Der Pokal hat seine eigenen Gesetze, heißt es. Manchmal stimmt das sogar. Auf jeden Fall hat er seinen ganz eigenen Reiz, bietet er doch unterklassigen Mannschaften hin und wieder die Gelegenheit, ein "Spiel des Jahres" gegen große Namen des Fußballgeschäfts zu zelebrieren. So wie es am Sonntag die SG Taucha 99 tat. Im Viertelfinale des Landespokals hatte der Landesligist den FC Erzgebirge Aue zu Gast, der drei Ligen höher kickt.

Rund 1.300 Zuschauer waren bei Wind und Regen in Taucha dabei und sahen vor allem in der ersten Halbzeit couragiert auftretende Gastgeber. Aue hatte Mühe, sich zwingende Torchancen zu erarbeiten. So dauerte es immerhin bis zur 36. Minute, bis der Drittligist durch Mario Kvesic endlich mit 0:1 in Führung gehen konnte. Mehr ließ die SG Taucha bis zum Pausentee nicht zu, hatte ihrerseits sogar den postwendenden Ausgleich auf dem Fuß.

“Wir sind in der ersten Halbzeit sensationell aufgetreten, haben taktisch, läuferisch und vom Einsatz her alles eingebracht, was für uns möglich war”, zeigte sich Taucha-Keeper Thomas Wedemann mit seiner Mannschaft sehr zufrieden. Augenzwinkernd fügte er hinzu: “In der Halbzeit fielen in der Auer Kabine nicht nur positive Worte”.

Torhüter Thomas Wedemann (Taucha) musste achtmal hinter sich greifen. Foto: Jan Kaefer
Torhüter Thomas Wedemann (Taucha) musste achtmal hinter sich greifen. Foto: Jan Kaefer

Die lautstarke Ansprache von Veilchen-Coach Pavel Dotchev schien allerdings Wirkung gezeigt zu haben, denn nach Wiederanpfiff drehte der Drittligist richtig auf. Innerhalb von nur sechs Minuten machte der neu in die Partie gekommene Tom Nattermann mit einem Hattrick endgültig alles klar (0:4/ 70.). Weitere “Kisten” folgten, so dass die SG Taucha am Ende mit 0:8 dennoch unter Wert geschlagen wurde.

“In der zweiten Halbzeit legten die Auer deutlich an Spieltempo und Zielstrebigkeit zu. Wir sind nach den drei schnellen Gegentoren in wenigen Minuten leider komplett auseinandergebrochen. Da war der Unterschied von drei Ligen doch deutlich zu erkennen”, befand Keeper Wedemann. “Mich  persönlich ärgert die zweite Halbzeit trotzdem, da ich sieben Gegentore in 26 Minuten zu viel finde. Dort haben wir es versäumt, uns für unseren über weite Strecken sehr guten Auftritt mit dem richtigen Ergebnis – weniger als fünf Gegentore – zu belohnen”.

Der Tauchaer Kapitän Daniel Schneider im Kopfballduell mit Mike Könnecke. Foto: Jan Kaefer
Der Tauchaer Kapitän Daniel Schneider im Kopfballduell mit Mike Könnecke. Foto: Jan Kaefer

Zwar ist sich der 30-Jährige der Grenzen durchaus bewusst, die ein Drittligist einem Landesligisten zwangsläufig setzt, dennoch geht er mit sich selbst in die Kritik. “Ich hätte von mir selbst eine bessere Leistung erwartet und dem Team zwei bis drei Gegentore erspart, indem ich auch mal einen Hundertprozentigen wegnehme”, räumte er gegenüber L-IZ.de ein.

Dem Gesamterlebnis tat aber auch das keinen Abbruch. “Ich denke, es war für uns Spieler, die vielen ehrenamtlichen Helfer und die Stadt Taucha ein sehr besonderer Tag, auf den wir hart hingearbeitet haben – auch wenn die Stimmung aufgrund der Ereignisse von Paris natürlich bei allen Beteiligten gedrückt war”, so Wedemann.

Feine Ballbehandlung von David Reich. Foto: Jan Kaefer
Feine Ballbehandlung von David Reich. Foto: Jan Kaefer

Nach dem Tanz auf der großen Bühne kehrt für ihn und sein Team schnell wieder der harte Sechstliga-Alltag ein. Dort hängen die Rand-Leipziger fast schon aussichtslos auf dem letzten Tabellenplatz fest. Schon am Mittwoch (14 Uhr) sollen deshalb zu Hause drei Punkte gegen Hohenstein-Ernstthal her. “Wir müssen jetzt dringend in Tritt kommen und dreifach punkten”, fordert der Torhüter.

“Danach stehen für uns bis zum Ende der Herbstrunde  noch drei weitere ‘Endspiele’ an, aus denen wir viele Punkte holen müssen, um vielleicht doch noch eine kleine Chance auf den Klassenerhalt zu haben”. Mit einer Leistung wie in der ersten Pokalhalbzeit gegen Aue sollte das machbar sein.

Die Statistik zum Spiel:
www.fussball.de/spiel/sg-taucha-99-fc-erzgebirge-aue…

Schweigeminute vor Spielbeginn, im Gedenken an die Terroropfer von Paris. Foto: Jan Kaefer
Schweigeminute vor Spielbeginn, im Gedenken an die Terroropfer von Paris. Foto: Jan Kaefer

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