Pünktlich zum wohl bevorstehenden Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga scheint Rasenballsport Leipzig eine Antwort auf eine der letzten offenen Fragen gefunden zu haben: Wie sieht's aus in Sachen Hymne? Dabei deutet sich nun eine überraschende Lösung an. Statt nur einer könnte es ab dem Sommer gleich zwei Lieder geben: eine offizielle Vereinshymne und eine von Fans selbst erdachte und gesungene.

In den Anfangsjahren des 2009 gegründeten Vereins RB Leipzig spielte das Thema Hymne nur eine geringe Rolle. Damals beschäftigten sich Funktionäre und Anhänger vor allem mit der Stadionfrage, den ersten Fanclubgründungen, zaghaft ansteigender Bereitschaft zu Auswärtsfahrten und der drohenden Endlosschleife in der Regionalliga. Vereinshymnen, also jene vor Anpfiff gespielten und lautstark mitgesungenen Lieder, kennt man bis zum heutigen Tag nur aus anderen Stadien. Fast immer, wenn dieses Thema in den vergangenen Jahren zur Diskussion stand, fiel auch der Name des „Prinzen“-Sängers Sebastian Krumbiegel.

Bereits im Sommer 2011 äußerte der gebürtige Leipziger und selbsternannte „Lokalpatriot“ grundsätzlich Bereitschaft, diese Lücke im Sortiment der Rasenballer zu füllen. Es wäre in vielerlei Hinsicht eine naheliegende Wahl: Krumbiegel steht für die Stadt wie kaum ein anderer populärer Künstler, war „ganz früher“ einmal Fan von Chemie Leipzig – also so wie viele andere Stadiongänger auch – und positioniert sich klar gegen Rassismus und für Geflüchtete. Auch das liegt ganz auf einer Linie mit den jüngeren Aktivitäten des Vereins.

Laut „Leipziger Volkszeitung“ steht nun fest, dass Krumbiegel tatsächlich eine Hymne kreieren soll – gemeinsam mit dem Thomanerchor. Diese werde angeblich zu Beginn der neuen Saison erstmals zu hören sein – oder noch in der laufenden, sollte sich RB Leipzig frühzeitig den Aufstieg sichern. Für die Variante mit dem Thomanerchor spricht auch eine Äußerung des Stadionsprechers von St. Pauli vor dem RBL-Auswärtsspiel am vergangenen Freitag. Traditionell kommen die Gästefans in Hamburg in den Genuss ihrer eigenen Vereinshymne. Der Stadionsprecher erklärte, dass es eine solche bei RB Leipzig nicht gebe, er jedoch von einer geplanten Zusammenarbeit mit dem Thomanerchor gehört habe.

Die User im Fanforum der Rasenballer diskutieren insbesondere die Personalie Krumbiegel schon seit Jahren kontrovers. Dementsprechend sorgt die neueste Meldung sowohl für Be- als auch Entgeisterung. Für Irritationen sorgt der LVZ-Artikel jedoch auch aus einem anderen Grund: Erst am Montag hatte der Fanverband dazu aufgerufen, konkrete Vorschläge für eine Fanhymne einzureichen. Bis zum 9. März hätten Anhänger Gelegenheit, ein Lied zu texten und selbst einzusingen. Gemeinsam mit Vertretern des Vereins wolle man dann eine Vorauswahl treffen und über den Sieger abstimmen lassen.

„Der Verein lässt uns freie Hand und hat uns versichert, dass die Fanhymne im Stadion gespielt wird“, erklärt Fanvertreter Thomas Herfurth. „Dass er eine zweite Hymne erstellen möchte, ist kein Problem für uns. Das gibt es bei anderen Vereinen auch.“ Zudem habe man mit dieser Vorgehensweise bereits gerechnet. Fast zwei Jahre lang habe der Fanverband den Verein dazu gedrängt, sich intensiv Gedanken über eine Hymne zu machen. Ende Oktober sei dann schließlich signalisiert worden, dass sich die Fans in Eigenregie der Sache annehmen sollen und dürfen.

Bereits am Dienstag seien fünf eingesungene Vorschläge im virtuellen Briefkasten des Fanverbandes gelandet – aus verschiedenen Musikrichtungen. Ob sich Fan- und Vereinshymne im Stadion durchsetzen werden, mag Herfurth nicht vorherzusagen. „Wenn die Vereinshymne uns als Fans widerspiegelt und wir uns mit ihr identifizieren können, wird sie bestimmt gut ankommen“, vermutet der Fanvertreter.

Der Verein wollte die Spekulationen der LVZ zu Künstlern und Zeitpunkt der Präsentation weder bestätigen noch dementieren. Grundsätzlich sei man laut Pressesprecher Benjamin Ippoliti jedoch gerade dabei, eine eigene Hymne zu entwickeln. Auch dem von den eigenen Fans gestalteten Lied blicke man zuversichtlich entgegen.

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