deshalb im Sturm probieren. Timo Röttger begann als Zehner. Bittere Watsche: Spielmacher Thiago Rockenbach (28) hat seit dem Erfurt-Spiel bei Zorniger keinen Kredit mehr, blieb in der Messestadt. Bei Elversberg feierte Neu-Coach Dietmar Hirsch (41) seine Heimpremiere.
Die Rasenballer starten druckvoll in die Partie. Kaum angepfiffen, kommt Frahn aus 12 Metern zum Abschluss, nagelt den Ball aber Keeper Kronholm in die Arme (1.). Elversberg fängt sich schnell und kann den Leipzigern, denen das letzte Feintuning fehlt, sein Spiel aufzwingen.

Die Zuschauer sehen ein halbes Dutzend guter Tor-Abschlüsse bis zur Pause. Der Beste gehört den Saarländern: Salem zirkelt einen Freistoß aus 25 Metern mit viel Gefühl weit links an die Latte. Coltorti hätte den Ball wohl nicht mehr erreicht (20.). Eine Viertelstunde vor dem Pausenpfiff blühen die Leipziger langsam auf. Frahn verzieht frei stehend aus kürzester Distanz, aber in verdammt spitzem Winkel (39.).

Nach Wiederanpfiff nehmen die Leipziger das Heft in die Hand. Das Offensiv-Pressing mündet in Chancen. Frahn verpasst um Haaresbreite am langen Pfosten eine Flanke von Kaiser (49.). Fandrich verfehlt aus 17 Metern knapp das Gehäuse (57.). In der 65. Minute eine Premiere: Christos Papadimitriou (19) betritt erstmals in einem RB-Pflichtspiel den Rasen. Die Rasenballer stellen um auf 4-3-3.

Die Gastgeber lauern auf Konter. Billick schießt aus 16 Metern von halblinks direkt. Der Ball saust deutlich über das Tor (68.). Eine Minute später fällt beinahe der Gegentreffer. Kyereh überrennt Willers und hebt den Ball über Coltorti. Das Leder springt von der Latte auf die Linie und zurück ins Feld. Rohracker köpft aus acht Metern auf’s leere Tor, wo Willers den Ball im allerletzten Moment von der Linie kratzt. Mehr Dusel geht nicht.

Dann kontern die Gäste. Über Röttger und Kaiser kommt der Ball zu Frahn, dessen Schuss zur Ecke abgefälscht wird (74.). Die landet bei Papadimitriou, dessen Hammerschuss aus 15 gefühlten Metern den Kasten knapp verfehlt (75.). Das Match jetzt auf Messers Schneide. Leipzig fordert den Dreier. Die Abstiegskämpfer aus Elversberg jubeln dieser Tage über alles Zählbare.

In der Schlussphase dominieren die Rasenballer das Spiel. Aber die ganz dicke Chance bleibt am Ende aus. Dann in der Nachspielzeit ein Elversberger Konter, der sitzt. Die Gastgeber marschieren über links. Gallego legt quer in die Mitte. Billick lässt durch und verlädt Coltorti. Der Ball kommt zu Daused, der nur noch ins leere Tor einzuschieben braucht (90. + 1). RB Leipzig blamiert sich als Favorit an der Saar. Die Rückfahrt wird lang.
RB Leipzig: Coltorti – Sebastian, Hoheneder, Willers, Jung – Schulz, Kaiser, Fandrich (65. Papadimitriou) – Röttger – Thomalla (77. Kammlott), Frahn (C)

SV Elversberg: Kronholm – Gross, Itoua, Wenzel (C), Wolf – Bastürk, Billick – Rohracker (90. Gellego), Keyereh (76. Melisse), Salem – Luz (82. Dausend)

Schiedsrichter: Benjamin Cortus (Röthenbach)
Tor: 1:0 Dausend (90. + 1)
Gelbe Karten: Luz, Salem, Rohracker, Gross | Hoheneder, Kaiser
Zuschauer: 860 im Ludwigsparkstadion

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