Als letzten Samstag in der Sportschule Abtnaundorf der Schlusspfiff ertönte, waren die Fußballerinnen des FFV Leipzig aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Dennoch strömten Glückwünsche auf Trainer Thomas Matheja ein. Sein Team hatte dem Erstligisten MSV Duisburg einen herzerfrischenden Pokalfight geliefert und sich bis in die Verlängerung gekämpft. "Letztendlich zählen im Fußball nur Ergebnisse.", so Matheja. "Trotzdem muss ich der Mannschaft ein riesen Kompliment machen."

Dass der FFV dem haushohen Favoriten so erfolgreich Paroli bieten würde, war alles andere als selbstverständlich. Denn der Zweitligist wartet nach drei Spieltagen immer noch auf die ersten Punkte. Zudem hatte vor dem Pokalmatch vier Leipzigerinnen einen grippalen Infekt auszustehen. Das betraf unter anderem Kapitänin Anne Heller und die neue Stürmerhoffnung Magdalena Jakober. Obendrein fiel Natalie Horn aufgrund von Kieferproblemen nach einem Trainingsunfall aus.

Allerdings ist auch der MSV Duisburg alles andere als optimal in die Bundesliga-Saison gestartet. Mit fünf Niederlagen aus fünf Spielen und einem Torverhältnis von 1:14 halten sie die rote Laterne hoch. Eine Tankstelle für Selbstbewusstsein sieht definitiv anders aus.
So spielte der FFV von Beginn an munter mit – kein Mauern, kein planloses Wegdreschen der Bälle. Gefahrensituationen wurden grundsätzlich spielerisch gelöst und immer wieder auch der Weg nach vorn gesucht. Dennoch hatte Duisburg nach einer halben Stunde die bis dahin größte Möglichkeit: Ein Freistoß knallte an die Lattenunterkante, sprang vor der Linie auf und konnte dann geklärt werden.

Als die erste Halbzeit fast schon torlos überstanden war, rappelte es doch noch im FFV-Kasten. Wieder bildete ein MSV-Freistoß die Ausgangssituation. Zweimal konnten die Leipzigerinnen den Ball abwehren, brachten ihn aber nicht aus der Gefahrenzone. Lucie Vonkova hält den Kopf hin und es steht 0:1 (42.) für die Gäste. Der Pausenstand war das aber noch nicht.

Denn auch die Leipzigerinnen können Freistöße. Bereits in der Nachspielzeit lässt Anne Heller einen solchen in Richtung Strafraum segeln, Safi Nyembo ist mit dem Hinterkopf zur Stelle und hebt den Ball damit über die zu weit vorn stehende MSV-Keeperin zum 1:1 (45.+1) in die Maschen. Unmittelbar danach ertönte der Halbzeitpfiff.
Im zweiten Durchgang hatte der FFV durch Lisa Reichenbach zwar die erste Chance (49.), den nächsten Treffer erzielten dennoch wieder die Gäste. Abermals ging eine Standardsituation voraus. Diesmal war es ein Eckball, den die großgewachsene Virginia Kirchberger per Kopf zum 1:2 (64.) neben den linken Pfosten platzierte.

“Für mich war das Wichtige, dass wir nach einem vom Gegner erzielten Tor immer wieder ins Spiel zurückgekommen sind und selbst zugeschlagen haben.”, lobte FFV-Coach Matheja sein Team. Denn auch nach dem neuerlichen Rückstand blieben die Köpfe oben – und klar. Mit einer willensstarken Einzelleistung setzte sich in der 76. Minute Angelina Lübcke auf der rechten Seite durch und schloss zum 2:2 ab.

Eine Duisburger Großchance (87.), ein ebenfalls vom MSV erzieltes Abseitstor (90.) sowie zwei Gelb-Rote-Karten (78. FFV-Janitzki, 87. MSV-Pulver) später, hatte Leipzig den Erstligisten in die Verlängerung gezwungen. Aber die Partie hatte Körner gekostet. Schon in der zweiten Extra-Minute musste Angelina Lübcke ihrer Kollegin Julia Förster einen Krampf aus dem Bein biegen. “Habt Freude am Laufen!”, hatte ihr Trainer seiner Truppe vorher noch mit auf den Weg gegeben, denn “Kämpfen bis zum Umfallen ist die Grundvoraussetzung”.
Duisburg war nun am Drücker und ging – nicht unverdient – durch einen Solo-Lauf der eingewechselten Kristina Sundov zum dritten mal in Führung (2:3/ 100.). Die Gastgeberinnen blieben weiter engagiert, doch zwingende Chancen blieben aus. Trainer Matheja gab die Hoffnung bis zum Schluss nicht auf, denn es kamen Erinnerungen auf an das Jahr 2008. Damals war er Co-Trainer beim FC Carl Zeiss Jena, das im Viertelfinale des DFB-Pokals beim VfB Stuttgart gastierte. “Da haben wir in der 120. Minute den Ausgleich gemacht und dann das Elfmeterschießen gewonnen.”, sagte er im L-IZ-Interview. “Das habe ich mir kurz vor Schluss auch heute erhofft.”

Fast wäre sein Wunsch sogar in Erfüllung gegangen, denn in den letzten beiden Minuten sorgte FFV-Angreiferin Safi Nyembo noch zweimal für Torgefahr. Erst köpfte sie eine Freistoß-Eingabe knapp über den Querbalken (119.) und kurz darauf zog aus etwa elf Metern sie mit links ab, bekam aber nicht genügend Druck hinter den Ball, so dass MSV-Keeperin Kämper die Kugel sicher fangen konnte. Dann war das Spiel vorbei.

“Ich fand’s schade, dass wir uns nicht ganz belohnt haben. Wenn das Ding in der 119. Minute rein geht, wäre es im Elfmeterschießen noch mal interessant geworden.”, befand Thomas Matheja. Trotz des Ausscheidens erhofft er sich aus der gezeigten Leistung für seine Mannschaft neue Impulse für die Liga-Saison. “Die Mädels haben gemerkt, dass sie mit so einer kämpferischen, läuferischen Einstellung besser Fußball spielen können. Das muss für die weiteren Spiele in die Köpfe rein und sich dort festsetzen.”
FFV Leipzig vs. MSV Duisburg 2:3 n.V. (1:1/ 2:2)
DFB-Pokal, Frauen, 2. Runde

FFV Leipzig: Weinert – Pfretzschner, Görner, Janitzki, Birne, J.Förster, M.Förster (114. Strang), Heller (C/ 103. Jakober), Lübcke, Nyembo, Reichenbach. Trainer: Thomas Matheja.
MSV Duisburg: Kämper – Kirchberger, Kiwic, da Silva Costa, Oster (72. Sundov), Pulver, Nati, B.Müller (84. Morina), Jacome Silva, Debitzki, Vonkova (C). Trainerin: Inka Grings.

Torfolge: 0:1 Vonkova (42.), 1:1 Nyembo (45.+1), 1:2 Kirchberger (64.), 2:2 Lübcke (75.), 2:3 Sundov (100.). Schiedsrichterin: Daniela Illing (Limbach-Oberfrohna). Gelbe Karten: FFV 4x (Lübcke, Reichenbach, 2x Janitzki > Gelb/Rot 78.), MSV 4x (Vonkova, Morina, 2x Pulver > Gelb/Rot 90.). Zuschauer: 78 in der Sportschule “Egidius Braun”, Leipzig-Abtnaundorf.

Die 2. Runde des DFB-Pokals im Überblick:
www.dfb.de/dfb-pokal-der-frauen/spieltag/?no_cache=1

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