Alexander Zorniger verlässt RB Leipzig. Sportdirektor Ralf Rangnick und Vorstandschef Oliver Mintzlaff hatten dem Chefcoach am Sonntag eröffnet, mit Blick auf den sportlichen Negativ-Trend in den letzten Wochen zur Sommerpause, einen neuen Trainer verpflichten zu wollen. Zorniger bot daraufhin am Dienstag die sofortige Aufhebung seines bis 2016 laufenden Vertrages an. Die Nachfolge übernimmt bis zum Ende der Rückrunde U17-Trainer Achim Beierlorzer.

„Es war nach dieser intensiven und erfolgreichen Zeit natürlich nicht einfach, diese Entscheidung zu treffen. Doch aufgrund der mir gegenüber offen kommunizierten Absicht, im Sommer eine Veränderung vorzunehmen, ist es meiner Meinung nach besser, jetzt sofort einen Cut zu machen”, ließ der Fußball-Lehrer Fans und Medien ausrichten. “Ich wünsche der Mannschaft viel Erfolg für den weiteren Verlauf der Rückrunde und bedanke mich noch einmal bei allen Beteiligten für zweieinhalb tolle Jahre.”

Der 47-Jährige hatte die Rasenballer im Sommer 2012 übernommen. Nach drei Jahren Regionalliga-Zugehörigkeit stiegen die Rot-Weißen im Juni 2013 in die 3. Liga auf. In der Spielzeit 2013/14 gelang den Leipzigern unter Zorniger der direkte Durchmarsch in die 2. Bundesliga.

In der laufenden Saison geriet die sportliche Entwicklung trotz einiger teurer Neuverpflichtungen allerdings ins Stocken. Während die Defensive zu den besten der Liga zählt, produziert die Offensive insbesondere in fremden Stadien deutlich zu wenig Torgefahr. Die taktische Ausrichtung wirkte beim Sachsenderby in Aue am vergangenen Freitag aufgrund mangelnder Variabilität im Angriff leicht zu durchschauen.

Die Gastgeber hatten keine großen Mühen, die Leipziger Top-Stars Yussuf Poulsen und Emil Forsberg am eigenen Strafraum zu neutralisieren. Dass die Rasenballer riskant verteidigten, fiel dem Team letztlich auf die Füße. Das 0:2 bedeutete den sportlichen Fehlstart in das Jahr 2015.

Dabei soll der Club nach Willen des Sportdirektors Rangnick schon im kommenden Sommer in der Bundesliga spielen. Von einem direkten Aufstiegsplatz sind die Rot-Weißen im Augenblick jedoch sechs Punkte entfernt. In den letzten neun Spielen holten die Leipziger aber nur zehn von möglichen 27 Punkten. Die letzten fünf Partien endeten sieglos.

Der Kader ist nicht nur mit Abstand der wertvollste der Liga (Marktwert: ca. 29 Mio. Euro), sondern entspricht der Qualität eines heißen Aufstiegskandidaten. Dass sich Cheftrainer und Sportdirektor in der Öffentlichkeit zuletzt uneins über die sportlichen Ziele äußerten, rundet das schiefe Bild ab.

Zornigers Nachfolge übernimmt bis zum Sommer Achim Beierlorzer. Der gebürtige Erlanger coachte zuletzt die U17, die in der Junioren-Bundesliga Nord/Nordost die Tabelle mit sechs Zählern Vorsprung anführt. Im Seniorenbereich kann der Coach, der seinen Fußball-Lehrer wie Zorniger als Jahrgangsbester ablegte, bisher keine großen Stationen vorweisen. Der Gymnasiallehrer trainierte acht Jahre lang Herrenteams, davon ein Jahr in der Oberliga.

“Als ich gestern den Anruf von Herrn Rangnick erhalten habe, war ich überrascht”, berichtete der 47-Jährige am Mittwoch-Nachmittag der versammelten Leipziger Sportpresse. Den Aufstieg hält der neue Cheftrainer nach wie vor für möglich. Aber: “Ich denke nicht, dass es einfach wird.” Primäres Ziel sei jetzt, mit der Mannschaft wieder zu der Spielphilosophie zurückzufinden, die RB Leipzig in der ersten Hälfte der Hinrunde ausgezeichnet habe. “Aggressiver Angriffsfußball, der den Zuschauern Spaß macht, der die Kreativität der Spieler einfordert und den wir auch in den Jugendmannschaften praktizieren”, so Beierlorzer.

“Wir müssen dahin kommen, dass wir mehr Torchancen herausspielen”, ergänzte Rangnick. Für den Sportdirektor steht die Entwicklung der Mannschaft im Vordergrund. Deswegen sei die Verpflichtung eines externen Trainers in der augenblicklichen Situation keine Option gewesen. Das Gerücht, Thomas Tuchel hege Ambitionen auf den Job, hält sich seit Saisonbeginn hartnäckig und hatte Zornigers Position zusätzlich geschwächt. Der 41-Jährige hatte im vergangenen Mai überraschend beim FSV Mainz 05 das Handtuch geschmissen.

“Wir denken noch nicht daran, was im Sommer ist. Wir denken daran, was am Sonntag ist”, betonte Rangnick. Zu Spekulationen um die langfristige Zorniger-Nachfolge wollte sich der Sportdirektor nicht äußern. Das übrige Trainerteam bleibt vorerst unverändert. Assistenztrainer, Torwarttrainer und Fitnesscoaches bleiben in Amt und Würden.

Achim Beierlorzer hat vier Tage zur Verfügung, um die Profis auf das Heimspiel gegen den FSV Frankfurt (Sonntag/13:30 Uhr) vorzubereiten. Bis zum Anpfiff sind vier Trainingseinheiten angesetzt. Nach dem Abschlusstraining am Samstag, das hinter verschlossenen Türen stattfinden wird, zieht sich das Team erstmals in der laufenden Saison vor einem Heimspiel in ein Hotel zurück. Rangnick und Beierlorzer möchten die Isolation unter anderem für Gespräche mit der Mannschaft und einzelnen Spielern nutzen.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar